Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der „Sonnenkönig“von Marokko
Porträt Mohammed VI. treibt in seinem Land eine grüne Revolution voran. Mit dem größten Solarkraftwerk der Welt setzt er sich ein weiteres Denkmal
Er glaube, dass Afrika die Mittel hat, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, sagte König Mohammed VI. dieser Tage. Rund 500 Kilometer südlich seines Hauptstadt-Palastes in Rabat wächst ein Projekt, mit dem Marokkos Monarch und Staatschef zeigen will, was er meint: Mitten in der Sahara-Wüste glitzern mehr als eine halbe Million Parabolspiegel in der Sonne. Sie sind Teil des größten Sonnenkraftwerkes der Welt, mit dessen Einweihung sich Mohammed ein Denkmal als „Sonnenkönig“und Vorreiter in Sachen Klimaschutz setzte.
Die Solaranlage in der Wüstenprovinz Quarzazate kann Strom für 360 000 Menschen produzieren und wird weiter ausgebaut. In den nächsten Jahren soll die Kapazität vervierfacht werden, eine Leistung von 580 Megawatt wird angestrebt, genug, um eine Millionenstadt zu versorgen. Der Solarpark in der Sahara hat den schön klingenden Namen „Noor“, was sich mit Licht übersetzen lässt. Mit rund drei Milliarden Euro ist die Stromfabrik, die auch von der EU und der Weltbank mitfinanziert wird, eine der größten Investitionen im Königreich – und der ganze Stolz des Monarchen.
König Mohammed, der im Land die Zügel fest in der Hand hält und Demokratie nur sehr dosiert zulässt, gibt sich auf internationaler Bühne gerne als Modernisierer. Da kommt dem 53-Jährigen der UN-Klimagipfel in Marrakesch recht, um sich als afrikanischer Vorreiter in Sachen Umwelt feiern zu lassen. Gerade wurde in der Großstadt, in der auch einer der neun marokkanischen Königspaläste steht, Afrikas erstes öffentliches Fahrrad-Leihsystem eröffnet. Auch ein landesweites Plastiktütenverbot sorgt seit Sommer dafür, dass die Straßen jetzt sauberer sind und sich die Ökobilanz Marokkos aufhellt. Zudem sollen die staatlichen Gebetshäuser nach dem Willen Mohammeds, der sich als weltlicher und religiöser Führer sieht, den 34 Millionen Marokkanern den Weg in eine umweltfreundliche Zukunft weisen. Die As-SunnaMoschee in der Hauptstadt Rabat machte den Anfang und wird neuerdings dank der Solarzellen auf dem Dach erleuchtet. Hunderte weitere islamische Gotteshäuser sollen dem Solarbeispiel folgen. Die Moscheen werden zum sichtbarsten Sinnbild für Marokkos grüne Revolution. Über die königlichen Konzerne verdient der seit 1999 absolut herrschende Monarch an der Energiewende mit.
Während des Arabischen Frühlings blieb es in seinem Land weitgehend ruhig. Einer Revolution von unten kam er mit einer Revolution von oben zuvor. Als religiöser Führer Marokkos sah er sich dazu berechtigt. „M6“, wie ihn sein Volk nennt, ist seit 2002 mit der Lehrertochter und Wirtschaftsingenieurin Salma Bannani aus Fes verheiratet, die er durch die Hochzeit zur Prinzessin Laila Salma adelte. Gemeinsam haben sie zwei Kinder: den 13-jährigen Kronprinz Moulay Hassan und vier Jahre jüngere Tochter Laila Khadija. Ralph Schulze