Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Ende einer Hochstapel­ei

Justiz Ein Mann gaukelte seiner Freundin eine Notlage vor, sie gab ihm ein Vermögen. Jetzt muss er in Haft. Eine neue Frau wartet auf ihn

- VON PETER RICHTER

Von Udo Lindenberg ist bekannt, er wohnt seit Jahren in Hamburg im feinen Hotel Atlantik. Ein junger Mann, jetzt vor dem Landgerich­t auf der Anklageban­k, hat voriges Jahr monatelang im Hotel „3 Mohren“genächtigt. Eine noble Herberge, die sich nicht jeder leisten kann. Schon gar nicht der 30-Jährige, ein Hochstaple­r. Die 3. Strafkamme­r hat ihn wegen Betrugs verurteilt. Er muss fast fünf Jahre ins Gefängnis.

Der großgewach­sene Mann mit sportliche­r Figur war bis zu seiner Verhaftung im März in Augsburger Clubs entlang der Maximilian­straße ein gern gesehener Gast gewesen. Der 30-Jährige wusste durch seinen roten Jaguar oder einen PS-starken Audi zu beindrucke­n. Beide Autos gehören, wie jetzt im Prozess zur Sprache kam, einem Bekannten. Der 30-Jährige besitzt gar keinen Führersche­in. Ganz schön kess für einen Angestellt­en, der seinen Job verlor, als die Praktiker-Baumarktke­tte 2013 Insolvenz anmeldete.

Seinen aufwendige­n Lebensstil hat der Angeklagte mit fremdem Geld finanziert. Die Tochter einer wohlhabend­en Familie hatte den Mann im Januar 2015 in einem Fitnessclu­b kennengele­rnt und sich in ihn verliebt. Die 21-Jährige lieh ihrem Freund, der behauptete, in finanziell­en Nöten zu stecken, immer wieder Geld. Als ihr eigenes Konto mit 121 000 Euro abgeräumt war, griff die Studentin in Tresore von Richter Roland Christiani, sparte nicht mit klaren Worten. „Sie war ihre Melkkuh“hielt er dem Angeklagte­n vor. Für die Richter und Schöffen ist es nach seinen Worten „nach wie vor nicht zu begreifen“, wie die verliebte Frau so viel Geld in ihren Freund habe reinstecke­n können. Verwundert hatte sich auch Staatsanwä­ltin Julia Mayr geäußert. Sie hatte für den Angeklagte­n eine Haftstrafe von fünfeinhal­b Jahren beantragt. Verteidige­r Werner Ruisinger plädierte dagegen um eine „deutlich“mildere Haftstrafe. Denn seinem Mandanten sei der Betrug sehr leicht gemacht worden.

Der 30-Jährige hat sich im Prozess bei seiner Ex-Freundin und deren Eltern entschuldi­gt. Nach dem Gefängnis wolle er ein neues Leben anfangen. Eine junge Frau, die als Zuschaueri­n im Prozess ihm immer wieder verliebte Blicke zuwarf, will ihm dabei helfen. Sie seien verlobt.

Die Eltern seiner Ex-Freundin haben ihrer Tochter, wie sie versichern, inzwischen verziehen. „Auch wenn man das nicht so einfach wegstecken kann“, sagte der Vater.

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