Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Aufwind für einen Erfinder aus Neusäß
Energie Mit welcher Idee Markus Jung bei einem bayernweiten Wettbewerb punktete
Zu Markus Jung würde der Spitzname Daniel Düsentrieb gut passen. Der 48-jährige Ingenieur aus Neusäß hat eine Idee ausgetüftelt, die jetzt preisgekrönt wurde. Mit einem an Kühltürmen von Kraftwerken angebrachten Ring mit Luftkanälen soll die Leistung des Turms gesteigert werden. Mit dieser Erfindung belegte Markus Jung den dritten Platz in einem bayernweiten Wettbewerb.
Ergänzend zum Bayerischen Energiepreis, den, wie berichtet, das Diedorfer Schmuttertal-Gymnasium bekommen hat, fand erstmals die Prämierung des „Energie Startup Bayern“statt. Innovative Geschäftsideen, so Staatssekretär Franz Josef Pschierer, könnten neue Impulse für die Energiewende geben. Aus 20 Bewerbungen wurden im Vorfeld drei besonders innovative Unternehmen ausgewählt. Das Publikum bei der Verleihung des Bayerischen Energiepreises in Nürnberg kürte durch Klatschen die Reihenfolge der drei Finalisten.
Einer von ihnen war Ingenieur Markus Jung mit seiner Idee, der er den Namen „SAMAwing“gab. Die beiden anderen Unternehmen waren die Invenox GmbH aus Garching mit einer neuartigen LithiumIonen-Batterie und Sono Motors GmbH aus München, die mit einem Elektroauto an den Start gingen.
Jung hat sich für den neuartigen Preis beworben und nennt die Platzierung unter den besten Drei eine „großartige Bestätigung und Unterstützung.“Jung freut sich nicht nur über die Auszeichnung, sondern auch darüber, dass er von Pschierer eingeladen wurde, eine Delegation des bayerischen Wirtschaftsministeriums in den Iran zu begleiten.
Das Land spielt eine besondere Rolle für die Zukunft von SAMAwing. Jung verhandelt mit vier Kraftwerksbetreibern im Iran, die seinen Prototypen umsetzen könnten. Iran ist eines der Länder, in denen noch 60 Naturzug-Kühltürme in Betrieb sind, die für die Idee infrage kommen. Mit Seitenwind haben diese trockenen Kühltürme Leistungseinbußen von bis zu 30 Prozent und verbrauchen mehr Rohstoffe als nötig. Dieser Effekt ist vergleichbar damit, dass normale Kamine in Privathaushalten bei Sturm „nicht ziehen“. Jung ging es darum, solche Effizienzverluste zu vermeiden. Mit seiner Konstruktion könnten diese Winde nach oben abgeleitet werden. Dadurch könnte fallweise bis zu eine Million Euro im Jahr gespart werden, schätzt Jung. Er hat das Patent für die Luftleiteinrichtung an der Kühlturmspitze in Deutschland angemeldet.
Der Ingenieur der Elektrotechnik wohnt seit rund 15 Jahren mit seiner Familie in Westheim. Er hat das Unternehmen SalesEnergyInternational gegründet und bietet eine Reihe von Leistungen im Energiesektor an. Dazu gehören zum Beispiel Beratungen oder Schulungen.
Nach dem Eindruck von Jung reduziert eine Erfindung wie SAMAwing nicht nur die Kosten, sondern nütze auch dem Klima. In den Industrieländern, in denen Nasstürme vorherrschen, gebe es wenig Aufmerksamkeit für dieses Problem, bedauert der Ingenieur. In den Schwellenländern sehe das anders aus. Entwicklung bedeute dort Energiebedarf und das wiederum den Bau von thermischen Kraftwerken. Vom Start-up-Preis erhofft er sich mehr Aufmerksamkeit für das Thema und dass sein Projekt „jetzt richtig Fahrt aufnimmt.“