Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Zuschauer wird allein gelassen
Zumindest die Stimme ist vertraut. Markus Götz kommentiert, anerkannter Handball-Experte. Er begleitet die Auftaktpartie der deutschen Mannschaft routiniert und emotional, glänzt mit Wissen. Der Zuschauer fühlt sich bei ihm während des Spiels gut aufgehoben. Anderes ist gewöhnungsbedürftig im Internetfernsehen. Kurzfristig ist die Deutsche Direktbank (DKB) als übertragender Sender eingesprungen, hat damit ihr Sponsoring (un)gewollt ausgeweitet. Dass nun ein Partner der Bundesliga und der Nationalmannschaft plötzlich als Retter einspringt – und nicht Öffentlich- Rechtliche –, wirkt äußerst fragwürdig. Den Zuschauer interessiert dies letztlich wenig, ihn muss das Ergebnis befriedigen. Das DKB-Logo springt ihn nicht einmal an, derart vollgepflastert sind Trikots, Hallenboden und Banden damit. Welche drei Lettern oben rechts zu sehen sind – egal. Wovon sich der Zuseher verabschieden muss: einer ausführlichen Vor- und Nachberichterstattung, Stimmen zum Spiel und einer Einordnung des Gesehenen. Der Internetzuschauer – in der Spitze waren es 600 000 – wird bis zum Anwurf allein gelassen, ebenso in der Halbzeitpause, die Spielszenen und Statistikgrafi- ken füllen. Auf das Geplauder eines Ex-Nationalspielers können etliche Fans verzichten, auf das Bild hingegen nicht. Kaum hat die Übertragung begonnen und Deutschland erste Treffer erzielt, bleibt das Bild schwarz. Technische Probleme begleiten die erste Hälfte, der Spott in den sozialen Netzwerken lässt nicht lange auf sich warten.
Die Erklärung erfolgt spät. Kein Witz: Der Rechtevergeber hätte die Übertragung unterbrochen, sagt Götz. Mit diesen Worten und dem Blick auf die leere Halle wird der Zuschauer dann in den Abend entlassen.