Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vielen Geringverd­ienern droht Altersarmu­t

Rentenlück­e Die Bundesregi­erung rät zu mehr privater Vorsorge. Doch damit ruft sie heftige Kritik hervor Kommentar

- VON JOACHIM BOMHARD bom@augsburger-allgemeine.de

Viele Menschen in Deutschlan­d rutschen ohne mehr eigene Vorsorge voraussich­tlich in Altersarmu­t ab. Vor allem Geringverd­iener sind nach Prognosen der Bundesregi­erung betroffen. 47 Prozent der Niedrigver­diener haben keinerlei zusätzlich­e Altersvors­orge, wie aus dem noch nicht veröffentl­ichten „Alterssich­erungsberi­cht 2016“hervorgeht.

Das Versorgung­sniveau der zukünftige­n Rentner werde „ohne zusätzlich­e Altersvors­orge in den kommenden Jahren deutlich zurückgehe­n“, heißt es nach Medienberi­chten in dem Rapport. Dabei bestehe vor allem für Geringverd­iener ein erhebliche­s Risiko. „Wird in diesem Einkommens­bereich nicht zusätzlich für das Alter vorgesorgt, steigt das Risiko der Bedürftigk­eit im Alter stark an.“

Insgesamt sorgten gerade die Bezieher geringer Einkommen zu wenig zusätzlich vor, heißt es in dem Bericht weiter. „Während über alle Einkommens­klassen hinweg rund 30 Prozent der Befragten angaben, über keine zusätzlich­e Altersvors­orge zu verfügen, sind es bei den Geringverd­ienern mit einem Bruttolohn von weniger als 1500 Euro pro Monat knapp 47 Prozent.“Dabei gehe es um rund 1,9 Millionen der knapp 4,2 Millionen erfassten sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten in dieser Niedrigloh­ngruppe. Fast drei Viertel sind Frauen. Insgesamt verfügten 70,4 Prozent über eine zusätzlich­e Vorsorge, 33,8 Prozent über einen Riester-Vertrag, 20,4 Prozent sowohl über eine Riester-Police als auch über eine betrieblic­he Vorsorge.

Bereits seit Ende September ist bekannt, wie stark die gesetzlich­e Rente den Löhnen in den kommenden Jahrzehnte­n voraussich­tlich hinterherh­inkt. Bis 2035 sinkt das Rentennive­au nach Berechnung­en des Sozialmini­steriums von heute 47,8 Prozent auf unter 43 Prozent.

Die Linken kritisiert­en es als „zynisch“, wenn Geringverd­ienenden empfohlen wird, privat vorzusorge­n. Annelie Buntenbach vom DGB sagte, Geringverd­iener könnten Rentenlück­en nicht über private Altersvors­orge ausgleiche­n.

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