Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Clown schockiert über Horror-Clowns

Vorfälle Kurz vor Halloween rät die Polizei, diese Gruselmask­en nicht zu tragen. Und der echte Clown Lui Klassen sagt: Andere zu erschrecke­n ist ein Tabu

- VON INA KRESSE

Halloween steht vor der Tür und die Horror-Clown-Masken sind bei Feiermeier in diesem Jahr der Ladenhüter. Seitdem Menschen als Grusel-Clowns verkleidet Mitmensche­n Angst einjagen, ist die Nachfrage danach stark gesunken. „Alle anderen Gruselmask­en werden nach wie vor gekauft, nur diese fast gar nicht mehr“, berichtet Patrick Prenzel. Er ist Marketingl­eiter von Feiermeier, der Geschäftsk­ette für Partyzubeh­ör, die auch in Augsburg eine Filiale betreibt.

Siegfried Hartmann, Sprecher der Augsburger Polizei wird dies gerne hören. Die Polizei könne die Horror-Clown-Masken, mit der gerade Schindlude­r getrieben wird, nicht verbieten. „Aber wir appelliere­n an die Vernunft der Leute, an Halloween auf sie zu verzichten“, sagt er. nach den Vorfällen, unter anderem auch in Gersthofen, könne die Stimmung schnell kippen. „Ein potenziell­er Gefährder kann unter Umständen selbst in Gefahr geraten.“In sozialen Netzwerken, wie Facebook, häufen sich nämlich die Aufforderu­ngen zur Selbstjust­iz.

Trotz des derzeitige­n „Phänomens“wird die Polizei an Halloween ihre Präsenz in der Stadt nicht verstärken. „Aber wir schauen ganz genau hin.“Bloßes Erschrecke­n ist zwar keine Straftat, sagt Hartmann. Aber es könne im Bereich der Ordnungswi­drigkeit ermittelt werden. Das kann ein Bußgeld bedeuten. „Wenn einer so erschreckt wird, dass er Herzrasen bekommt, kann auch in Richtung Körperverl­etzung ermittelt werden“, fügt Hartmann hinzu. Er findet: „Das Ganze hat Brisanz.“

Regelrecht schockiert von den derzeitige­n Horror-Clowns ist einer, der vom Clown-Sein lebt. Lui Klassen hat vor zwölf Jahren eine Ausbildung zum Clown- und Animations­künstler gemacht. Seit neun Jahren ist der inzwischen 54-Jährige als Klinik-Clown in Krankenhäu­Denn sern unterwegs. Dort beschert er kranken Kindern schöne Momente. Auch am Augsburger Josefinum und am Klinikum hat er schon gearbeitet. „Diese Menschen stülpen sich eine Maske über und erschrecke­n andere. Das ist ein absolutes NoGo“, sagt er über Horror-Clowns. Mit einem echten Clown habe dies absolut nichts zu tun. „Wir verstecken unser Gesicht nicht hinter einer Maske. Wir sind geschminkt und haben höchstens eine rote Nase auf“, betont er.

Wenn er als Klinik-Clown etwa eine Palliativs­tation besucht, dann klopft er an die Tür und fragt, ob er das Zimmer betreten darf. „Das ist ein wichtiges Signal. Wir wollen niemanden erschrecke­n“, sagt Lui Klassen. Sein größter Applaus sei es, wenn er dann kranken Kindern und deren Eltern ein Lächeln ins Gesicht zaubere.

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Foto: Klinik-Clowns Lui Klassen tritt regelmäßig als KlinikClow­n auf und macht kranken Kindern eine Freude.

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