Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von wegen Winterblues
Grüner Daumen Ein farbenfroher Garten? Im Sommer kein Problem. Doch auch jetzt können dank der richtigen Tipps einige Hingucker gelingen
Eigentlich möchte man meinen, dass im Winter in Deutschland außer Eisblumen an den Fenstern kein Blütenflor im Freien zu finden ist. Aber die Natur kennt keine Pause. Allerdings muss der Gärtner sich im Laufe des Jahres bewusst ein paar Gedanken um das Bild seines Gartens im Winter gemacht haben. Denn es gibt nicht besonders viele Winterblüher, und diese wenigen müssen in der kargen Landschaft gut zur Geltung kommen.
Die Gartenarchitektin Anja Maubach denkt bei der Planung eines Gartens daher immer zunächst an den Winter und trifft eine Pflanzenauswahl, die mit Farben und Strukturen das Grundstück in der kalten Jahreszeit schmückt. Denn drumherum eine farbenfrohe Sommerbepflanzung anzusiedeln, das schaffe jeder, so Maubach.
Ein Klassiker für die kalten Tage ist der Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum). Der Strauch bildet goldgelbe Blüten, die dicht nebeneinander sitzen. Das Besondere: Seine weichen Triebe legen sich gegen eine Mauer oder ziehen sich in dem Astwerk eines Stützgehölzes nach oben. Sehr schön sieht es aus, wenn die Triebe über eine Mauer locker nach unten hängen.
Auch viele Sorten der Zaubernuss (Hamamelis) öffnen bereits im Win- ihre Blüten. „Sehr schön ist auch die sogenannte Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox)“, findet Maubach. Während die Sträucher der Zaubernuss sich nach oben trichterförmig öffnen, wächst die Chinesische Winterblüte straff nach oben und erreicht leicht eine Höhe von zwei Metern. Die Blüten sind braungelb und hängen wie kleine Glöckchen nach unten. Die Zaubernuss hat dagegen schmale, lange Blütenblätter, die im Winter flatternd abstehen. Ihre Farbpalette reicht von Zitronengelb über Orange bis Burgunderrot.
„Ein besonderes Kennzeichen vieler Winterblüher ist der Duft“, erklärt Gabriele Schabbel-Mader von der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur. Neben Winterblüte und Hamamelis tragen auch der Winter-Schneeball (Viburnum bodnantense) und der Duft-Schneeter ball (Viburnum farreri) ein feines Blütenparfüm. Schabbel-Mader rät, diese Blüher dort zu platzieren, wo man auch im Winter häufig vorbeikommt und den Duft wahrnehmen kann, etwa im Vorgarten.
Dazu sollte es einen ruhigen Hintergrund für den Winterblüher geben. „Vor einer Wand oder einer ruhigen Hecke kommen Schneeball, Zaubernuss und Zierkirsche gut zur Geltung, denn die Einzelblüten sind recht klein“, erklärt Schabbel-Mader. Eine dunkelgrüne Eibenhecke sei etwa ideal. Damit die Pflanzen nicht im kargen Umfeld stehen und ihre Wirkung gedämmt wird, sollte man den Untergrund mit Immergrünen besetzen. „Bodendecker haben die winterlichen Blüten hervor wie eine Manschette“, so die Expertin.
Auch wenn Lenzrosen erst fast zum Winterende hin erblühen, raten die Experten auch zu diesen Pflanzen in der Gartengestaltung. Ihre Blätter sind ein hübscher Anblick - und „man kann die Entwicklung der Blütenstände im Winter bereits beobachten“, erklärt Maubach. Das gilt auch für den Frühlingsblüher Bergenie. Und die Gartenarchitektin rät zu einer Kombination des Heidekrautes Erica x darleyensis ’Silberschmelze’ und der Korsischen Nieswurz (Helleborus argutifolius). „Man erkennt auch schon im Dezember die kleinen Blüten der Winter-Alpenveilchen (Cyclamen coum), die zusammen mit Schneeglöckchen ausgedehnte Teppiche entwickeln.“Diese Art wird auch oft als Vorfrühlings-Alpenveilchen bezeichnet.