Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So kämpft Facebook gegen Fake News
Internet Das soziale Netzwerk lässt dubiose Beitrage künftig überprüfen. Wie das geht und warum Falschmeldungen trotzdem nicht gelöscht werden
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes kaum zu glauben, was da so alles auf Facebook steht. Verleumdungen und Falschmeldungen gehören zum Alltag. Und keiner tut etwas dagegen. Noch. Nach heftiger Kritik hat das soziale Netzwerk den Fake News jetzt doch noch den Kampf angesagt. Darum geht es:
Was tut Facebook gegen Falschmeldungen?
Schon jetzt können Nutzer Beiträge melden, die gegen die Regeln verstoßen. Bisher ging es dabei vor allem um unerwünschte Werbung, um Beleidigungen oder Urheberrechtsverletzungen. Künftig sollen Facebook-Mitglieder auch die Möglichkeit haben, offensichtliche Falschmeldungen zu markieren. In den USA wurde diese Funktion bereits getestet. In Deutschland soll sie in den kommenden Wochen eingeführt werden.
Was passiert mit verdächtigen Nachrichten?
Wird ein Beitrag von auffällig vielen Nutzern gemeldet, gibt ihn Facebook an das Recherchezentrum Correctiv zur Überprüfung weiter. Dessen 25 Mitarbeiter unterziehen die vermeintlichen Fake News dann einem Faktencheck. „Unsere Demokratie darf nicht von Lügen und Lügnern missbraucht werden“, sagt Correctiv-Chef David Schraven.
Werden Falschmeldungen gelöscht?
Nein. Sie bekommen stattdessen so etwas wie einen „Stempel“. Facebook-Mitglieder, die einen solchen Beitrag anklicken, werden darauf hingewiesen, dass die Inhalte von unabhängigen Faktenprüfern untersucht und als zweifelhaft eingestuft wurden. Dann kann der Nutzer entscheiden, ob er die Meldung trotzdem lesen oder weiterverbreiten möchte. Mit diesem Mittelweg will man Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die vor Zensur warnen. Außerdem gibt es auch Beiträge in einer Art Grauzone, die zwar einen wahren Kern haben, um den sich allerdings „wilde Erfindungen“ranken, wie Schraven sagt.
Wer bezahlt diesen Faktencheck?
Vorerst bekommt Correctiv kein Geld von Facebook. Das Recherchezentrum finanziert sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge und darf als gemeinnützige Organisation keine Gewinne machen. Die Faktenprüfer wollen in einer Testphase herausfinden, wie groß der Aufwand ist. Anschließend soll die Finanzierung geklärt werden. „Dann kann es auch sein, dass Facebook sich beteiligen muss“, sagt Schraven.
Warum werden überhaupt Fake News verbreitet?
Mit Falschmeldungen kann man gezielt Stimmungen in der Gesellschaft anheizen. Durch die massenhafte Verbreitung über soziale Netzwerke erreicht man binnen kürzester Zeit ein riesiges Publikum. Und selbst, wenn sich die Gerüchte als falsch herausstellen, bleibt oft doch etwas davon hängen. Experten fürchten, dass damit auch Wahlen beeinflusst werden. Mit Klicks kann man im Internet aber auch Geld verdienen. Je absurder und skandalträchtiger eine Geschichte klingt, desto mehr Interesse weckt sie. Und wer auf einer Fake-News-Seite landet, klickt dort vielleicht auch auf Werbeanzeigen und hinterlässt Nutzerdaten.
Handelt Facebook freiwillig?
Nein. Die Bundesregierung erhöht seit Monaten den Druck auf Facebook und droht mit hohen Bußgeldern, sollte das Netzwerk nichts gegen Hassnachrichten und Falschmeldungen unternehmen.