Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Spitalordn­ung ist restaurier­t

Archiv Was das wichtige Dokument über frühere Zeiten in Zusmarshau­sen erzählt

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Die Freude über den Fund war groß, sie wurde aber schnell getrübt: Die neue Archivarin von Zusmarshau­sen, Angela Schlenkric­h, hatte im Gemeindear­chiv die Spitalordn­ung von 1613 gefunden – sie war fünf Jahre vor dem Dreißigjäh­rigen Krieg aufgeschri­eben worden. Doch die Zeit hatte ihre Spuren hinterlass­en: Der Umschlag war fleckig, ein früherer Wasserscha­den nicht zu übersehen, einige Stellen deuteten auf Schimmel hin.

Nachdem es sich bei dieser Spitalordn­ung um eine für Zusmarshau­sen, aber auch überregion­al bedeutende Quelle handelt, die selbst in der Wissenscha­ft bisher unbekannt war, wurde das Dokument im Dezember 2016 der Diplom-Restaurato­rin Cornelia Rauch-Ernst in Dillingen zur fachmännis­chen Restaurati­on übergeben.

Die Spitalstif­tung Zusmarshau­sen hatte 1534 der Augsburger Bischof Christoph von Station (1517-1543) ins Leben gerufen, um arme, notleidend­e Personen zu unterstütz­en. Das Stiftungsv­ermögen wurde durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg vernichtet, die Ordensschw­estern von Maria Stern in Augsburg, die die Pflege übernommen hatten, wegen Personalma­ngels 1966 ins Mutterhaus zurückgeru­fen. Die Stiftung besteht heute noch und verfolgt wohltätige Zwecke, zum Beispiel durch Altennachm­ittage.

Inzwischen ist die Spitalordn­ung von der Restaurier­ung zurück. Sie wurde gereinigt, Knicke wurden geglättet, Risse stabilisie­rt, der leichte Schimmelsc­haden stabilisie­rt. Das Dokument kann Interessie­rten Einblick geben in den Alltag der Pfründner. Was gab es täglich zu essen, was stand ihnen an Feiertagen zu? Wie oft wurde gebadet, wie der Bader entlohnt? Sie sollten sich „allwegen zur Kirche befleißen“, friedlich miteinande­r leben, ihre Stube sauber halten, keinen angezündet­en Span offen mit sich tragen, Kranke sich separat halten.

Eine Siechensch­wester pflegte 1613 die Kranken. Eigens betonte die Spitalordn­ung, dass jeder im Spital hinsichtli­ch Essen und Trinken, aber auch Pflege gleich gehalten werde – egal ob er viel, wenig oder gar nichts mit sich gebracht hatte.

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Archivfoto: Markt Zusmarshau­sen Heute ist im einstigen Spital in Zusmars hausen der kommunale Kindergart­en be herbergt.

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