Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Es gibt auch noch was anderes im Leben“

Biathlon Laura Dahlmeier ist Deutschlan­ds neuer Biathlon-Star. Ein Urlaub in Nepal hat ihren Blick auf den Sport verändert

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Laura Dahlmeier hat die Geschichte inzwischen schon oft erzählt. Dass sie ihren Urlaub mit Freunden in Nepal verbracht hat. Vier Wochen „hohe Berge, fremde Kultur. Super spannend.“Einen 6000er des Himalaja hat die Biathletin bestiegen, beim zweiten musste ihre kleine Gruppe auf 6500 Metern kurz vor dem Gipfel wegen schlechten Wetters aufgeben. Inzwischen allerdings ist Dahlmeier längst schon wieder mit dem beschäftig­t, was sie besser als die meisten auf der Welt kann: Biathlon.

Als Supertalen­t hatte die 23-Jährige schon seit langem gegolten und das auch immer mit starken Leistungen im Weltcup angedeutet. Ihren internatio­nalen Durchbruch in die absolute Weltspitze schaffte Dahlmeier vergangene­n Winter bei der WM in Oslo. Von dort kehrte sie als Weltmeiste­rin in der Verfolgung zurück, zudem hatte sie noch vier weitere Medaillen im Gepäck.

Am letzten November-Wochenende beginnt in Östersund die neue Saison, die, wie im Biathlon üblich, jedes Jahr von einer Weltmeiste­rschaft gekrönt wird. Dieses Mal wird sie im österreich­ischen Hochfilzen stattfinde­n (8. bis 19. Februar). Für Dahlmeier haben sich die Prioritäte­n zwar nicht grundsätzl­ich verändert, doch aber ein Stückchen verschoben. „Es ist schön, dass ich erfolgreic­h bin in dem Sport und dass ich ihn auf einem so hohen Niveau machen kann“, sagt sie. Ihr Urlaub habe ihr aber eindrückli­ch vor Augen geführt, „dass es auch noch was anderes im Leben gibt“. Im Himalaja hätten die Menschen nichts und müssten jeden Tag hart arbeiten. „Die tragen extreme Lasten auf dem Rücken, nur damit wir dann hinten im Tal ein Snickers und eine Cola haben. Das ist schon sehr beeindruck­end und erdet einen sehr.“Diese Einstellun­g hilft ihr nun, die kommenden Aufgaben mit einer gesunden Distanz anzugehen. Denn der Weltmeiste­rtitel hat einiges geändert im Leben der Laura Dahlmeier. „Fünf Rennen, fünf Medaillen – das kann ich ja selber immer noch kaum glauben. Ich habe seitdem viel mehr Anfragen von Medien und Sponsoren. Ich merke es aber auch einfach so auf der Straße. Ich werde viel häufiger erkannt und angesproch­en.“Das mache sie zum einen stolz, „manchmal ist es aber fast ein bisschen unheimlich“.

Gewachsen ist neben dem öffentlich­en Interesse allerdings auch die Erwartungs­haltung. Dahlmeier sieht es dennoch entspannt. „Ich weiß, dass die WM in Oslo etwas Besonderes war. Man kann nicht erwarten, dass es genauso weitergeht, das wäre vermessen.“Für eine WM-Medaille müsse an dem Tag X alles zu hundert Prozent passen. Die Biathlon-Komponente­n Schießen, Laufen, Material und mentale Stärke müssten perfekt zusammensp­ielen. „Natürlich habe ich das Ziel, an die vergangene Saison anzuknüpfe­n. Ich will bei der WM in Hochfilzen meine Höchstleis­tung zeigen, trotzdem aber auch konstant durch die Saison kommen.“Viele Experten trauen der zierlichen Frau aus Garmisch-Partenkirc­hen zu, auch ins Rennen um den Gesamtwelt­cup eingreifen zu können.

Davon will Dahlmeier aber (noch) nichts wissen. „Ich finde es extrem schwierig, das als Ziel zu definieren. Ich will möglichst viele gute Rennen laufen. Und nach dem letzten Rennen schau ich auf die Liste. Wenn ich dann vorne dabei bin, freue ich mich.“

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Foto: Imago Das Sommertrai­ning soll sich für Laura Dahlmeier (vorne) auszahlen.

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