Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit den Winterstiefeln ins Büro?
Kleidung Dicke Pullover oder klobige Schuhe kommen bei manchen Arbeitgebern nicht gut an. Wie sich grobe Fehler vermeiden lassen und trotz Minusgraden ein stilvoller Auftritt gelingt
Daheim glänzt noch alles, im Büro sieht es schon ganz anders aus: Wer im Winter über vereiste Straßen und eingeschneite Parkplätze schlittert, schrubbt und wischt danach verzweifelt gegen Schneeränder oder Schmutzflecken an. Denn der Wintermatsch auf den Schuhen kommt in vielen Büros nicht gut an – ebenso wenig wie klobige Stiefel, dicke Pullover oder Mützen am Arbeitsplatz. Wir erklären, wie auch bei Winterwetter ein stilvoller Auftritt gelingt.
Wer muss besonders auf seine Kleidung achten?
Nach Ansicht der Augsburger Etikettetrainerin Susanne Erdmann wird vor allem in eher konservativen Büro-Umgebungen Wert auf angemessene Kleidung gelegt. Ein Bankkaufmann müsse also deutlich mehr auf seine Kleidung achten als beispielsweise ein Lagerarbeiter, der keinen Kontakt zu Kunden hat. Aber auch in Unternehmen, in denen keine Kleiderordnung herrscht, sollten Mitarbeiter darüber nachdenken, wie sie sich kleiden, sagt Christina Tabernig vom Trainingsinstitut „korrekt!“, das Fach- und Führungskräfte im sicheren Auftreten schult. Denn mit der Kleidung könne man selbst steuern, wie man von Kollegen und Vorgesetzten wahrgenommen wird.
Darf man mit klobigen Winterstiefeln ins Büro – oder sollten die Schuhe gewechselt werden?
„Wer Kundenkontakt hat, sollte im Büro oder schon im Auto auf jeden Fall die Schuhe tauschen“, sagt Christina Tabernig. Denn klobige Stiefel mit grobem Profil seien nicht unbedingt bürotauglich. Auch für Expertin Susanne Erdmann ist der Schuhwechsel im Winter ein Muss. „Ich würde das jedem raten“, betont sie. Schon allein, weil Winterschuhe oft gefüttert und damit meist zu warm für das Büro seien. Die Ersatzschuhe könne man entweder mitbringen oder in der Arbeit deponieren und dann am Schreibtisch schnell hineinschlüpfen, sagt sie.
Und wenn ich meine Schuhe nicht wechseln kann – oder will?
Wer nicht die Möglichkeit zum Wechseln habe oder wem das zu aufwendig sei, der sollte nach Meinung von Etikette-Trainerin Tabernig die Schuhe bei der Ankunft im Büro zumindest mit einem Tuch oder einem Schuhputzschwämmchen säubern. Ist kein Schwamm zur Hand, weil man zum Beispiel auf Dienstreise ist, hilft nach Tabernigs Erfahrung auch ein wenig Bodylotion aus dem Hotel. „Das sollte man natürlich nicht jedes Mal machen“, sagt sie. Aber für den Notfall sei es ein guter Ersatz.
Pulli unter dem Sakko – ist das erlaubt?
Um nicht zu frieren, könnten Männer auf dem Weg zur Arbeit natürlich einen Pullover über dem Hemd und unter dem Sakko tragen, sagt Benimm-Expertin Erdmann. Im Büro sollte der Pulli aber ausgezogen werden. Generell kommt es nach ihren Worten aber auch auf Stoff und Kragenform an. Während ein Rollkragen unter dem Jackett wieder modern sei, rate sie von einem Pulli mit V-Ausschnitt ab.
Wie sieht das bei Frauen aus?
„Frauen haben da etwas mehr Möglichkeiten“, betont Etikette-Trainerin Tabernig. Sie könnten beispielsweise ein warmes Wollkleid anziehen oder ein Twinset, also einen Pullover mit einer Strickjacke aus dem gleichen Material darüber. Von großen, bequemen Wollpullovern rät Tabernig ab. Expertin Erdmann empfiehlt Frauen den Lagenlook: Um auf dem Weg zur Arbeit warm eingepackt zu sein, könnten sie eine Strickjacke oder einen Poncho über der Bluse tragen, der dann in der Arbeit ausgezogen wird.
Welche Accessoires sind bürotauglich?
Einen Schal sollte nach Meinung von Christina Tabernig nur anziehen, wer auch wirklich erkältet ist – und auch dann sollte er nicht zu einem übergroßen Modell greifen. Besonders kritisch sieht sie Loop-Schals. „Da ist der Schal meist größer als der Kopf“, sagt die Expertin. „Das muss im Büro nicht sein.“Zu Kopfbedeckungen hat sie eine strikte Meinung: „Eine Mütze wird ausgezogen, wenn ich den Raum betrete.“Generell sollten vor allem Männer auf grob gestrickte Mützen oder Varianten mit Fellbommeln verzichten. Stilvoller sei ein Hut. Bei Handschuhen rät Tabernig zu Modellen aus Leder. Fäustlinge oder Skihandschuhe seien eher nicht bürotauglich. Besonders wichtig: Beim Händeschütteln sollten die Handschuhe ausgezogen werden, insofern auch der Gegenüber keine trägt. Wer sich beispielsweise auf dem Parkplatz treffe, könne sich aber auch mit Handschuhen die Hand geben.