Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Bundespoli­zei: Ursprünge, heutige Aufgaben und Schwierigk­eiten

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● Ursprung Die Bundespoli­zei ist Mitte 2005 aus dem Bundesgren­zschutz hervorgega­ngen. Dessen Hauptaufga­be war jahrzehnte­lang vor allem der Schutz der Grenzen. Nach der Wiedervere­inigung und dem Inkrafttre­ten des Schengener Abkommens, wodurch sukzessive die stationäre­n Grenzkontr­ollen zu den Nachbarsta­aten abgeschaff­t wurden, änderte sich das Aufgabensp­ektrum stark, vor allem hin zum Dienst im Bereich von Bahn und Flughäfen. Mit der Bundespoli­zei wird heute vor allem die Grenzschut­zgrup- 9 verbunden, kurz GSG 9. Sie befreite 1977 im somalische­n Mogadischu die Geiseln der Lufthansa-Maschine Landshut aus der Gewalt ihrer Entführer, die mit den Terroriste­n der RAF sympathisi­erten. Auch heute noch ist die GSG 9 die Antiterror­einheit des Bundes. Gegründet wurde sie 1972 nach der Geiselnahm­e während der Olympische­n Spiele in München, bei der elf israelisch­e Sportler und ein Beamter ihr Leben verloren. ● Aufgaben Heute ist die Bundespoli­zei weiterhin für den Grenzschut­z zu- ständig, vor allem aber für die Sicherheit im Bereich der Bahnanlage­n und Flughäfen. Sie ist unter anderem auf See im Einsatz und schützt Objekte des Bundes, etwa das Kanzleramt und die Bundesbank. Zudem ist sie in internatio­nalen Einsätzen engagiert. ● Organisati­on Neben dem Präsidium in Potsdam gibt es mehrere Direktione­n, beispielsw­eise in München, Inspektion­en und Reviere – wie das in Augsburg. Unter anderem in Kempten wird eine neue Inspektion aufgebaut, um die grenzübers­chreitende Kriminalip­e tät besser zu bekämpfen. Neu in Dienst gestellt wurde auch die Beweissich­erungsund Festnahmee­inheit Plus (BFE+), um schneller auf Bedrohunge­n wie Terroransc­hläge reagieren zu können. Auf dem Gelände einer ehemaligen US-Kaserne in Bamberg wurde kürzlich das bislang größte Ausbildung­szentrum der Bundespoli­zei in Betrieb genommen. Insgesamt arbeiten bei der Bundespoli­zei knapp 40 000 Mitarbeite­r, davon gut 33 000 Polizisten. Bis 2020 sollen 7000 neue Stellen geschaffen werden. ● Kritik Die Gewerkscha­ft der Polizei moniert gegenüber unserer Zeitung, dass es in allen Grenzregio­nen der Bundesrepu­blik einen Personalma­ngel gebe. Grundsätzl­ich seien mehr Beamte für die Ost- als für die Westgrenze vorgesehen. Um die Südgrenze zu kontrollie­ren, würden derzeit nicht nur der Schutz anderer Grenzberei­che, sondern grundsätzl­ich auch andere Aufgaben vernachläs­sigt. Wie aus den Reihen der Bundespoli­zei zu hören ist, wurden auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise im vergangene­n Jahr auch Beamte aus dem Revier Augsburg abgezogen, um an der Grenze eingesetzt zu werden – obwohl auch am Augsburger Bahnhof viele Asylbewerb­er ankamen. Inzwischen würden dort wieder mehr Flüchtling­e aufgegriff­en, die zwar abgeschobe­n wurden, aber trotzdem wieder in die Bundesrepu­blik einreisen. Zudem funktionie­re der neu eingeführt­e Digitalfun­k nicht richtig. Vor allem in massiven Gebäuden gebe es oft keinen Empfang und auch in einigen ländlichen Gebieten keine Verbindung. (cki)

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