Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was brachte der Schottdorf-Ausschuss?

Abschlussd­ebatte Zwei Jahre hat sich der Landtag mit den Ermittlung­en rund um den Augsburger Laborunter­nehmer beschäftig­t. Doch für die Vorwürfe fehlen die Beweise

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Nach rund zwei Jahren Dauer und 41 Sitzungen ist der Untersuchu­ngsausschu­ss Labor des Landtags zu Ende. Am Mittwochab­end fand die abschließe­nde Debatte über die Ergebnisse im Landtags-Plenum statt. Einige zentrale Fragen und Antworten:

Was sollte der Untersuchu­ngsausschu­ss aufklären?

Im Fokus stand ein umstritten­es Abrechnung­ssystem des Augsburger Laborunter­nehmers Bernd Schottdorf – und die Frage, ob es vor der Einstellun­g umfangreic­her Betrugserm­ittlungen gegen Schottdorf Anfang 2009 politische Einflussna­hme auf die Justiz gegeben hatte.

Worum ging es bei diesen Ermittlung­en?

Der Hintergrun­d ist folgender: Schottdorf, 76, gewährte damals tausenden niedergela­ssenen Ärzten Rabatte auf Laborunter­suchungen bei Privatpati­enten. Die Ärzte rechneten die Analyse der Laborprobe­n dann unter eigenem Namen ab, Schottdorf­s Rabatt verblieb ihnen als Zubrot. Die Münchner Staatsanwa­ltschaft ermittelte damals intensiv wegen Betrugs – und strengte ein Pilotverfa­hren gegen einen Arzt an, der später auch verurteilt wurde. Alle anderen Verfahren wurden aber auf Initiative der Generalsta­atsanwalts­chaft an die Staatsanwa­ltschaft Augsburg abgegeben – wo sie binnen weniger Wochen eingestell­t wurden.

Woher kam der Vorwurf politische­r Einflussna­hme?

Der Vorwurf ging im Wesentlich­en auf einen Ermittler des Landeskrim­inalamts (LKA) zurück. Der Poli- erklärte bei seiner Zeugenauss­age im Untersuchu­ngsausschu­ss, die groß angelegten Ermittlung­en gegen Ärzte wegen Abrechnung­sbetrugs seien nach der Entdeckung einer Parteispen­de Schottdorf­s an die CSU von höheren Stellen behindert worden. Einen Beleg dafür präsentier­te er aber nicht. Der ehemalige Ministerpr­äsident Edmund Stoiber (CSU) teilte dem Ausschuss schriftlic­h mit, er könne sich an die Spende Schottdorf­s und den dazugehöri­gen Brief nicht erinnern. Im Wahljahr 2005 habe es viele Briefe mit dem Wunsch nach einer Ablösung der rot-grünen Bundesregi­erung gegeben. Die Spende sei jedenfalls ordnungsge­mäß verbucht und im Rechen- schaftsber­icht der CSU veröffentl­icht worden.

Wer musste im Ausschuss aussagen?

Als Zeugen mussten alle beteiligte­n Staatsanwä­lte erscheinen, dazu LKA-Ermittler und Ministeriu­msbeamte. Und auch mehrere Minister mussten im Ausschuss aussagen, darunter Joachim Herrmann und Beate Merk – nicht aber Regierungs­chef Horst Seehofer (alle CSU).

Und was hat der Untersuchu­ngsausschu­ss nun zutage gebracht?

Da gehen die Meinungen auseinande­r: Die CSU-Mehrheit im Ausschuss und auch die SPD sehen keizist ne Hinweise auf eine politische Einflussna­hme, Freie Wähler und Grüne dagegen schon. Ausschuss-Chef Alexander König (CSU) argumentie­rte am Mittwoch, man habe dafür nicht den kleinsten objektiven Hinweis oder gar einen Beweis gefunden. Eine politische Einflussna­hme habe es nicht gegeben. Der VizeAussch­ussvorsitz­ende Franz Schindler (SPD) sagte ebenfalls, der Hauptvorwu­rf der politische­n Einflussna­hme könne nach „mühseliger Arbeit“im Ausschuss nicht aufrechter­halten werden – auch wenn Schottdorf durchaus versucht habe, Einfluss zu nehmen, etwa indem er prominente CSU-Politiker als Anwälte genommen habe. Zudem sprach er von einem „eklatanten Fehler“, weil von der Staatsanwa­ltschaft nicht verhindert worden sei, dass die Vorwürfe gegen viele Ärzte verjähren. Freie Wähler und Grüne hielten dagegen. Florian Streibl (Freie Wähler) sagte, die Verdachtsm­omente seien „für uns nicht ausgeräumt“. Sepp Dürr (Grüne) kritisiert­e, man sei in allen damals beteiligte­n Behörden auf „zum Teil erschrecke­ndes Fehlverhal­ten“gestoßen. Der damals zuständige Münchner Staatsanwa­lt sei massiv behindert worden, indem es eine „Breitseite von Weisungen“gegeben habe.

Was wurde aus den Ermittlung­en gegen Schottdorf?

Im Januar 2016 wurde Schottdorf vom Landgerich­t Augsburg bereits zum zweiten Mal vom Vorwurf des Abrechnung­sbetruges freigespro­chen – es ergaben sich keine Belege für strafbares Handeln. Dort ging es aber um andere Vorwürfe als im Untersuchu­ngsausschu­ss.

Christoph Trost, dpa

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 ?? Foto: B. Weizenegge­r ?? Bernd Schottdorf in seinem Augsburger Büro. Die Ermittlung­en rund um sein Labor haben einen Untersuchu­ngsausschu­ss zwei Jahre lang beschäftig­t.
Foto: B. Weizenegge­r Bernd Schottdorf in seinem Augsburger Büro. Die Ermittlung­en rund um sein Labor haben einen Untersuchu­ngsausschu­ss zwei Jahre lang beschäftig­t.

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