Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Hörsaal der Löwen
Unternehmer An der Hochschule Augsburg präsentieren Studenten ihre Geschäftsideen – vor einer Jury, die genauso knallhart ist wie die im TV
Augsburg Eigentlich musste Martin Desho nur in sich hineinhören. Überlegen, was ihm gefällt, was er gerne macht – und was vielleicht auch andere begeistern könnte. Die Antwort, die Desho dabei fand, hat ihn nun an diesen Ort gebracht: in den „Hörsaal der Löwen“, der eigentlich ein Hörsaal an der Hochschule Augsburg ist. An der Wand eine Tafel, auf den Rängen an der anderen Wand ist Platz für etwa 60 Menschen.
Desho ist ein wenig nervös. Manchmal redet er ein bisschen schneller, manchmal endet einer seiner Sätze in einem entwaffnenden Lachen. Man merkt ihm an, dass er von seinem Plan begeistert ist. Der Student stellt den Zuhörern an diesem Tag eine Geschäftsidee vor. Er ist der vorletzte Kandidat, sechs Teilnehmer haben vor ihm ihr Projekt präsentiert. Nach jedem Vortrag fällt eine Jury aus lokalen Unternehmern und Gründern ihr Urteil – ähnlich also wie in der VoxSendung „Die Höhle der Löwen“, dem Vorbild der Veranstaltung.
Die Idee für das Projekt stammt von Martin Plöckl. Der 43-Jährige ist Lehrbeauftragter und „Gründer im Ruhestand“, wie er sagt. Vor 13 Jahren hat er eine Firma gegründet und später an den Telekommunikationsanbieter Mobilcom Debitel verkauft. Heute will er vor allem, dass seine Studenten „Blut lecken“. Ein Semester lang hat er ihnen geholfen, Ideen zu finden, Finanzierungspläne zu entwerfen und Präsentationstechniken zu üben. Der Auftritt im „Hörsaal der Löwen“ist nun die Abschlussprüfung des Seminars „Start-up Thinking“.
Zurück zu Martin Desho. Seine Idee ist ein Manga-Café. Ein Ort also, an dem Fans in den japanischen Comics stöbern können, die für ihre kulleräugigen Figuren und fantasievollen Geschichten bekannt sind. „Es gibt Lesecafés, es gibt Comicshops und es gibt Orte, an denen sich Fans treffen.“Was es aber nicht gebe, sei ein Ort, der alles verbindet. „Ein Ort“, sagt Desho, „an dem man sich fühlt wie in Japan“.
Sina Trinkwalder ist begeistert, nicht so sehr von der Idee an sich, aber von Deshos Leidenschaft für das Thema. Die Augsburger Unternehmerin ist von Anfang an in der Jury mit dabei. „Ich gebe dir Brief und Siegel“, sagt sie, „in zwei Jahren hast du dein Manga-Café“. Für seine Präsentation wird Trinkwalder Martin Desho später die volle Punktzahl gaben. Auch Juror Stefan Rockinger findet Deshos Ansatz gut. „Welch eine Begeisterung“, sagt er und fügt hinzu: „Wenn ich jemandem Geld geben würde, dann dir.“Kerstin Kuffer warnt Desho allerdings, vor lauter Leidenschaft „nicht betriebsblind“zu werden. Was er auf jeden Fall lernen müsse, sei, „wie man ein Café betreibt“.
Für den Sieg reicht es bei Desho am Ende nicht ganz. Die meisten Punkte der Jury erhält Matthias Weissenboeck. Der 23-Jährige hat die Idee für eine Art KüchenSharing entworfen. Die Küche sei ein Ort, an dem gemeinsam gegessen, getrunken werde, es gebe Spieleabende, vielleicht eine spontane Gesangseinlage. „Irgendwann“, sagt Weissenboeck, „dachte ich mir, was wäre, wenn diese Alltagsdinge offen für alle sind?“Sein Plan: Eine Internetplattform, über die Nutzer in ihre Küchen einladen können. Die Jury ist überzeugt. Im „Hörsaal der Löwen“gibt es allerdings – anders als beim großen Vorbild – keine Millionen-Investments. Dafür aber unternehmerischen Rat: Juror Michael Brecht, der lange Chef des Terminfindungs-Unternehmens Doodle war, wird Weissenboeck unter seine Fittiche nehmen.