Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Leben mit schweren und frohen Stunden
Geburtstag Gebürtige Augsburgerin Selma Weckermann wurde 100 Jahre
Als Selma Weckermann am 22. Oktober 1916 in Augsburg das Licht der Welt erblickte, tobte der Erste Weltkrieg, Deutschlands Staatsoberhaupt war Kaiser Wilhelm II. Selma Weckermann kann nicht glauben, dass sie jetzt hundert Jahre alt wurde. Sie lebt im Johannesheim in Meitingen.
Ihr Kindheit war glücklich. Sie wuchs mit ihren zwei Schwestern in der Jakobervorstadt in Augsburg auf. Ihre Schulzeit verbrachte sie in der Hallschule und in der MariaStern-Schule. Die Lehrerinnen waren damals sehr streng, „wer beim Ausfragen wenig wusste, erhielt drei Tatzen“, erzählt Selma Weckermann.
In der Lehre bei der Wachszieherei Albertshauser lernte sie ihren Mann Anton kennen und lieben. 1939 heirateten die beiden und 1940 kamen die Zwillinge Hanni und Roman zur Welt. Doch wenige Wo- chen nach der Geburt der Kinder verunglückte ihr Mann Anton bei einem Arbeitsunfall tödlich. An den schrecklichsten Tag in ihrem Leben erinnert sich Selma Weckermann, als sei es gestern gewesen.
Fortan zog sie ihre beiden Kinder alleine groß. Während des Zweiten Weltkriegs stand sie nach einem Luftangriff vor den Trümmern ihrer Wohnung. Nach diesem Ereignis zog sie für ein paar Jahre mit ihren Kindern nach Oberstdorf; dort fand sie eine Anstellung auf einem Bauernhof in 1800 Metern Höhe. Doch das Heimweh nach Augsburg war groß. Sie ging zurück und fand eine Arbeit bei Messerschmitt. Die Kinder waren untertags im Kinderheim. Selma Weckermann war immer ganz für ihre Kinder da, und als „Oma Weckermann“war sie sofort zur Stelle, als ihr Enkel Armin auf die Welt kam. Sie übernahm ganz selbstverständlich die Betreuung. 1970 dann ein weiterer Schicksalsschlag: Mit nur 30 Jahren verstarb ihr Sohn Roman.
Doch Selma Weckermann blickt mit Stolz auf ihr langes Leben zurück. Neben schweren Stunden gab es auch ganz viel Humor und Frohsinn der rüstigen, lebenslustigen Seniorin, die sich mit langen Spaziergängen und mit Gartenarbeit fit hält. Der Umzug nach Meitingen ist ihr nicht leicht gefallen „einen alten Baum verpflanzt man nicht“sagte sie lächelnd.
Drei Jahre ist sie jetzt hier im Johannesheim und auch beim Singen, Kraft- und Balancetraining und bei den geselligen Abendtreffs immer dabei. Die Blumen auf ihrer Terrasse pflegt sie liebevoll. Ihren Geburtstag feierte sie im Kreise ihrer Familie mit Tochter, zwei Enkeln und drei Urenkeln, und auch das Johannesheim organisierte ein großes Fest im Wintergarten.