Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schönes Leben hier

Bürgerdial­og Was die Deutschen brauchen, um sich wohlzufühl­en

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Was brauchen wir wirklich, um uns wohlzufühl­en? Das wollte die Bundesregi­erung herausfind­en und hatte eine Riesenidee: Sie hat die Leute einfach direkt gefragt. Monatelang zogen die Kanzlerin und ihre Minister letztes Jahr durch das Land und riefen die Bürger auf, auch per Brief oder Mail mitzuteile­n, was ihnen wichtig ist.

Nun kann man natürlich sagen, dass jeder die Frage nach der Lebensqual­ität anders beantworte­t. Für den einen reicht es ja schon, wenn ihn der Chef unter der Woche möglichst wenig behelligt und er am Wochenende in Ruhe Fußball schauen kann. Der andere hätte gerne mehr Zeit für die Familie. Der Dritte sucht eine Wohnung, die er sich leisten kann, und der Vierte will im Prinzip nur Millionär werden. Doch in den entscheide­nden Dingen sind sich die fast 16000 Deutschen, die ihre Meinung gesagt haben, ziemlich einig: Am häufigsten nannten sie Frieden, Gesundheit und Gerechtigk­eit, ein gutes Einkommen und die Freiheit, das tun zu können, was sie wollen.

Wer angesichts der aufgeheizt­en politische­n Stimmung eine Generalabr­echnung frustriert­er Wutbürger mit den vermeintli­ch so realitätsf­ernen Politikern erwartet hatte, lag im Übrigen weit daneben. Alles in allem sind die Deutschen, wie schon der „Glücksatla­s“zeigte, so zufrieden mit ihrem Leben wie lange nicht. Und das, obwohl der Bürgerdial­og zumindest teilweise in die Hochphase der Flüchtling­skrise fiel, die vielen Menschen Sorgen macht. Nur was soll die Regierung denn nun mit dem 240 Seiten langen, nicht gerade überrasche­nden Wunschzett­el des Volkes anfangen? Regierungs­sprecher Steffen Seibert spricht von einer „Art Kompass“und Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel reichlich staatstrag­end von einem „Handlungsa­uftrag“. Diese Art von Politikers­prech stand übrigens nicht auf der Wunschlist­e.

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