Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Prozess, den keiner mehr will
Ein Paar versöhnt sich nach Streit. Aber es muss vor Gericht
„Sie küssten und sie schlugen sich“– so wird das unstete Liebesverhältnis zwischen den Schauspielern Richard Burton und Elizabeth Taylor beschrieben, in leichter Abwandlung des Titels eines bekannten Truffaut-Films. Nicht nur unter extrovertierten Film- und Partygrößen geht es hoch her. Auch bei Herrn und Frau Mustermann kann es in der Beziehung mal richtig krachen. Und am Ende ist Versöhnung angesagt. Was aber, wenn eine tätliche Auseinandersetzung bereits gerichtsmassig ist? Und niemand mehr ein Interesse an Bestrafung hat?
Eine unter anderen Umständen durchaus strafwürdige Beziehungskiste hatte Amtsrichterin Susanne Hillebrand zu beurteilen. Das Paar – er 26, sie 24 und zur Tatzeit hochschwanger – hatten sich bei einer „After-Work-Party“offenbar aus nichtigen Gründen so richtig in die Haare gekriegt. Sie soll ihm dabei ein volles Glas ins Gesicht geschüttet haben. Er soll sich anschließend revanchiert haben, indem er wutentbrannt vom Fenster aus ein Bierglas auf die Motorhaube ihres Autos warf. Am folgenden Tag, so die Anklage, habe der 26-Jährige (Verteidiger: Klaus Rödl) seine Partnerin gewürgt, sie geohrfeigt und anschließend die Telefondose aus der Wand gerissen. Soweit die Anklage.
Inzwischen hat das Baby des Paares das Licht der Welt erblickt, man lebt wieder vereint und versöhnt zusammen. Und nun dieser Prozess. Alles sei halb so schlimm und nicht