Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Trotz Problemen funkt der Rettungsdienst bald digital
Blaulicht Das neue Kommunikationssystem krankt noch an diversen Stellen. Trotzdem wird zum 1. April gewechselt
Nach der Polizei und den Feuerwehren wird auch der Rettungsdienst in der Region zum 1. April 2017 auf den neuen Digitalfunk wechseln. Allerdings gibt es noch diverse Probleme mit der neuen Technik. Bis zuletzt wurde darum überlegt, die Ausdehnung auf den Rettungsdienst zu verschieben. „Wir sind inzwischen aber zum Ergebnis gekommen, dass die Vorteile die Nachteile, die man nicht wegdiskutieren sollte, überwiegen“, so der Augsburger Feuerwehrchef Frank Habermaier.
Die Berufsfeuerwehr betreibt die Integrierte Leitstelle, die alle Feuerwehr- und Rettungseinsätze im Großraum Augsburg sowie den Landkreisen Dillingen und DonauRies koordiniert. Wie berichtet ist eines der Probleme, dass sich einzelne Funkmasten bei Unwettern kurzzeitig aus dem Funknetz verabschieden können. Leitstelle und Fahrzeuge sind unter Umständen mehrere Minuten voneinander abgeschnitten – so passiert im Frühsommer dieses Jahres. Allerdings zeichne sich ab, dass es in Kürze eine Lösung für diverse Kinderkrankheiten des Digitalfunks geben werde, so Habermaier. Vorläufig nicht lösbar sind aber zwei Punkte, von denen einer für Patienten in Randbereichen des Leitstellengebietes problematisch werden kann. In den Grenzbereichen kann es passieren, dass die Leitstelle einen Rettungswagen, der eigentlich im Gebiet der Nachbarleitstelle stationiert ist, anfordert, weil er am schnellsten am Einsatzort ist. Problem: Mit der neuen Technik wäre es nötig, dass die Leitstellen ihre Daten über die stationierten Fahrzeuge in ihrem Gebiet in recht kurzen Zeitabständen abgleichen. Momentan vergehen aber bis zu zehn Stunden, bis das passiert. „Im Ergebnis kann es dadurch zu Verzögerungen bei der Disposition von Einsätzen kommen“, so Habermaier.
Ein weiteres Problem ist, dass der neue Funk für die Leitstelle deutlich mehr Arbeit bedeutet. Während beim analogen Funk viele Daten auf Knopfdruck übertragen wurden, muss beim Digitalfunk wieder verbal durchgesagt werden, in welches Krankenhaus der Patient gebracht wird. Der Disponent in der Leitstelle muss funken und die Daten in den Computer eintippen, was etwa 25 Sekunden kostet. In dieser Zeit kann er keine anderen Dinge erledigen: „Und weil dieser Vorgang etwa 93 000 Mal pro Jahr erledigt werden muss, bedeutet das eine deutliche Mehrarbeit.“
Schon aktuell arbeite sein Personal am Limit, zumal die Einsatzzahlen immer weiter nach oben gehen: „Über kurz oder lang wird man dieses Thema lösen müssen, oder wir brauchen mehr Personal, wenn die Qualität nicht leiden soll.“Am Ende stimmten fast alle Stadt- und Kreisräte in der Sitzung des Rettungszweckverbandes dafür, den Digitalfunk zum 1. April 2017 beim Rettungsdienst einzuführen. Unter anderem müsse man in die Waagschale werfen, dass der bestehende Analogfunk deutliche Schwächen habe.
Zudem sind Ersatzteile für die alten Analoggeräte immer schwieriger zu beschaffen. Einzig der Neusässer Kreisrat Harald Güller (SPD) stimmte dagegen, sich jetzt auf einen fixen Termin festzulegen. Nach Gesprächen mit Rettungsdienstlern sei er zum Ergebnis gekommen, dass man sich unnötig unter Zeitdruck setze. „Die jetzt gefällte Entscheidung ist vertretbar, aber man muss ein Auge auf die Thematik haben.“