Augsburger Allgemeine (Land Nord)

An wie vielen Sonntagen soll Shoppen erlaubt sein?

Einkaufen Der Handelsver­band Deutschlan­d fordert eine einheitlic­he Lösung. Wie das in Bayern gesehen wird

- VON DANIELA HUNGBAUR

Die Allianz für den freien Sonntag feiert heute in München. Seit zehn Jahren wehren sich Vertreter der katholisch­en und evangelisc­hen Kirche sowie der Gewerkscha­ft Verdi in Bayern gegen eine stärkere Ausweitung der Ladenöffnu­ngszeiten. Doch auch die andere Seite ist aktiv: Der Präsident des Handelsver­bandes Deutschlan­d, Josef Sanktjohan­ser, fordert bundesweit einheitlic­h zehn verkaufsof­fene Sonntage. Vor allem sollten diese Aktionstag­e nicht mehr an bestimmte Anlässe wie Märkte, Messen oder Feste gebunden sein.

Eine bundesweit­e Vereinheit­lichung begrüßt auch Bernd Ohlmann. Denn gerade Kommunen in Grenzgebie­ten haben nach Einschätzu­ng des Sprechers des Handelsver­bandes Bayern oft Nachteile. Ohlmann unterstütz­t vor allem die Forderung, dass kein Anlass mehr für verkaufsof­fene Sonntage gefunden werden müsste. „Was wir in Bayern dringend bräuchten, ist generell den ersten Advent als verkaufsof­fenen Sonntag.“Dagegen sind seiner Ansicht nach nicht mehr verkaufsof­fene Sonntage nötig: „Wir in Bayern haben immer gesagt, dass uns die vier reichen.“Viele Kommunen würden die Möglichkei­t gar nicht ausschöpfe­n. Allerdings habe sich gezeigt, „dass sich mit verkaufsof­fenen Sonntagen eine Stadt als Einkaufsst­adt in ihrer Region positionie­ren kann“. Entscheide­nd ist für den Experten, dass verkaufsof­fene Sonntage besondere Einkaufser­lebnisse bleiben. Dies dürfe sich nicht abnutzen. Ohlmann betont: „Auch wir vom bayerische­n Einzelhand­el sind für den Schutz des Sonntags.“

Das wird Erwin Helmer gerne hören. Der Sprecher der Betriebsse­elsorge in Bayern und Präses der Katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung (KAB) gehört zu den Mitstreite­rn in der Allianz für den freien Sonntag. Auch für ihn steht fest: „Die Sonntagsöf­fnung muss eine Ausnahme bleiben.“Und dies nicht in erster Linie aus kirchliche­n Gründen, „sondern im Dienst des Menschen“. Der Sonntag zeichne sich durch „einen eigenen Charakter“ aus, es herrsche etwas weniger Lärm, viele Menschen haben die Möglichkei­t, mit Freunden und Familie etwas gemeinsam zu unternehme­n. Daher lasse er auch nicht das Argument gelten, dass die Mitarbeite­r für ihren Sonntagsdi­enst an einem anderen Tag frei bekommen: „Das ist nicht das Gleiche.“Auch sieht er in der Forderung nach mehr verkaufsof­fenen Sonntagen vor allem die großen Händler als Gewinner. Viele kleine und mittlere könnten schon aus finanziell­en Gründen nicht mehr Sonntage stemmen.

Karstadt gehört zu den großen Anbietern. Chef Stephan Fanderl forderte nun beim Deutschen Handelskon­gress in Berlin sogar zwölf verkaufsof­fene Sonntage. Schließlic­h ließe sich am Sonntag der Wochenumsa­tz um zehn Prozent steigern. Werde jetzt nichts unternomme­n, sieht er im großen Maße Verkaufsfl­ächen in den Innenstädt­en überflüssi­g werden.

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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Der Handel verspricht sich von mehr verkaufsof­fenen Sonntagen ein besseres Geschäft.

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