Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nur die Haltestelle erinnert noch an Osram
Nahverkehr Das Werk an der Berliner Allee heißt zwischenzeitlich Ledvance und die Stadtwerke haben ein kleines Problem: Was macht man in solchen und ähnlichen Fällen mit dem Namen des Busstopps?
Die Berliner Allee ist eine Hauptverkehrsader. Ein dominierender Punkt auf dem mehr als zwei Kilometer langen Streckenabschnitt ist ein Fabrikgelände. Nicht nur die Augsburger, sondern viele Auswärtige verbinden mit dem Werk den Firmennamen Osram. Doch Osram gibt es an diesem Standort nicht mehr. Der orange Osram-Schriftzug, der jahrzehntelang Autofahrern, Radlern und Fußgängern entgegenleuchtete, ist vor einiger Zeit abgenommen worden. Jetzt prangt, ebenfalls in orangen Lettern und deshalb von vielen eher unbemerkt, Ledvance an den Werkshallen und den Schildern am Firmentor. Osram hat sein Lampengeschäft ausgegliedert und mit Ledvance eine hundertprozentige Tochter gegründet, die ab dem Geschäftsjahr 2017 einem Konsortium um den chinesischen LED-Spezialisten MLS gehört. Ist der 400 Millionen Euro schwere Verkauf vollzogen, endet die Geschichte von Osram in Augsburg – nach fast 100 Jahren.
Osram ist weg, aber nicht ganz. Wer mit dem Bus der Linie 33 (Schwabencenter bis Jakobertor) unterwegs ist, fährt an der Haltestelle „Osram“vorbei. Mancher Fahrgast steigt ein und aus. Es ist die einzige Buslinie der Stadtwerke an dieser „Osram“-Haltestelle. Am Stopp in der Berliner Allee stehen die Stadtwerke jetzt vor einem kleinen Problem, wie Pressesprecher Jürgen Fergg auf Anfrage bestätigt: „Bei den Haltestellennamen ist es wichtig, dass sich die Fahrgäste orientieren können. Ledvance kennt derzeit wohl kaum jemand. Wann die Haltestelle entsprechend umbenannt und wie sie dann heißen wird, kann ich derzeit noch nicht sagen.“
Mit viel Geld ist eine Umbenennung nicht verbunden. „Kosten und Aufwand halten sich in Grenzen. Schilder müssen ausgetauscht und Systeme, etwa auch in den Fahrkar- tenautomaten, angepasst werden“, sagt Fergg. Namensänderungen kämen eher selten vor. Es müssten triftige Gründe vorliegen, „zumal sich die Fahrgäste an den alten Namen gewöhnt haben“. Fergg nennt ein Beispiel: „So haben wir etwa mit der Umbenennung der Haltestelle Fachhochschule in Hochschule Augsburg etwas gewartet, bis die neue Bezeichnung bekannter wurde, vor allem auch, um sie zunächst nicht mit Universität zu verwechseln.“
Ein anderer Fall: Die Straßenbahnlinie 3 (Stadtbergen bis Haunstetten-West) fuhr jahrelang die Haltestelle „LfU“an. Der Name steht für das angrenzende Landesamt für Umwelt. Auf der anderen Straßenseite der Haltestelle ist zuletzt der Innovationspark mit den dortigen Forschungseinrichtungen und dem Technologiezentrum als Herzstück des Innovationsparks entstanden. Damit am Innovationspark kein Fahrgast vorbei fährt, taucht der Name an der Haltestelle auf: „Innovationspark/LfU“. Es ist mit Blick auf die Vielzahl der Haltestellen von Bus und Tram im Stadtgebiet eher ungewöhnlich, dass zwei Adressen namentlich auftauchen. Die Linie 3 macht hier generell eine Ausnahme: Es gibt auch die Haltestellen „Bukowina-Institut/PCI“und „BBW/Institut für Physik“.
Bei der Namensauswahl gibt es einige Vorgaben. „Normalerweise benennen wir Haltestellen nach den nächstgelegenen Querstraßen, also die nächste Abzweigung von der Hauptstraße. Außer es gibt markante Plätze, Gebäude oder Institutionen“, sagt Fergg. Meistens gehe die Initiative von den Stadtwerken aus, weil die Bezeichnung nicht mehr passe und ein neuer Haltestellenname treffender sei: „Anregungen kommen ferner von der Stadt, von Bürgern, Institutionen oder Firmen.“Im Stadtgebiet gibt es insgesamt 281 Haltstellen mit 668 Haltepunkten.