Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Für immer Kind sein
Theater Erich Kästners „Pünktchen und Anton“handelt von einer ganz besonderen Freundschaft
Es ist die Geschichte von einer außergewöhnlichen Freundschaft, von Mut und vom ewigen Kind-bleibenwollen: „Pünktchen und Anton“von Erich Kästner. Das Theater Augsburg inszeniert den Kinderbuchklassiker in diesem Jahr als Kinderstück. Der Stoff ist auch heute noch aktuell, sagt die Regisseurin Martina Eitner-Acheampong im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es ist fast schon erschreckend und gleichzeitig berührend, was Kästner damals über Arm und Reich geschrieben hat. Er möchte auf eine andere Welt schauen“, sagt EitnerAcheampong. Geändert habe sich seit den 30er Jahren in dieser Hinsicht jedoch nur wenig. „Die Schere zwischen Arm und Reich geht ja immer noch auseinander.“
Arm und Reich, zwei Aspekte, die in Kästners „Pünktchen und Anton“eine entscheidende Rolle spielen: Das Mädchen Luise Pogge, das Pünktchen genannt wird, lebt mit seinen wohlhabenden Eltern samt Kindermädchen und Köchin in Berlin. Die Eltern haben aber kaum Zeit für das Kind. Der Bub Anton Gast hingegen muss betteln gehen, um seine kranke, alleinerziehende Mutter finanziell zu unterstützen. Trotz der sozialen Unterschiede werden die beiden Kinder gute Freunde.
Eitner-Acheampong hält sich in ihrer Inszenierung stark an Kästners Literaturvorlage. „Die Klasse der Eltern prägt einen mehr, als man denkt“, sagt die Regisseurin. Freundschaften aus unterschiedlichen sozialen Schichten seien auch heutzutage noch schwierig. „Unser Auftrag ist es, den Traum von einem besseren Umgang miteinander auf der Bühne zu leben.“
Für die gebürtige Cottbusserin ist „Pünktchen und Anton“ganz klar ein Stück der Ermutigung. Alltägliche Probleme würden Menschen oft entmutigen, so die Regisseurin. Dabei gehe es im Leben, doch um den Mut, etwas zu schaffen. Bei „Pünktchen und Anton“sei es der Mut, eine Freundschaft über soziale Grenzen hinweg zu pflegen.
„Wir machen diese Geschichte lebendig in 3D und live“, sagt die 56-Jährige. Einzig die sogenannten „Nachdenkereien“, die Kästner in seinem Roman eingebaut hat, haben Eitner-Acheampong und Dramaturgin Stefanie Witzlsperger gestrichen. Weil das Stück weniger belehrend, als viel mehr einladend sein soll. Eitner-Acheampong sagt deshalb: „Ich denke, dieses Offene, Kindgerechte, das Gerade-heraussagen, das ist der Charme an unserem Stück.“Besonders fasziniert ist sie von der Figur Pünktchen. Die Lebenslust und Neugier ihres Charakters in dem Buch werde laut Eitner-Acheampong auf der Bühne zum Leben erweckt.
Damit das gelingt, hat Matthias Flake extra Musik für das Familienstück komponiert, Eitner-Acheampong hat die Liedtexte verfasst. Einer Musikrichtung lässt sich „Pünktchen und Anton“nicht zuordnen. „Das ist eine einzigartige Mischung aus Texten und Musik“, sagt die Regisseurin. Auch auf der Bühne werden Musiker wie Tilman Herpichböhm und Uli Fiedler das Familienstück aufmischen und die Mutter von Anton wird Querflöte spielen. Im Stück von Eitner-Acheampong ist sie beruflich Musikerin.