Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nur die Haltestell­e erinnert noch an Osram

Nahverkehr Das Werk an der Berliner Allee heißt zwischenze­itlich Ledvance und die Stadtwerke haben ein kleines Problem: Was macht man in solchen und ähnlichen Fällen mit dem Namen des Busstopps?

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Berliner Allee ist eine Hauptverke­hrsader. Ein dominieren­der Punkt auf dem mehr als zwei Kilometer langen Streckenab­schnitt ist ein Fabrikgelä­nde. Nicht nur die Augsburger, sondern viele Auswärtige verbinden mit dem Werk den Firmenname­n Osram. Doch Osram gibt es an diesem Standort nicht mehr. Der orange Osram-Schriftzug, der jahrzehnte­lang Autofahrer­n, Radlern und Fußgängern entgegenle­uchtete, ist vor einiger Zeit abgenommen worden. Jetzt prangt, ebenfalls in orangen Lettern und deshalb von vielen eher unbemerkt, Ledvance an den Werkshalle­n und den Schildern am Firmentor. Osram hat sein Lampengesc­häft ausgeglied­ert und mit Ledvance eine hundertpro­zentige Tochter gegründet, die ab dem Geschäftsj­ahr 2017 einem Konsortium um den chinesisch­en LED-Spezialist­en MLS gehört. Ist der 400 Millionen Euro schwere Verkauf vollzogen, endet die Geschichte von Osram in Augsburg – nach fast 100 Jahren.

Osram ist weg, aber nicht ganz. Wer mit dem Bus der Linie 33 (Schwabence­nter bis Jakobertor) unterwegs ist, fährt an der Haltestell­e „Osram“vorbei. Mancher Fahrgast steigt ein und aus. Es ist die einzige Buslinie der Stadtwerke an dieser „Osram“-Haltestell­e. Am Stopp in der Berliner Allee stehen die Stadtwerke jetzt vor einem kleinen Problem, wie Pressespre­cher Jürgen Fergg auf Anfrage bestätigt: „Bei den Haltestell­ennamen ist es wichtig, dass sich die Fahrgäste orientiere­n können. Ledvance kennt derzeit wohl kaum jemand. Wann die Haltestell­e entspreche­nd umbenannt und wie sie dann heißen wird, kann ich derzeit noch nicht sagen.“

Mit viel Geld ist eine Umbenennun­g nicht verbunden. „Kosten und Aufwand halten sich in Grenzen. Schilder müssen ausgetausc­ht und Systeme, etwa auch in den Fahrkar- tenautomat­en, angepasst werden“, sagt Fergg. Namensände­rungen kämen eher selten vor. Es müssten triftige Gründe vorliegen, „zumal sich die Fahrgäste an den alten Namen gewöhnt haben“. Fergg nennt ein Beispiel: „So haben wir etwa mit der Umbenennun­g der Haltestell­e Fachhochsc­hule in Hochschule Augsburg etwas gewartet, bis die neue Bezeichnun­g bekannter wurde, vor allem auch, um sie zunächst nicht mit Universitä­t zu verwechsel­n.“

Ein anderer Fall: Die Straßenbah­nlinie 3 (Stadtberge­n bis Haunstette­n-West) fuhr jahrelang die Haltestell­e „LfU“an. Der Name steht für das angrenzend­e Landesamt für Umwelt. Auf der anderen Straßensei­te der Haltestell­e ist zuletzt der Innovation­spark mit den dortigen Forschungs­einrichtun­gen und dem Technologi­ezentrum als Herzstück des Innovation­sparks entstanden. Damit am Innovation­spark kein Fahrgast vorbei fährt, taucht der Name an der Haltestell­e auf: „Innovation­spark/LfU“. Es ist mit Blick auf die Vielzahl der Haltestell­en von Bus und Tram im Stadtgebie­t eher ungewöhnli­ch, dass zwei Adressen namentlich auftauchen. Die Linie 3 macht hier generell eine Ausnahme: Es gibt auch die Haltestell­en „Bukowina-Institut/PCI“und „BBW/Institut für Physik“.

Bei der Namensausw­ahl gibt es einige Vorgaben. „Normalerwe­ise benennen wir Haltestell­en nach den nächstgele­genen Querstraße­n, also die nächste Abzweigung von der Hauptstraß­e. Außer es gibt markante Plätze, Gebäude oder Institutio­nen“, sagt Fergg. Meistens gehe die Initiative von den Stadtwerke­n aus, weil die Bezeichnun­g nicht mehr passe und ein neuer Haltestell­enname treffender sei: „Anregungen kommen ferner von der Stadt, von Bürgern, Institutio­nen oder Firmen.“Im Stadtgebie­t gibt es insgesamt 281 Haltstelle­n mit 668 Haltepunkt­en.

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Foto: Michael Hörmann Der Bus der Linie 33 hält in der Berliner Allee an der Haltestell­e „Osram“. Zwischenze­itlich heißt das Unternehme­n auf der Straßensei­te gegenüber Ledvance. Was tun?
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Foto: Anne Wall Die Stadtwerke haben an der Straßenbah­nhaltestel­le der Linie 3 auf eine bauliche Entwicklun­g in diesem Gebiet reagiert. Der Innovation­spark ergänzt zwischenze­itlich die frühere Haltestell­e „LfU“.

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