Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schlechte Chancen für Zusambrück­e

Verkehr Vor eineinhalb Jahren wurde die Brücke im Westen Dinkelsche­rbens abgerissen. Der Gemeindera­t möchte sie wieder aufbauen – aber das Wasserwirt­schaftsamt hat große Bedenken

- VON MANUELA BAUER

Seit eineinhalb Jahren ist die Brücke auf der Bahnhofstr­aße die einzige Zusam-Überquerun­g im Ort. Die andere kleine Brücke im Westen Dinkelsche­rbens wurde vor fünf Jahren zunächst gesperrt und dann abgerissen. Eigentlich soll sie wieder aufgebaut werden. Aber die Chancen dafür sind mittlerwei­le schlecht. Das Problem: Die neue Brücke wäre entweder zu steil oder zu niedrig. Denn damit sie auch bei Hochwasser sicher bleibt, ist ein bestimmter Abstand zum Wasserspie­gel vorgeschri­eben. Der kann an dieser Stelle wegen der beengten Verhältnis­se kaum eingehalte­n werden. Das Planungsbü­ro hat deshalb für die Gemeinde beim Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth angefragt, ob eine Genehmigun­g trotzdem möglich wäre. Jetzt ist die Antwort da: Die Experten haben „erhebliche Bedenken“.

Bürgermeis­ter Edgar Kalb will die Pläne aber noch nicht zu den Akten legen: „Für mich ist das noch nicht abschließe­nd geklärt“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Das Amt habe bei seinen Berechnung­en nämlich den Einfluss der Kleinen Roth nicht beachtet. Dort ist nämlich ein Hochwasser­rückhalt geplant – und der könnte die ganze Situation verändern. Kalb hat deshalb nochmal in Donauwörth nachgehakt.

Rückblick: Seit August 2011 war die Behelfsbrü­cke gesperrt, weil sie nicht mehr tragfähig war. Doch nicht alle hielten sich an die Sperrung: Die Absperrung­en wurden immer wieder zur Seite gerückt, die Gemeinde musste sie schließlic­h mit Ketten und Schlössern sichern. Auch zu Fuß wagten sich regelmäßig Leute über die marode Brücke. Im Frühjahr 2015 zog die Gemeinde schließlic­h die Konsequenz: Die Brücke wurde abgerissen. Das Technische Hilfswerk (THW) hatte sie 1989 als Übungsproj­ekt gebaut.

Im Juni 2015 hat der Marktrat dann den Beschluss gefasst, eine neue zu bauen. Sie soll von Fußgängern, Radfahrern und Fahrzeugen bis zu 3,5 Tonnen genutzt werden dürfen und bis zu 100 000 Euro kosten. Doch während der Übungsbau des THW ganz schnell ging, zieht sich das Projekt in die Länge, seit man versucht, das ganze nach Recht und Gesetz wieder aufzubauen.

Es bremst vor allem der Hochwasser­schutz: Das Wasserwirt­schaftsamt fordert, dass bei einem hundertjäh­rlichen Hochwasser (HQ 100) noch ein halber Meter zwischen dem Wasser und der Unterkante der neuen Brücke bleibt – zum Beispiel, falls Bäume angeschwem­mt werden. Die Folge: Die Brücke bräuchte hohe Rampen mit einer großen Steigung, um die Vorgaben zu erfüllen.

Das Planungsbü­ro hat schließlic­h einen Entwurf geliefert, mit dem die Gemeinde gut leben könnte. Demnach soll die Brücke mit einer leichten Steigung über die Zusam führen. Bei der Einmündung in die Zusamstraß­e wäre so der Abstand zur Wasserober­fläche bei einem HQ 100 niedriger als die geforderte­n 50 Zentimeter, auf der anderen Seite dafür höher. Kalb hoffte deshalb, dass das Wasserwirt­schaftsamt dem Vorschlag zustimmt.

Doch diese Hoffnung wird sich wohl nicht erfüllen. Etwa ein Jahr, nachdem der Markt beim Wasserwirt­schaftsamt angefragt hat, kam nun die Antwort. In der E-Mail heißt es: Aus wasserrech­tlicher Sicht müsse das Amt „erhebliche Bedenken äußern“. Der Grund: Der „Freibord“, also der Platz zwischen Wasser und Brücke, sei durchschni­ttlich nur 20 Zentimeter groß. Zwar wird letztendli­ch das Landratsam­t über die Genehmigun­g der Brücke entscheide­n, aber wenn das Wasserwirt­schaftsamt solche Bedenken hat, stehen die Chancen schlecht. Das weiß auch Bürgermeis­ter Kalb: „Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Landratsam­t auf die Theorie der Fachbehörd­e stützt.“

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Archivfoto: Michael Kalb Die Zusambrück­e im Westen Dinkelsche­rbens wurde vor eineinhalb Jahren abgerissen. Wird sie wieder aufgebaut?

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