Augsburger Allgemeine (Land Nord)
An wie vielen Sonntagen soll Shoppen erlaubt sein?
Einkaufen Der Handelsverband Deutschland fordert eine einheitliche Lösung. Wie das in Bayern gesehen wird
Die Allianz für den freien Sonntag feiert heute in München. Seit zehn Jahren wehren sich Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche sowie der Gewerkschaft Verdi in Bayern gegen eine stärkere Ausweitung der Ladenöffnungszeiten. Doch auch die andere Seite ist aktiv: Der Präsident des Handelsverbandes Deutschland, Josef Sanktjohanser, fordert bundesweit einheitlich zehn verkaufsoffene Sonntage. Vor allem sollten diese Aktionstage nicht mehr an bestimmte Anlässe wie Märkte, Messen oder Feste gebunden sein.
Eine bundesweite Vereinheitlichung begrüßt auch Bernd Ohlmann. Denn gerade Kommunen in Grenzgebieten haben nach Einschätzung des Sprechers des Handelsverbandes Bayern oft Nachteile. Ohlmann unterstützt vor allem die Forderung, dass kein Anlass mehr für verkaufsoffene Sonntage gefunden werden müsste. „Was wir in Bayern dringend bräuchten, ist generell den ersten Advent als verkaufsoffenen Sonntag.“Dagegen sind seiner Ansicht nach nicht mehr verkaufsoffene Sonntage nötig: „Wir in Bayern haben immer gesagt, dass uns die vier reichen.“Viele Kommunen würden die Möglichkeit gar nicht ausschöpfen. Allerdings habe sich gezeigt, „dass sich mit verkaufsoffenen Sonntagen eine Stadt als Einkaufsstadt in ihrer Region positionieren kann“. Entscheidend ist für den Experten, dass verkaufsoffene Sonntage besondere Einkaufserlebnisse bleiben. Dies dürfe sich nicht abnutzen. Ohlmann betont: „Auch wir vom bayerischen Einzelhandel sind für den Schutz des Sonntags.“
Das wird Erwin Helmer gerne hören. Der Sprecher der Betriebsseelsorge in Bayern und Präses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) gehört zu den Mitstreitern in der Allianz für den freien Sonntag. Auch für ihn steht fest: „Die Sonntagsöffnung muss eine Ausnahme bleiben.“Und dies nicht in erster Linie aus kirchlichen Gründen, „sondern im Dienst des Menschen“. Der Sonntag zeichne sich durch „einen eigenen Charakter“ aus, es herrsche etwas weniger Lärm, viele Menschen haben die Möglichkeit, mit Freunden und Familie etwas gemeinsam zu unternehmen. Daher lasse er auch nicht das Argument gelten, dass die Mitarbeiter für ihren Sonntagsdienst an einem anderen Tag frei bekommen: „Das ist nicht das Gleiche.“Auch sieht er in der Forderung nach mehr verkaufsoffenen Sonntagen vor allem die großen Händler als Gewinner. Viele kleine und mittlere könnten schon aus finanziellen Gründen nicht mehr Sonntage stemmen.
Karstadt gehört zu den großen Anbietern. Chef Stephan Fanderl forderte nun beim Deutschen Handelskongress in Berlin sogar zwölf verkaufsoffene Sonntage. Schließlich ließe sich am Sonntag der Wochenumsatz um zehn Prozent steigern. Werde jetzt nichts unternommen, sieht er im großen Maße Verkaufsflächen in den Innenstädten überflüssig werden.