Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Jäger zum Gejagten

Nordische Kombinatio­n Als Doppel-Weltmeiste­r kehrte Johannes Rydzek vor zwei Jahren von der WM zurück. Jetzt will er seine Titel verteidige­n. Das ist vor allem eines: Kopfsache

- VON ANDREAS KORNES

Johannes Rydzek gibt sich viel Mühe, die neue Ausgangsla­ge kleinzured­en – ignorieren kann er sie nicht, denn in diesem Winter steht für die Nordischen Kombiniere­r wieder eine WM auf dem Programm. Rydzek geht dann als Titelverte­idiger in die Rennen. 2015 gewann der Mann aus Oberstdorf im schwedisch­en Falun Doppel-Gold (Einzel von der Normalscha­nze und mit der Mannschaft). 2017 ist er also erstmals der Gejagte, wenn die Kombiniere­r im eisigen Lahti (22. Februar bis 5. März) die neuen Weltmeiste­r suchen.

„Ich muss versuchen, das Thema Titelverte­idigung und das ganze Drumherum ein bisschen auszublend­en“, sagt er. Sein Ansatz zur Selbstberu­higung: Lahti wird „im Prinzip nichts anderes, als vor zwei Jahren“. Damals allerdings war der Allgäuer der überragend­e Athlet der nordischen Ski-WM. Seitdem sei die Weltspitze noch ein Stückchen enger zusammen gerückt, sagt Rydzek. „Vor allem haben wir einen Norweger, der enorm weit vorne wegspringt, was es noch schwierige­r als vor zwei Jahren macht.“Rydzeks Vorbereitu­ng im Sommer habe weitgehend wie geplant funktionie­rt, „auch wenn es nicht immer nur nach vorne läuft. Ich habe in diesem Jahr zum Beispiel auch mal eine Erkältung mitgenomme­n.“Trotzdem absolviert­e der 24-Jährige rund 200 Trainingss­prünge, den Großteil von der Schanze seiner Heimatstad­t Oberstdorf. Dazu kommen über das Jahr verteilt 6000 Kilometer auf Skiern und Rollern, außerdem zahlreiche Einheiten im Kraftraum oder bei der Physiothe- rapie. „Das alles ist schon ein ziemlich hoher Aufwand“, sagt Rydzek. „Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.“

Ganz im Gegenteil: Spannend wird vielmehr werden, ob dem Weltmeiste­r der Saisonstar­t diesmal besser gelingt, als die vorherigen. „In den letzten Jahren waren die Sommerwett­bewerbe immer recht gut bei mir, aber ich konnte dann nicht ganz so gut in den Winter rein starten.“Der nächste Versuch steht in gut einer Woche im finnischen Ruka an. „Ich will einfach die Form, die ich mir erarbeitet habe, auch in den Weltcups umsetzen“, sagt Rydzek. „Und ich will mir eine gewisse Konstanz über den Winter holen, dass ich dann mit Selbstvert­rauen zur WM fahren kann. Da gibts ja dann einen Titel zu verteidige­n, was enorm schwierig wird.“Ein Grund ist die starke Konkurrenz aus dem eigenen Lager. Die deutsche Mannschaft ist extrem stark und ausgeglich­en besetzt. Vor allem der vierfache Gesamtwelt­cupsieger Eric Frenzel dient als Maßstab.

Rydzek sieht vor allem die positiven Nebeneffek­te des starken Teams: „Es ist von uns von Vorteil, dass wir uns gerade auf den Trainingsl­ehrgängen im Sommer gegenseiti­g pushen können. Wir haben ein extrem starkes Team und eine tolle Gruppendyn­amik.“

Eine spezielle Vorbereitu­ng auf die Titelkämpf­e sei zwar geplant, „aber das ist sehr schwierig. Plan und Realität passen nicht immer zusammen. Wir haben ja auch viele Weltcups, wo man auch vorne dabei sein will. Außerdem muss man sich da ja erst einmal für die WM qualifizie­ren.“Das gilt auch für den Weltmeiste­r.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Wer auf die Facebook-Seite von Johannes Rydzek schaut, wird dort viele spektakulä­re Bilder aus den Allgäuer Alpen finden. Der Kombiniere­r nutzt die Berge gerne für ganz individuel­les Training. Im Winter allerdings hat er dafür keine Zeit.
Foto: Ralf Lienert Wer auf die Facebook-Seite von Johannes Rydzek schaut, wird dort viele spektakulä­re Bilder aus den Allgäuer Alpen finden. Der Kombiniere­r nutzt die Berge gerne für ganz individuel­les Training. Im Winter allerdings hat er dafür keine Zeit.

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