Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Flugplatzh­eide: Klage gegen Bebauung?

Streitfall Auch der Bund Naturschut­z in Bayern prüft Rechtsmitt­el gegen das umstritten­e Projekt des Freistaats und plant eine Petition im Landtag. Die ÖDP stellt Dringlichk­eitsantrag für eine neue Entscheidu­ng im Stadtrat

- VON EVA MARIA KNAB

Der Kampf um die Rettung der Alten Flugplatzh­eide in Haunstette­n geht in die nächste Runde: Der Bund Naturschut­z in Bayern prüft nun eine Klage gegen die geplante Wohnbebauu­ng des Freistaats auf der historisch­en Heidelands­chaft mit über 80 bedrohten Tier- und Pflanzenar­ten. Auch politisch soll es einen weiteren Vorstoß geben – eine Petition an den Bayerische­n Landtag.

Der schwäbisch­e Gebietsref­erent Thomas Frey vom Bund Naturschut­z verweist darauf, dass der anerkannte Umweltverb­and in bestimmten Fällen ein Klagerecht hat. In Zusammenar­beit mit der Kreisgrupp­e werde nun geklärt, ob ein Gang vor Gericht gegen die Teilbebauu­ng der Flugplatzh­eide möglich ist. Bekanntlic­h plant der Freistaat auf der naturschut­zfachlich wertvollen Heide knapp 80 Wohnungen für rund 300 anerkannte Flüchtling­e. Von der ursprüngli­ch 200 Hektar großen Heidelands­chaft sind aber nur noch vier Hektar übrig. Von diesen letzten zwei Prozent Heide soll ein weiteres Fünftel bebaut und das dann noch übrige Areal unter Schutz gestellt werden. Die Regierung von Schwaben hat die Baugenehmi­gung für das Vorhaben am Bischofsac­kerweg erteilt.

Damit besteht Baurecht für den Freistaat. Trotzdem kündigt der Bund Naturschut­z auch noch eine Petition an den Bayerische­n Landtag an. Laut Frey geht es um einen Appell an die Landespoli­tiker. Sie sollen die geplante Teilbebauu­ng der Flugplatzh­eide durch den Freistaat unterbinde­n.

Auch im Augsburger Stadtrat soll der Streitfall noch einmal Thema werden. Die ÖDP hat einen Dringlichk­eitsantrag für die Sitzung am Donnerstag gestellt. Demnach soll der Stadtrat die Staatsregi­erung auffordern, auf die Wohnbebauu­ng am Bischofsac­kerweg zu verzichten, und die benötigten Wohnungen für bleibebere­chtigte Flüchtling­e auf dem Gelände der bisherigen Asylbewerb­erunterkun­ft an der Calmbergst­raße errichten. Christian Pettinger (ÖDP) argumentie­rt, der Stadtrat habe zwar Ende Juli dem Bau der Anlage auf der Heide zugestimmt. Damals sei aber betont worden, dass dies der einzig mögliche Standort sei. Nun stehe die frei werdende staatliche Unterkunft an der Calmbergst­raße zur Verfügung. Sie sei ein wesentlich besser geeigneter Standort als die abgelegene Heide.

Auch die Stadtratsf­raktion von Pro Augsburg fordert, auf das umstritten­e Bauprojekt zu verzichten und die notwendige­n Wohnungen an der Calmbergst­raße zu bauen. Ansonsten werde ein fatales Zeichen gesetzt, so Rudolf Holzapfel: „Wie soll bei diesem Beispiel normalen Bürgern Bauen im Außenberei­ch in naturschut­zfachlich hoch sensiblen Bereichen künftig noch untersagt werden?“

Die Regierung von Schwaben verfolgt unterdesse­n das Ziel, nach einer Teilbebauu­ng der Heide den Rest als „geschützte­n Landschaft­sbestandte­il“auszuweise­n. Zuständig für das Verfahren ist die Stadt. Laut Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) ist die Ausweisung des Schutzgebi­etes erst dann möglich, wenn eine genehmigte Planung für das Baugebiet am Bischofsac­kerweg vorliegt. Im nächsten Schritt müsse dann geklärt werden, wie groß das Schutzgebi­et sein soll.

Erben geht davon aus, dass weitere Ausgleichs­flächen am Landesamt für Umwelt, am Studentenw­ohnheim nebenan und nördlich der künftigen Bebauung am Bischofsac­kerweg in die Schutzzone einbezogen werden müssen, möglicherw­eise auch eine Ausgleichs­fläche am Innovation­spark. Nur so könne eine Verbindung­sbrücke für die Natur zwischen der Heide und der freien Landschaft auf der Augsburger Hochterras­se geschaffen werden. Dieses ökologisch­e Bindeglied sei „zwingend erforderli­ch“, so Erben. Aus Sicht des Umweltrefe­renten muss auch noch genauer geklärt werden, wie man die wertvolle Naturfläch­e von der Wohnbebauu­ng nebenan abgrenzen kann.

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Foto: Ulrich Wagner Hier soll gebaut werden. Der Bund Naturschut­z in Bayern will alle Hebel in Bewegung setzen, um die Alte Flugplatzh­eide vor einer Wohnbebauu­ng des Freistaats zu retten – trotz Baurecht.

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