Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nach den Archäologen kommen die Häuslebauer
Projekt An der Donauwörther Straße in Meitingen entsteht ein neues Baugebiet mit einer Besonderheit
Was buddeln die denn da? Diese Frage stellen sich derzeit viele Passanten, die von Meitingen aus in Richtung Einkaufsgebiet Via Claudia unterwegs sind. Auf der Wiese, die direkt neben der Donauwörther Straße und gegenüber der Arztpraxis liegt, sind mehrere größere Vierecke zu sehen, die in die Erde gegraben wurden.
Für die Erdhügel und Bodenmulden ist Gisela Mahnkopf verantwortlich. Die Kreisheimatpflegerin für Archäologie und etwa 20 Helfer sichern seit Wochen die Spuren aus der Vergangenheit, die hier in der Erde schlummern, bevor die Bagger anrollen. Der Grund: Auf dem rund 15000 Quadratmeter großen Areal soll ein neues Baugebiet für 18 Einfamilienhäuser und fünf größeren Gebäuden mit mehreren Wohnungen entstehen.
Diese Fläche ist einer der wenigen großen grünen und unbebauten Flecken im Kernort Meitingen. Die Marktgemeinde hatte das Gebiet im vergangenen Jahr von der SGL Group gekauft. Mit in dem Paket waren damals auch noch Wohnhäuser. Wie viel die Kommune für die Grundstücke und Häuser gezahlt hat, gibt Bürgermeister Michael Higl nicht preis.
Die Grundzüge, wie das neue Baugebiet einmal aussehen soll, stehen bereits fest. Über diese Vorgaben wurden in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses ausführlich diskutiert. Bei diesem Wohngebiet wird die Kommune auf eine neue Gestaltungsform setzen, die es in dieser Form in Meitingen und auch in den umliegenden Gemeinden noch nicht gab. Kernstück dabei zwei zwölf Meter breite Angerstraßen, die das Gebiet erschließen. Zum Vergleich: Eine normale Straße ist ansonsten sechs Meter breit.
Dieses Asphaltband soll laut Higl den Charakter einer reinen Spielstraße haben und mit Bepflanzungen aufgelockert werden. Die Straße soll zum Teil auch zum Parken genutzt werden. Ein konkreter Vorteil für die späteren Häuslebauer: Normalerweise müssen vor einer Garage fünf Meter frei bleiben. Wenn die Straße aber nun doppelt so breit ist, könne man mit der Garage näher an die Straße rücken, so Higl.
Im vorderen Bereich zur Donauwörther Straße hin werden drei Mehrfamilienhäuser mit vier Geschossen gebaut. Zwei weitere grö- ßere Gebäude, vermutlich SechsFamilienhäuser, sind als Abschluss der Bebauung in Richtung Wernervon-Siemens-Straße vorgesehen.
Wie viel ein Bauplatz kosten wird, kann der Bürgermeister noch nicht sagen. Besonders günstig wird der Preis wohl nicht werden, weil die Kosten für die breite Straße auf die Grundstücke umgelegt werden. Übrigens: Bauplätze in Meitingen sind begehrt. Laut Higl gibt es eine Warteliste.
Wenn alles glatt läuft, sollen Ende des nächsten Jahres die Häuslebauer in dem neuen Baugebiet loslegen können. In der Zwischenzeit – vermutlich bis ins Frühjahr hinein – dürfen dort aber noch Mahnkopf und ihre Helfer buddeln. Laut Aussind kunft der Kreisheimatpflegerin wurden Umrisse von Grubenhäusern aus dem frühen Mittelalter gefunden. Diese waren aus Holz und haben Abdrücke in der Erde hinterlassen. In diesen Häusern sei gearbeitet worden. Dort wurden unter anderem Textilien aus Flachs hergestellt.
Mahnkopf geht nach dem derzeitigen Stand davon aus, dass die Siedlung aufgegeben wurde. Das bedeutet, die Menschen haben alles Brauchbare mitgenommen. Somit seien noch keine nennenswerte Funde zutage gekommen, erklärt die Kreisheimatpflegerin. Bislang habe man Tierknochen, eine Wandscherbe und ein Teil eines Mahlsteines entdeckt.