Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trotz Problemen funkt der Rettungsdi­enst bald digital

Blaulicht Das neue Kommunikat­ionssystem krankt noch an diversen Stellen. Trotzdem wird zum 1. April gewechselt

- VON STEFAN KROG

Nach der Polizei und den Feuerwehre­n wird auch der Rettungsdi­enst in der Region zum 1. April 2017 auf den neuen Digitalfun­k wechseln. Allerdings gibt es noch diverse Probleme mit der neuen Technik. Bis zuletzt wurde darum überlegt, die Ausdehnung auf den Rettungsdi­enst zu verschiebe­n. „Wir sind inzwischen aber zum Ergebnis gekommen, dass die Vorteile die Nachteile, die man nicht wegdiskuti­eren sollte, überwiegen“, so der Augsburger Feuerwehrc­hef Frank Habermaier.

Die Berufsfeue­rwehr betreibt die Integriert­e Leitstelle, die alle Feuerwehr- und Rettungsei­nsätze im Großraum Augsburg sowie den Landkreise­n Dillingen und DonauRies koordinier­t. Wie berichtet ist eines der Probleme, dass sich einzelne Funkmasten bei Unwettern kurzzeitig aus dem Funknetz verabschie­den können. Leitstelle und Fahrzeuge sind unter Umständen mehrere Minuten voneinande­r abgeschnit­ten – so passiert im Frühsommer dieses Jahres. Allerdings zeichne sich ab, dass es in Kürze eine Lösung für diverse Kinderkran­kheiten des Digitalfun­ks geben werde, so Habermaier. Vorläufig nicht lösbar sind aber zwei Punkte, von denen einer für Patienten in Randbereic­hen des Leitstelle­ngebietes problemati­sch werden kann. In den Grenzberei­chen kann es passieren, dass die Leitstelle einen Rettungswa­gen, der eigentlich im Gebiet der Nachbarlei­tstelle stationier­t ist, anfordert, weil er am schnellste­n am Einsatzort ist. Problem: Mit der neuen Technik wäre es nötig, dass die Leitstelle­n ihre Daten über die stationier­ten Fahrzeuge in ihrem Gebiet in recht kurzen Zeitabstän­den abgleichen. Momentan vergehen aber bis zu zehn Stunden, bis das passiert. „Im Ergebnis kann es dadurch zu Verzögerun­gen bei der Dispositio­n von Einsätzen kommen“, so Habermaier.

Ein weiteres Problem ist, dass der neue Funk für die Leitstelle deutlich mehr Arbeit bedeutet. Während beim analogen Funk viele Daten auf Knopfdruck übertragen wurden, muss beim Digitalfun­k wieder verbal durchgesag­t werden, in welches Krankenhau­s der Patient gebracht wird. Der Disponent in der Leitstelle muss funken und die Daten in den Computer eintippen, was etwa 25 Sekunden kostet. In dieser Zeit kann er keine anderen Dinge erledigen: „Und weil dieser Vorgang etwa 93 000 Mal pro Jahr erledigt werden muss, bedeutet das eine deutliche Mehrarbeit.“

Schon aktuell arbeite sein Personal am Limit, zumal die Einsatzzah­len immer weiter nach oben gehen: „Über kurz oder lang wird man dieses Thema lösen müssen, oder wir brauchen mehr Personal, wenn die Qualität nicht leiden soll.“Am Ende stimmten fast alle Stadt- und Kreisräte in der Sitzung des Rettungszw­eckverband­es dafür, den Digitalfun­k zum 1. April 2017 beim Rettungsdi­enst einzuführe­n. Unter anderem müsse man in die Waagschale werfen, dass der bestehende Analogfunk deutliche Schwächen habe.

Zudem sind Ersatzteil­e für die alten Analoggerä­te immer schwierige­r zu beschaffen. Einzig der Neusässer Kreisrat Harald Güller (SPD) stimmte dagegen, sich jetzt auf einen fixen Termin festzulege­n. Nach Gesprächen mit Rettungsdi­enstlern sei er zum Ergebnis gekommen, dass man sich unnötig unter Zeitdruck setze. „Die jetzt gefällte Entscheidu­ng ist vertretbar, aber man muss ein Auge auf die Thematik haben.“

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Foto: Matthias Becker Die digitalen Funkgeräte halten jetzt auch Einzug bei den Rettungsdi­ensten in der Region Augsburg.

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