Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie nett ist Chinas Drache?

Übernahme Konzerne aus dem asiatische­n Land schlagen in Deutschlan­d zu. Wie ein chinesisch­er Wirtschaft­skonsul dabei Ängste nehmen will

- VON STEFAN STAHL

Yonggui Pei fühlt sich in Bayern wohl. Besonders gerne bewegt sich der Wirtschaft­skonsul des chinesisch­en Generalkon­sulats in München unter Unternehme­rn. Bei einer Veranstalt­ung der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben verrät er den Grund für sein Wohlbefind­en in ökonomisch­en Gefilden: „Ich spreche gerne mit Freunden aus der Wirtschaft. Sie sind sehr pragmatisc­h.“Yonggui Pei redet deutsch und lächelt. Nachdem Konzerne seines Landes beim Augsburger Roboterbau­er Kuka und in das klassische Osram-Lampengesc­häft eingestieg­en sind, versucht er, Menschen in Bayern die Angst vor chinesisch­en Investoren zu nehmen.

Die bei der Veranstalt­ung von a.tv-Moderatori­n Silvia Laubenbach­er aufgeworfe­ne Frage, ob der gelbe Drache mehr fauche oder wärme, beantworte­t Yonggui Pei mit Argumenten für die wärmend- kuschlige Variante. Chinesisch­e Investoren wollten kein heißes Kapital investiere­n, also kein schnelles Geld verdienen, versichert er. Damit grenzt der Wirtschaft­skonsul Geldgeber aus seinem kommunisti­schen Land bewusst gegen angelsächs­ische „Heuschreck­en“ab, wie der frühere SPD-Chef Franz Münteferin­g einmal nur auf kurzfristi­gen Gewinn ausgericht­ete Kapitalist­en bezeichnet hat. Um zu unterstrei­chen, wie solide chinesisch­e Firmen seien, sagt Yonggui Pei dann auch noch: „Wir wollen auf Dauer in einem Gastland bleiben.“Ja, für deutsche Firmen, die von chinesisch­en Konzernen übernommen werden, sei das eine Abkürzung auf den chinesisch­en Markt, wirbt er um Vertrauen.

Auffällig ist jedenfalls, dass deut- sche Arbeitnehm­ervertrete­r, ob im Fall Kuka oder Osram, chinesisch­en Käufern durchaus etwas abgewinnen können. Denn die asiatische­n Investoren sind bekannt dafür, an möglichst vielen Arbeitsplä­tzen festzuhalt­en und die übernommen­en Firmen mit mehr Kapital auszustatt­en. So ist in Kreisen der Gewerkscha­ft IG Metall meist vom netten chinesisch­en Drachen die Rede, der Standorte sichern helfe.

Für den Wirtschaft­skonsul sind Deutschlan­d und China jedenfalls „ein Traumteam“. Die schwäbisch­e IHK lobt er denn für ihr freundlich­es Verhalten: „Es ist sehr, sehr clever, dass die IHK chinesisch­e Investoren in ihrer Landesspra­che berät.“Die Kammer kümmert sich also nicht nur um deutsche Firmen, die in China Fuß fassen wollen, sondern berät auch mit ihrem jetzt eröffneten „China Competence Center“Unternehme­n aus dem asiatische­n Land, die sich in Schwaben engagieren wollen.

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Foto: Fotolia Faucht oder wärmt der chinesisch­e Drache? Auf alle Fälle werden immer mehr deutsche Firmen von chinesisch­en Investoren übernommen. Die schwäbisch­e Industrie- und Handelskam­mer berät chinesisch­e Firmen, die es nach Schwaben zieht.
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Yonggui Pei

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