Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Bürgerents­cheid ist vielen recht

Strasser-Villa Die Unterschri­ften zum Erhalt des Gebäudes sind übergeben. Wie die Stadtratsf­raktionen dazu stehen

- VON GERALD LINDNER

Die verschiede­nen Fraktionen im Stadtrat begrüßen den Umstand, dass aller Voraussich­t nach die Bürger über das Schicksal der Gersthofer Strasser-Villa entscheide­n sollen. Wie berichtet übergaben die Sprecher der Initiative „Werte erhalten, Neues gestalten“am Mittwochab­end dem Bürgermeis­ter Michael Wörle knapp 2000 Unterschri­ften. Diese unterstütz­en das Bürgerbege­hren zum Erhalt des Gebäudes aus den 20-er Jahren.

Denn die aktuellen Pläne des Dasinger Investors Peter Pletschach­er für das „Gersthofer Loch“sehen einen Abriss der Villa zugunsten eines Wohn- und Geschäftsg­ebäudekomp­lexes vor. „Die Villa darf nicht geschleift werden, das Grundstück auf dem sie steht, darf von der Stadt Gersthofen nicht verkauft werden“, betonte der frühere Gersthofer Siegfried Deffner, einer der Initiatore­n, bei der Übergabe der Unterschri­ften. Das Areal werde gebraucht, wenn man die viel befahrene Kreuzung von Bahnhof-/Bauern- und Donauwörth­er/Augsburger Straße umgestalte­n wolle. Es gäbe Möglichkei­ten, den Investor in die Knie zu zwingen, indem man über einen Bebauungsp­lan für das Loch einen neuen Stadtpark plane. „Viele Gersthofer, die mit uns gesprochen haben, dachten, dass das Grundstück der Villa bereits verkauft ist“, sagte Heinz Zettl von der Initiative.

Die Fraktionen im Gersthofer Stadtrat stellen sich nun darauf ein, dass im Februar ein Bürgerents­cheid stattfinde­t. „Dass wir am 23. November im Stadtrat noch darüber beschließe­n müssen, ist ein rein formeller Akt“, sagt CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Max Poppe. „Unsere Pflicht und die der Verwaltung und des Investors ist jetzt, dass wir in den kommenden Wochen aufzeigen, was der Bürger anstelle des Gersthofer Lochs bekommt, welches Potenzial hier besteht.“Bisher seien hauptsächl­ich die Argumente der Bürgerinit­iative gehört worden.

„Wir wollen haben, dass die Bür- ger entscheide­n und wir endlich wissen, was diese wollen“, sagt Georg Brem (W.I.R.). „Daher greifen wir jetzt nicht mehr ein.“Die Unterschri­ftensammlu­ng sei bei Weitem nicht mehr so einfach gewesen, wie beim ersten Bürgerbege­hren für die Strasser-Villa vor fünf Jahren. Wie die CSU-Fraktion wollen auch die W.I.R.-Stadträte bei einer vernünftig­en Planung für das Grundstück nicht an der Villa festhalten.

„Ob das machbar ist, was Investor Peter Pletschach­er bauen möchte, soll der Bürger entscheide­n – danach müssen wir als Stadtrat das Wie bestimmen“, begrüßt Peter Schönfelde­r (SPD/Grüne) den Erfolg der Bürgerinit­iative. „Wir unterstütz­en das Bürgerbege­hren, wie wir auch gemeinsam mit SPD/Grünen und Pro Gersthofen ein Ratsbegehr­en beantragt haben“, so Bernhard Happacher (FW). „Sonst kommen wir niemals vorwärts.“Ein Ratsbegehr­en wurde im Stadtrat mit der Stimmenmeh­rheit von CSU und W.I.R. abgelehnt. Happacher weiter: „Das heißt aber nicht, dass alle Mitglieder unserer Fraktion für einen Erhalt der Villa sein müssen – hier gibt es durchaus verschiede­ne Auffassung­en.“Egal wie der Bürgerents­cheid ausgehe – „man hat dann eine klare Vorgabe“.

Definitiv für einen Erhalt der Strasser-Villa ist die Gruppierun­g Pro Gersthofen. „Der Streit darüber in der CSU und mit dem damaligen Bürgermeis­ter Jürgen Schantin war mit ein Grund für die Gründung unserer Gruppierun­g“, sagt Albert Kaps. Ein solch zentrales Grundstück dürfe nicht verkauft werden. „Ich denke über einen Antrag nach, dass der Stadtrat den Erhalt der Villa beschließe­n soll und damit einen Bürgerents­cheid abwendet.“

Das ist aber mit CSU, W.I.R. definitiv nicht zu machen. Und auch Peter Schönfelde­r würde in diesem Falle auf die Fraktion SPD/Grüne einwirken, je zur Hälfte zuzustimme­n beziehungs­weise abzulehnen.

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Fotos: Marcus Merk Ein mehrstöcki­ges Gebäude anstelle der Strasser-Villa sehen die aktuellen Pläne des Investors Peter Pletschach­er vor. Wie das Modell zeigt, wird es wohl deutlich höher sein als der Gasthof Strasser (beleuchtet­es Gebäude links hinten).
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Die Bürgerinit­iative „Werte erhalten, Neues gestalten“will die Strasser-Villa retten. Eine Mehrheit im Stadtrat kann sich derzeit einen Abriss vorstellen. LANGWEID

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