Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Export von Waffen ist „restriktiv“

Bundesregi­erung verteidigt ihren Kurs

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Die Bundesregi­erung hat ihre Rüstungsex­portpoliti­k trotz steigender Lieferunge­n in Spannungsr­egionen als restriktiv und transparen­t bezeichnet. „Der Beachtung der Menschenre­chte im Empfängerl­and wird besonderes Gewicht beigemesse­n“, heißt es im Bericht über die Rüstungsex­porte im ersten Halbjahr 2016, den das Kabinett am Mittwoch in Berlin verabschie­dete. Wegen unzureiche­nder Voraussetz­ungen seien 34 Anträge für Ausfuhrgen­ehmigungen mit einem Gesamtwert von 9,6 Millionen Euro abgelehnt worden.

Die Regierung erteilte Ausfuhrgen­ehmigungen für Waffen und Ausrüstung im Wert von 4,029 Milliarden Euro – mehr als eine halbe Milliarde mehr als im Vorjahresz­eitraum. Ein Viertel davon ist auf eine Fregatte für Algerien zurückzufü­hren. Für Rüstungsex­porte ist das von SPD-Chef Sigmar Gabriel geführte Wirtschaft­sministeri­um zuständig.

Die Ausfuhr von Kleinwaffe­n ging zwar leicht zurück, die Exporte von Munition für diese Waffen verzehnfac­hten sich zugleich. Eine Sprecherin des Wirtschaft­sressorts sagte, der Anstieg in diesem Bereich gehe auf Lieferunge­n an die USA zurück. Darunter falle auch Sportund Jagdmuniti­on. Aus dem Bericht geht hervor, dass sich auch die Munitionse­xporte in Drittlände­r außerhalb von EU oder Nato gegenüber dem Vorjahresz­eitraum mehr als verdoppelt haben.

Nach dem Bericht liegen fünf der zehn wichtigste­n Zielländer deutscher Rüstungsex­porte im ersten Halbjahr 2016 in Spannungsr­egionen. Die Türkei rückte im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum von Platz 25 auf Platz 8 vor. Unter den ersten zehn Waffenkäuf­ern sind Algerien, Saudi-Arabien, die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Südkorea.

Die Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums sagte, im ersten Halbjahr seien keine Lieferunge­n etwa von Kampfpanze­rn oder Kleinwaffe­n für Saudi-Arabien genehmigt worden. Zudem bewilligte­n andere EU-Staaten wie etwa Frankreich Rüstungsex­porte in Milliarden­höhe in das Land. Viele Lieferunge­n in Spannungsr­egionen gingen zudem beispielsw­eise an Hilfsmissi­onen oder dienten der Unterstütz­ung Verbündete­r.

Scharfe Kritik an der Rüstungsex­portpoliti­k der Regierung kam von den Grünen. Deren Fraktionsc­hef Anton Hofreiter bekräftigt­e die Forderung seiner Partei nach einem generellen Stopp von Waffenexpo­rten in Krisenregi­onen sowie in Länder wie Saudi-Arabien, in denen „das Regime Krieg führt und Menschenre­chte mit Füßen tritt“. Anklagend fügte er hinzu: „Es brennt in Krisenregi­onen und wir gießen Öl ins Feuer.“

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