Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schmidt taucht ab
DFB-Pokal Krise in Leverkusen: Der Trainer schweigt, Rudi Völler tobt
Die Mannschaft desolat, Sportdirektor Rudi Völler entsetzt und der gesperrte Cheftrainer Roger Schmidt abgetaucht – nach der Pokalpleite bei den Sportfreunden Lotte spitzt sich die Lage beim Bundesligisten Bayer Leverkusen zu. Schmidt, der das Desaster beim Drittligisten am Dienstag im Mannschaftsbus via TV verfolgte, ließ sich auch am Tag danach nicht öffentlich blicken. Er will sich erst am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in Wolfsburg äußern.
Anders als nach Schmidts mit zwei Spielen Sperre bestraften Beschimpfungen des Hoffenheimer Kollegen Julian Nagelsmann nahm Völler den Chefcoach nicht mehr ganz von seiner Generalkritik aus. „Wir haben einen Trainer, der sicher ein paar Fehler gemacht hat“, gestand Völler nach dem 120-MinutenFight (2:2) und der denkwürdigen ZweitrundenNiederlage im Elfmeterschießen (3:4). Der Sportchef mochte keine Diskussion um Schmidt lostreten, doch der 49-Jährige dürfte auf Bewährung arbeiten. Innerhalb weniger Wochen droht der vor der Saison hoch gehandelte Werksklub sämtliche Saisonziele zu verspielen. In der Bundesliga auf Platz elf abgerutscht, in der Champions League ein Wackelkandidat, im Pokal so früh raus wie seit fünf Jahren nicht.
„Es ist eine sehr schwierige Situation“, räumte Stefan Kießling vor den „wichtigen, wegweisenden Spielen“in Wolfsburg und in der Königsklasse vier Tage später bei Tottenham Hotspur ein. „Jetzt haben wir uns durch
die ganze Scheiße ein Ziel kaputt gemacht. Wir müssen sehen, dass wir als Mannschaft wieder in die Erfolgsspur kommen“, klagte der Stürmer.
Für das Kollektiv-Versagen des taumelnden Millionen-Ensembles, das trotz Verletzungsproblemen elf Nationalspieler in der Startelf aufbot, hatte niemand eine plausible Erklärung. Rudi Völler stellte dem Team mit deutlichen Worten ein fatales Zeugnis aus. „Wenn man mit einem Mann mehr in der Verlängerung in Führung geht, sollte nichts mehr anbrennen. Das ist an Dämlichkeit nicht zu überbieten.“
Mit dem Rückzug in den Mannschaftsbus in Lotte sendete Schmidt ein weiteres fatales Signal nach außen. Es erwies sich als Fehler, die nach drei Pflichtspielen ohne Sieg ohnehin verunsicherte Mannschaft durch den Verzicht auf Torhüter Bernd Leno, Julian Brandt und Benjamin Henrichs weiter zu schwächen.