Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schlechte Chancen für Zusambrücke
Verkehr Vor eineinhalb Jahren wurde die Brücke im Westen Dinkelscherbens abgerissen. Der Gemeinderat möchte sie wieder aufbauen – aber das Wasserwirtschaftsamt hat große Bedenken
Seit eineinhalb Jahren ist die Brücke auf der Bahnhofstraße die einzige Zusam-Überquerung im Ort. Die andere kleine Brücke im Westen Dinkelscherbens wurde vor fünf Jahren zunächst gesperrt und dann abgerissen. Eigentlich soll sie wieder aufgebaut werden. Aber die Chancen dafür sind mittlerweile schlecht. Das Problem: Die neue Brücke wäre entweder zu steil oder zu niedrig. Denn damit sie auch bei Hochwasser sicher bleibt, ist ein bestimmter Abstand zum Wasserspiegel vorgeschrieben. Der kann an dieser Stelle wegen der beengten Verhältnisse kaum eingehalten werden. Das Planungsbüro hat deshalb für die Gemeinde beim Wasserwirtschaftsamt Donauwörth angefragt, ob eine Genehmigung trotzdem möglich wäre. Jetzt ist die Antwort da: Die Experten haben „erhebliche Bedenken“.
Bürgermeister Edgar Kalb will die Pläne aber noch nicht zu den Akten legen: „Für mich ist das noch nicht abschließend geklärt“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Das Amt habe bei seinen Berechnungen nämlich den Einfluss der Kleinen Roth nicht beachtet. Dort ist nämlich ein Hochwasserrückhalt geplant – und der könnte die ganze Situation verändern. Kalb hat deshalb nochmal in Donauwörth nachgehakt.
Rückblick: Seit August 2011 war die Behelfsbrücke gesperrt, weil sie nicht mehr tragfähig war. Doch nicht alle hielten sich an die Sperrung: Die Absperrungen wurden immer wieder zur Seite gerückt, die Gemeinde musste sie schließlich mit Ketten und Schlössern sichern. Auch zu Fuß wagten sich regelmäßig Leute über die marode Brücke. Im Frühjahr 2015 zog die Gemeinde schließlich die Konsequenz: Die Brücke wurde abgerissen. Das Technische Hilfswerk (THW) hatte sie 1989 als Übungsprojekt gebaut.
Im Juni 2015 hat der Marktrat dann den Beschluss gefasst, eine neue zu bauen. Sie soll von Fußgängern, Radfahrern und Fahrzeugen bis zu 3,5 Tonnen genutzt werden dürfen und bis zu 100 000 Euro kosten. Doch während der Übungsbau des THW ganz schnell ging, zieht sich das Projekt in die Länge, seit man versucht, das ganze nach Recht und Gesetz wieder aufzubauen.
Es bremst vor allem der Hochwasserschutz: Das Wasserwirtschaftsamt fordert, dass bei einem hundertjährlichen Hochwasser (HQ 100) noch ein halber Meter zwischen dem Wasser und der Unterkante der neuen Brücke bleibt – zum Beispiel, falls Bäume angeschwemmt werden. Die Folge: Die Brücke bräuchte hohe Rampen mit einer großen Steigung, um die Vorgaben zu erfüllen.
Das Planungsbüro hat schließlich einen Entwurf geliefert, mit dem die Gemeinde gut leben könnte. Demnach soll die Brücke mit einer leichten Steigung über die Zusam führen. Bei der Einmündung in die Zusamstraße wäre so der Abstand zur Wasseroberfläche bei einem HQ 100 niedriger als die geforderten 50 Zentimeter, auf der anderen Seite dafür höher. Kalb hoffte deshalb, dass das Wasserwirtschaftsamt dem Vorschlag zustimmt.
Doch diese Hoffnung wird sich wohl nicht erfüllen. Etwa ein Jahr, nachdem der Markt beim Wasserwirtschaftsamt angefragt hat, kam nun die Antwort. In der E-Mail heißt es: Aus wasserrechtlicher Sicht müsse das Amt „erhebliche Bedenken äußern“. Der Grund: Der „Freibord“, also der Platz zwischen Wasser und Brücke, sei durchschnittlich nur 20 Zentimeter groß. Zwar wird letztendlich das Landratsamt über die Genehmigung der Brücke entscheiden, aber wenn das Wasserwirtschaftsamt solche Bedenken hat, stehen die Chancen schlecht. Das weiß auch Bürgermeister Kalb: „Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Landratsamt auf die Theorie der Fachbehörde stützt.“