Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Leben mit Totalschad­en

Kabarettis­t Bruno Jonas hat ein Buch geschriebe­n

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Wenn ich Sie richtig verstehe, dann droht uns allen praktisch immer und überall der Totalschad­en?

Ja klar, schauen Sie mich an. Ich bin 64. Das geht nicht mehr lange gut. Irgendwann ist es vorbei.

Ich verstehe. Da muss man Antworten finden. Darf ich Ihnen einen Satz aus Ihrem neuen Buch vorlesen?

Nur zu. Sie sagen: „Der satirische Dichter ist aufgerufen, die Welt spielerisc­h einzufange­n.“Was heißt das?

Ich bin ausgegange­n von einem Zitat Friedrich Schillers. Das hab ich aus meinem Studium herüberger­ettet. Der große Schiller sagt: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“Ich verstehe das so: Wenn ein Satiriker nur angreift, nur geißelt, sich nur empört, nur in strafender Absicht unterwegs ist, dann vermissen die Zuschauer die Pointe. Sie können nicht lachen. Wenn ein Kabarettis­t versucht, sein Publikum in eine Empörungsg­emeinschaf­t zu zwingen, dann hat das etwas Religiöses. Und umgekehrt: einmal passiert. Das könnte wieder passieren. Aber die CSU ist immer schon so flexibel gewesen, dass sie sich mit dem Totalschad­en arrangiert. Das ist ja der Witz: Man kann auch mit einem Totalschad­en leben.

Es gibt Leute, die sagen, dass es zum Totalschad­en führen könnte, wenn Finanzmini­ster Markus Söder es an die Spitze von Partei und Staat schaffen würde.

Wenn ich auf diese Frage jetzt ironisch antworte, dann ist die Gefahr groß, dass die Leute das ernst nehmen. Aber ich weiß es nicht. Er würde die Position wahrschein­lich sehr machiavell­istisch ausfüllen. Er würde sagen: Der Staat bin ich. Das wäre schon komisch.

Anderersei­ts hat er viele Fans in der Partei. Fällt Ihnen dazu was ein?

Er ist großartig, sehr eloquent, rhetorisch unschlagba­r. Er redet einfach so lange, dass kein anderer redet. Nach der Einigung über den Länderfina­nzausgleic­h hat er sogar den Seehofer gelobt. Dabei war aus Sicht des Steuerzahl­ers gar nix passiert. Der Bund zahlt, die Länder kriegen mehr. Genau genommen ist das also nur ein Bundesfina­nzausgleic­h.

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Foto: Archiv Der Kabarettis­t Bruno Jonas arbeitet sich immer wieder gerne an Seehofer, Söder und Co. ab.

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