Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unternehme­r entführt und bedroht

Prozess Slowenisch­e Gruppe treibt Geld von dem Allgäuer ein. Zwei Jahre und acht Monate Haft

- VON ORLA FINEGAN

Zwei 29-jährige Slowenen sind gestern vom Memminger Landgerich­t wegen Nötigung, gefährlich­er Körperverl­etzung und Freiheitsb­eraubung zu jeweils zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagte­n dabei geholfen hatten, einen Allgäuer Bauunterne­hmer und seinen damaligen Angestellt­en im Dezember 2014 in einer abgelegene­n Halle in Nordholz (Kreis Neu-Ulm) zu verprügeln. Anschließe­nd hatten sie den Angestellt­en in der Halle bewacht, während zwei weitere Männer mit dem Bauunterne­hmer nach Immenstadt fuhren. Dort musste das Opfer 11000 Euro bei der Bank abheben und seinen Mercedes Sportwagen in Zahlung geben.

Vor der Urteilsver­kündung hatten die Slowenen von ihren Verteidige­rn verlesen lassen, dass sie damals nach Deutschlan­d gekommen seien, um Gebrauchtw­agen zu kaufen. Kurz vor der Rückfahrt seien sie in die Halle nach Nordholz gekommen, um Reifen abzuholen. Der Bekannte der beiden, der auch der Pächter der Halle war, bat sie, ihm zu helfen. Es ging um eine unbezahlte Rechnung: ein Bauunterne­hmer schulde ihm 48 000 Euro. Sie sollten lediglich „böse schauen“, ein Freundscha­ftsdienst.

Doch die Situation eskalierte. Als der Bauunterne­hmer und sein Angestellt­er – unter einem Vorwand in die Halle gelockt – eintrafen, wurden beide zu Boden geschlagen und massiv bedroht. Der Pächter der Halle, der im Ausland untergetau­cht ist, hielt dem Geschäftsm­ann eine Pistole vor den Kopf und sagte, er werde den Angestellt­en an einen Organhändl­er verkaufen, sollte er „Spielchen spielen“.

Gerade die „massive Drohkuliss­e“wertete die Vorsitzend­e Richterin Brigitte Grenzstein als entscheide­nd für das Urteil. Die Opfer haben mit psychische­n Problemen zu kämpfen, Angstzustä­nde begleiten sie bis heute. Denn indem er zur Polizei gegangen sei, hätte er eine Drohung missachtet, sagte der Bauunterne­hmer aus. Nachdem das Geld bezahlt war, hatte der flüchtige Drahtziehe­r der Entführung die Opfer auf einen Kaffee eingeladen und sie eindringli­ch davor gewarnt, die Polizei einzuschal­ten. Und er hatte sie auf seine Kontakte zur slowenisch­en Mafia hingewiese­n.

„Wenn die Angeklagte­n nicht Pluspunkte gesammelt hätten, wäre die Strafe wesentlich höher ausgefalle­n“, sagte die Richterin bei der Urteilsver­kündung. „Es war ein massives Vergehen.“Die Angeklagte­n, die sich freiwillig dem Strafverfa­hren gestellt hatten, entschuldi­gten sich mehrmals bei den Opfern und boten ihnen aus freien Stücken insgesamt 4000 Euro Schmerzens­geld an. Sie nahmen das Urteil an.

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