Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Milliarden auf der hohen Kante
Weltspartag Die Menschen im Augsburger Land sparen fleißig. Was die Bankenchefs zu Strafzinsen sagen
Etwa 3,5 Milliarden Euro – in Ziffern 3 500 000 000 Euro: So viel Geld haben Privatleute allein bei den drei großen Kreditinstituten der Region gebunkert. Zum Vergleich: Damit könnte man 77 Mal das FCA-Stadion bauen. Diese unvorstellbare Geldmenge zeigt: Trotz niedriger Zinsen liegt Sparen im Trend, bestätigen Finanzexperten aus dem Augsburger Land. Nicht nur bei den Kindern, die zurzeit zum Weltspartag ihre Spardosen leeren lassen und dafür ein kleines Geschenk bekommen. Auch bei den Erwachsenen. Alfred Hagemann, Bereichsleiter der VRBank Handels- und Gewerbebank aus Gersthofen, sagt ganz klar: „Wir motivieren unsere Kunden zum Sparen. Es ist ja alternativlos.“Und die Menschen folgen dieser Empfehlung: Bei der VR-Bank gibt es derzeit Gesamteinlagen von 1,5 Milliarden Euro – mit 1,1 Milliarden Euro gehört der Großteil davon Privatleuten. Bei der Raiffeisenbank Augsburger Land West aus Zusmarshausen sind es 510 Millionen Euro, davon 400 Millionen Euro von Privatkunden. Und bei der Kreissparkasse Augsburg beliefen sich die Gesamteinlagen 2015 sogar auf fast 2,6 Milliarden Euro, davon kommen etwa zwei Milliarden Euro von Privatpersonen.
Das neue Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassenund Giroverbandes zeigt: Die Menschen in Deutschland sparen jedes Jahr fast ein Zehntel ihres verfügbaren Bruttoeinkommens. Diese sogenannte Sparquote ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen: von 9,1 Prozent im Jahr 2013 auf mittlerweile 9,7 Prozent. Und das, obwohl die Zinsen auf einem Rekord- tief sind. Manche Menschen müssen mittlerweile sogar schon fürs Sparen bezahlen. Die Banken selbst zahlen nämlich seit 2014 negative Zinsen (derzeit 0,4 Prozent), wenn sie ihr Geld bei der Zentralbank parken. Manche geben diese Kosten nun als sogenannte Strafzinsen an ihre Kunden weiter. Kürzlich ist bekannt geworden, dass die Sparkasse Allgäu als erstes Kreditinstitut in der Region solche für Geschäftskunden und Kommunen einführt. Bei Einlagen von mehr als 250 000 Euro müssen diese ab dem nächsten Jahr ein „Verwahrentgelt“zahlen – nach jetzigem Stand 0,4 Prozent jährlich. Privatkunden betrifft dies dort nicht. Die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee allerdings erhebt seit kurzem Strafzinsen auch für reiche Privatkunden, wenn sie mehr als 100 000 Euro auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto haben. Solche Gebühren sind bei den drei großen Banken der Region derzeit nicht geplant, beteuern diese. Karl Rau, Vorstand der Raiffeisenbank Augsburger Land West, betont: „Wir haben nicht vor, die Menschen um das zu bringen, was sie sich ein Leben lang erarbeitet haben.“Wenn, dann müsste man zuerst über Strafzinsen für kommunale Kunden nachdenken, betont er. Schließlich seien die Zinsen politisch gewollt. Auch Richard Fank, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, sagt: „Belastungen für Privatkunden wollen wir so lange wie möglich vermeiden – hier ist aktuell kein Strafzins in Sicht.“
Selbst wenn die Kunden davon also erstmal verschont bleiben: Belohnt wird das Sparen kaum mehr. Bei der Kreissparkasse zum Beispiel gibt es derzeit gerade einmal 0,001 Prozent Zinsen fürs Sparkonto, bei manchen anderen Banken sogar gar keine. Deshalb müsse man beim Anlegen derzeit schon „ein kleines bisschen Risiko eingehen“, sagt Hagemann, zum Beispiel über Aktienbeteiligungen. Allerdings müsse die Bank mit dem Kunden ganz genau besprechen, welches Risiko dieser wagen will.
Wer sein Geld langfristig investieren will, der geht meist sowieso weg vom Konto, sagt Hagemann: „Insgesamt geht der Trend zu Immobilien und Edelmetallen.“Karl Rau, Vorstand der Zusmarshauser Raiffeisenbank, sagt, auf dem Land werde Geld derzeit vor allem ins Wohnen investiert: in neue oder gebrauchte Häuser und Eigentumswohnungen oder auch in die energetische Sanierung. Eine gute Entscheidung, findet er: So bekomme man für sein Geld zwar keine Zinsen mehr, aber man spare sich etwas an anderer Stelle, zum Beispiel bei Strom- oder Heizkosten.
Und was machen die Banken mit dem Geld ihrer Kunden? Sparkassenchef Fank erklärt: Der Großteil werde als Kredite an die örtliche Bevölkerung und die heimischen Firmen vergeben. Der Rest werde am Geld- und Kapitalmarkt angelegt, wofür die Sparkasse aber bei der Bundesbank Zinsen zahlen müsse. Er spricht von einer „irrationalen Situation“: „Die niedrigen Zinsen der EZB lassen den Banken kaum noch Spiel, mit dem Geld zu wirtschaften und die für sie lebensnotwendigen Überschüsse zu erzielen.“
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