Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kunst aus der Natur und in der Natur

Kunst Hama Lohrmann hat für den LandArt-Pfad ein achtes Kunstwerk gebaut. Der Weg bei Bonstetten kommt gut an. Doch seit einigen Tagen fehlt eine riesige Wurzel

- VON MANUELA BAUER

Der Mensch ist in einem Larvenstad­ium stehen geblieben. Er steckt in einem Käfig und kommt da auch nicht heraus. Diese – zugegeben etwas pessimisti­sche – Sicht auf die Welt hat Hama Lohrmann. Er bringt sie in seinem neuen Kunstwerk zum Ausdruck. Aus Bambusstäb­en und Holzstämme­n hat er einen großen Holzkäfig gebaut, der nun im Wald bei Bonstetten steht. Er ist eine weitere Station auf dem LandArt-Pfad.

Acht Kunstwerke stehen mittlerwei­le entlang des Pfads, der vor zwei Jahren eröffnet wurde. Das Angebot kommt gut an. Bei den Führungen mit dem Künstler sind stets viele Teilnehmer dabei. Und egal, wann er zu Fuß oder mit dem Rad um Bonstetten unterwegs ist: Auf dem knapp sechs Kilometer langen Weg seien immer Leute, berichtet Bürgermeis­ter Anton Gleich. Das hat auch Hama Lohrmann gemerkt, als er sein neues Kunstwerk gestaltet hat. Da habe er sogar ein Ehepaar aus dem Schwarzwal­d getroffen, das sich seine Werke angeschaut hat, erzählt er.

„LandArt“heißt seine Kunst. Sie entsteht aus der Natur und in der Natur. Mit Materialie­n, die er dort findet: Holz, Stein, Sand, Moos. Nägel oder Kleber verwendet er nicht. Die Werke verändern sich mit der Zeit, durch die Witterung und wenn Gras darüber wächst. Irgendwann werden sie sich ganz auflösen. Das ist so gewollt. Trotzdem ist Lohrmanns Konzept, die Kunstwerke einfach selbst zu überlassen, nicht ganz aufgegange­n, erzählt er. „Im Wald fällt einfach unheimlich viel Zeug runter.“Die Folge: „Was am Boden liegt, wird zugeschütt­et.“Deshalb ist der Diedorfer regelmäßig unterwegs, um seine Werke freizuräum­en. Und sein neues hat er darum auch auf Stützen gebaut.

Auch die Besucher meldeten sich in der Gemeinde, wenn es etwas zu reparieren gebe, sagt der Bürgermeis­ter. Manchmal sind es Kleinigkei­ten, die vielleicht ein Hund oder ein Kind verändert hat, sagt Lohrmann. Mutwillige Zerstörung­en gebe es aber selten. Bisher. Seit einigen Tagen fehlt eine riesige Wurzel von Kunstwerk Nummer drei. Lohrmann hatte dieses vergangene­s Jahr gebaut. Seit einigen Tagen ist der große Wurzelstoc­k weg. Waren es Diebe? Oder Waldarbeit­er? Der Künstler hat keine Ahnung. Die Wurzel war jedenfalls so groß, dass sie mindestens zwei Leute weggeschaf­ft haben müssen, sagt er. Und sie war eigentlich fest in den Boden versich graben, mit dem Stamm nach unten. Lohrmann hat sie aufwendig bearbeitet: „Es hat einen Tag gedauert, bis sie so schön war.“Er hofft, dass sie doch noch wieder auftaucht – damit die Waldspazie­rgänger seine Kunst an allen acht Stationen bestaunen können. Das Angebot im Wald bei Bonstetten ist etwas Besonderes, betont Götz Beck, Tourismusd­irektor der Regio Augsburg, die das Projekt mit dem Landkreis realisiert hat: Es gebe nirgendwo in Deutschlan­d einen größeren LandArt-Pfad. Und Hama Lohrmann sei sowieso „einer der besten LandArt-Künstler in Europa“. Beck erklärt: „Unser Ziel ist es, durch die Verfremdun­g der Materialie­n eine höhere Sensibilit­ät für die Natur zu schaffen.“

Der Kunstpfad soll sich übrigens weiterhin verändern: Nicht nur, weil das die Materialie­n tun. Jedes Jahr kam bisher ein Kunstwerk dazu. Nächsten Herbst wird Lohrmann das vorerst letzte gestalten. Aber Beck denkt darüber nach, „ob wir eventuell noch weitermach­en“.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Das achte Kunstwerk, das Hama Lohrmann (MItte) für den LandArt-Pfad geschaffen hat, ist ein großer Holzkäfig. Er stellte es (von links) Benjamin Walter, Karin Hauber, Walter Aumann, Anton Gleich, Sonja Wolf, Götz Beck, Sabine Grünwald und Uli Gerhard...
Foto: Marcus Merk Das achte Kunstwerk, das Hama Lohrmann (MItte) für den LandArt-Pfad geschaffen hat, ist ein großer Holzkäfig. Er stellte es (von links) Benjamin Walter, Karin Hauber, Walter Aumann, Anton Gleich, Sonja Wolf, Götz Beck, Sabine Grünwald und Uli Gerhard...
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Archivfoto: Ursula Puschak Mittelpunk­t des dritten Kunstwerks auf dem Pfad war eine Wurzel. Diese ist nun verschwund­en.

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