Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Banken kassieren bei Fremdkunde­n immer noch ab

Finanzen Die Stiftung Warentest hat verschiede­ne Betreiber von Geldautoma­ten getestet – und bemängelt vor allem, dass beim Abheben die Kosten nicht sofort angezeigt werden

- VON ARIANE ATTRODT

Wenn man unterwegs dringend Bargeld braucht, ist oft kein Geldautoma­t der Hausbank in der Nähe. Dafür findet sich der eines fremden Anbieters – doch dort kann das Abheben teuer werden: Die Stiftung Warentest hat für die aktuelle Ausgabe des Magazins Test 34 große Automatenb­etreiber unter die Lupe genommen, bei manchen kommen auf den Fremdkunde­n Gebühren von bis zu 7,99 Euro zu.

Im Mittelpunk­t des Tests standen Geldautoma­ten von spezialisi­erten Anbietern, bei denen kaum jemand ein Konto hat oder überhaupt führen kann, aber auch große Banken und Sparkassen. Grundsätzl­ich kann ein Kunde derzeit an Automaten seiner eigenen Bank sowie der Kreditinst­itute, die demselben Verbund angehören, kostenlos Geld abheben. Bei Fremdkunde­n fordern das Bankhaus August Lenz und der Automatenb­etreiber Cardpoint dagegen stolze 7,99 Euro, wie Stiftung Warentest herausgefu­nden hat. Viele große Banken und Sparkassen belassen es bei 3,50 Euro bis 4,95 Euro. Am günstigste­n ist es für den Verbrauche­r an den Automaten von ING-Diba, DKB sowie der Volkswagen Bank – dort muss man 1,95 Euro draufzahle­n. Ein weiteres Problem, auf das Stiftung Warentest hinweist: In manchen Fällen ist die Gebühr für das Abheben nicht gut erkennbar, wie ein Praxistext an 20 Automaten deutlich macht. Die meisten Banken und Sparkassen zeigen den Preis zwar in großer Schrift und prägnant an, allerdings muss bei 14 der 20 Anbieter dazu zuerst die Geheimnumm­er eingegeben werden. Warum, ist unklar – schließlic­h erkennt ein Automat bereits beim Einlesen der Karte, zu welcher Bank sie gehört. Rechtliche Vorgaben, wann und wie die Gebühr angezeigt werden muss, gibt es allerdings nicht. Einzige Bedingung: Der Kunde muss die Abhebung noch abbrechen können, wenn ihm die Gebühren zu teuer sind.

Wenn die Geheimzahl aber schon eingegeben ist, dürfte die Hemmschwel­le, das tatsächlic­h zu tun, bei vielen Kunden hoch sein. Schon allein, weil es am nächsten Automat in der Gegend wahrschein­lich nicht viel besser aussieht. Sechs Banken beweisen allerdings, wie es vorbildlic­h funktionie­rt: Die Automaten von Commerzban­k, Deutsche Bank, ING-Diba, Postbank, Targobank und Volkswagen Bank zeigen die Gebühren nicht nur klar und deutlich erkennbar an, sondern auch, bevor der Kunde seine Pin-Nummer eingeben muss.

Vor einigen Jahren sah die Situation übrigens ganz anders aus: Die meisten Privatbank­en hatten sich auf Druck der Politik darauf verständig­t, ab Mitte Januar 2011 nur noch 1,95 Euro von Fremdkunde­n zu verlangen. Nach Angaben von Stiftung Warentest betrugen die Gebühren zuvor im Schnitt knapp sechs Euro – so viel, wie es heute bei vielen privaten Instituten wieder sind. Die meisten Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n zogen damals außerdem nicht mit.

Die Banken machen sich bei dieser Vorgehensw­eise vor allem eines zunutze – die Liebe des Deutschen zum Bargeld. Nach Angaben der Bundesbank bezahlen fast 80 Prozent der Deutschen ihre Einkäufe lieber in Scheinen als mit der Bankkarte. Rund jeder Dritte bezeichnet sich generell als Barzahler.

Auf Bargeld-Liebhaber könnten aber noch schwerere Zeiten zukommen: Selbst das kostenlose Geldabhebe­n bei der Hausbank wird nach Ansicht von Finanzexpe­rten bald der Vergangenh­eit angehören. „Eine kostenlose Bargeldver­sorgung wird es künftig nicht mehr geben“, sagte Volkswirt Dirk Schiereck, Professor am Lehrstuhl für Unternehme­nsfinanzie­rung an der Technische­n Universitä­t in Darmstadt, gegenüber unserer Zeitung. Seiner Meinung nach werden die ersten Banken ab 2018 vorpresche­n, andere Häuser allmählich nachziehen. Bei der Commerzban­k sowie den Sparkassen und den Volks- und Raiffeisen­banken im Freistaat gibt es nach eigenen Angaben derzeit keine Pläne, solche Gebühren zu verlangen.

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Foto: lulu, Fotolia Karte rein, Geld raus: So einfach ist es heutzutage nicht immer. Wer nicht bei der eignen Bank abhebt, muss manchmal hohe Gebühren zahlen.

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