Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kritik an Elternzeit des Rathauschefs
Gesellschaft Bäumenheims Bürgermeister wird Vater und kündigt eine Auszeit an. Die Mehrheit im Gemeinderat hat damit ein Problem. Sogar CSU und Linke sind sich einig
Bäumenheim Was die Spatzen in Bäumenheim längst von den Dächern pfiffen, hat Bäumenheims Bürgermeister Martin Paninka nun öffentlich gemacht: Er wird in wenigen Tagen, nach der Geburt seines Kindes, in Elternzeit gehen. Er wolle wie viele andere Väter zunächst für vier Wochen eine Auszeit vom Job nehmen, weitere vier Wochen dann im Sommer. Die Ankündigung Paninkas löste im Gemeinderat eine heftige Diskussion aus.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass im Landkreis fast jeder zweite Vater für sein Neugeborenes Elternzeit nehme. Er wolle Verantwortung in der Kindererziehung übernehmen und seinen Teil dazu in der Familie beitragen. „Dies muss auch für Männer möglich sein.“Die Elternzeit komme dem Wandel der Wünsche und Bedürfnisse vieler Eltern entgegen. Paninka: „Bekanntlich mache ich eine familienfreundliche Politik und deswegen möchte auch ich ein schönes Familienleben führen.“Er freue sich auf seine Rolle als Vater. Paninkas Vertretung übernimmt Zweiter Bürgermeister Roland Neubauer sowie bei Bedarf Dritter Bürgermeister Nico Hippe. Für beide wurden entsprechende Vergütungsregelungen getroffen. Paninka verwies darauf, dass die Kommune in der Elternzeit sein Gehalt nicht zu zahlen habe. Er nehme bewusst finanzielle Einbußen hin, um die „Herzensangelegenheit“verwirklichen zu können.
Grundsätzlich sehe man die Möglichkeit, dass Väter eine Elternzeit nehmen, positiv, erklärte Nico Hippe für „Bürger für Bürger“. Er sehe es aber in „unserem Fall“kritisch. Wichtige und zukunftsweisende Projekte stünden an, der Verwal- tung stehe eine „wichtige und schon lange geforderte“externe Organisationsuntersuchung bevor und es hätten mehrere Personen der Verwaltung gekündigt. Zudem klage der Bürgermeister immer wieder über „viel Arbeit“und dass er „nicht nachkommt“. In dieser Situation eine Elternzeit anzutreten, sei unglücklich. Hippe: „Das ist der falsche Zeitpunkt.“Welcher Geschäftsführer könne es sich leisten, so lange zu fehlen, fragte Hippe.
Ähnlich äußerte sich Bernhard Jung für CSU/Junge Liste. Auch er stellte eine Frage: „Muss die Elternzeit auch wirklich jeder in Anspruch nehmen?“Er persönlich hätte in einer solchen Situation, wie sie sich derzeit in Bäumenheim darstelle, anders entschieden. Für Menschen in Führungs- und Leitungspositionen gelte eine andere moralische Linie als beispielsweise für Angestellte.
„Kinder sind unser größter Schatz“, erklärte Sieglinde Schönherr, die Familienbeauftragte im Gemeinderat. Wie ihre Kolleginnen und Kollege Christian Scholz äußerte sie sich entsetzt über die Auffassungen. Er freue sich, dass auch Männer Verantwortung für ein Neugeborenes übernehmen, fügte Christian Scholz an. Er könne sich nur wundern, damit eine moralische Frage zu verbinden. Irmgard Huber appellierte, „darin eine Chance“auch für den Stellvertreter zu sehen.
Manfred Seel (Die Linke) hatte bei der Debatte krankheitsbedingt gefehlt. Er übergab inzwischen unserer Zeitung eine Erklärung. Darin unterstützt er die Meinungen von CSU/JL und „Bürger für Bürger“. In einer so herausgehobenen Position, so Seel, und „noch dazu in einer wegweisenden Zeit“sehe er die Entscheidung des Bürgermeisters als fragwürdig.