Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bad–stu–ber im Glück
Comeback Der Verteidiger ist eher spröde, sein sportlicher Anteil an den vergangenen Erfolgen gering. Die Rückkehr auf das Feld rührt die Bayern-Fans trotzdem mehr als mancher Titel
Rein rhythmisch ist der Name Holger Badstuber natürlich eine Katastrophe. Zu viele Silben. Kann in keine Melodie gepackt werden, ohne sich die Zunge zu verrenken. Also rufen die Fans ihn im Anhänger-Stakkato. Bad – stu – ber, Bad – stu – ber. Rund eine Stunde war in der Pokalpartie der Bayern gegen Augsburg gespielt, als die Zuschauer erstmals lautstark dem Innenverteidiger zujubeln. Badstuber hatte da nichts anderes gemacht, als sich hinter das Tor der Münchner zu begeben und sich dort ein wenig warmzulaufen. In der Allianz-Arena hat man schon spektakulärere Szenen mit weniger Euphorie verfolgt. Badstuber ist aber nicht irgendein Ergänzungsspieler des FC Bayern. Er ist Symbolfigur und daher Publikumsliebling.
Vor sieben Jahren war er eine der großen Hoffnungen der Münchner. Ihre Mannschaft hatten die Verantwortlichen gerade Louis van Gaal anvertraut. Über den kauzigen Holländer lassen sich allerhand garstige Anekdoten erzählen, in deren Mittelpunkt seine Menschenführung Badstuber allerdings ist tatsächlich gesetzt. Am ersten Spieltag 2014/15 feiert er sein Comeback gegen den VfL Wolfsburg. Startelf. Bad – Stu – Ber. Bad – Stu – ber. Was folgt, ist die schnelle Rückkehr in die Nationalmannschaft. Und weitere Verletzungen. Sehnenriss. Muskelriss. Operationen, Reha.
Ein wirklicher Held hat Brüche in seiner Biografie vorzuweisen. Philipp Lahm wird geschätzt für Charakter und Spielweise. Der in Memmingen geborene Badstuber ist eher spröde, sein Anteil an fünf Meisterschaften, vier Pokalsiegen und einem Champions-League-Titel überschaubar. Die Fans lieben ihn.
Am Mittwoch ist Badstuber mal wieder von einer langen Verletzungspause zurückgekehrt. Diesmal waren es acht Monate, die er wegen eines Sprunggelenkbruchs pausierte. Als der mittlerweile 27-Jährige beginnt, sich aufzuwärmen, führen die Bayern mit 2:0. Zehn Minuten vor dem Abpfiff steht es nur noch 2:1. Carlo Ancelotti wechselt Badstuber ein. Die Bayern-Fans in der mit 73 500 Zuschauern nicht ausverkauften Arena erheben sich von ihren Sitzen. Es ist ein Vertrauensbeweis