Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Konzerthaus im Verzug
Architektenwettbewerb Beim Münchner Vergabeverfahren muss nachgebessert werden. Anlass ist die Beschwerde eines Architekten
Der Streit um das Vergabeverfahren beim Architektenwettbewerb für ein neues Münchner Konzerthaus verzögert das Projekt wohl um mehrere Monate. Das teilte Staatskanzleichef Marcel Huber am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München mit. Grund ist, dass dem Münchner Stararchitekten Stephan Braunfels nach dessen erfolgreicher Beschwerde nunmehr die Möglichkeit und die Zeit gegeben werden sollen, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. „Es wird eine Nachbewertung für diesen einen Fall geben“, sagte Huber, stellte aber dabei ausdrücklich klar: „Mit offenem Ausgang“.
Die Vergabekammer der Regierung von Oberbayern hatte einer Beschwerde Braunfels’ teilweise nachgegeben, der gegen seinen frühzeitigen Ausschluss aus dem Wettbewerb vorgegangen war. Das unabhängig agierende Gremium untersagte dem Freistaat „vor einer Neubewertung der Bewerbung von Professor Braunfels die in der Ausschreibung für die besten Bewerbungen vorgesehenen Preise zu vergeben“. Ursprünglich sollte die Entscheidung im Architektenwettbewerb im Mai fallen, schon im Sommer sollte die Auftragsvergabe beginnen.
Dieser Zeitplan ist nun nicht mehr zu halten. Staatskanzleichef Huber sprach von einer Verzögerung um „einige Monate“, genauer festlegen wollte er sich nicht. Die Entscheidungen sollten aber noch in diesem Jahr getroffen werden. Kommendes Jahr solle wie geplant mit dem Bau begonnen werden.
Der Freistaat will auf dem Gelände der früheren Pfanni-Knödelfabrik am Münchner Ostbahnhof auf einer Grundfläche von 5300 Quadratmetern ein neues Konzerthaus bauen, das zwei Säle (1800/600 Besucher) enthalten soll. Sechs renommierte Architektenbüros hatte der Freistaat als Bauherr selbst für die Teilnahme ausgewählt, darunter Jacques Herzog und Pierre de Meuron, die die jüngst eröffnete Elbphilharmonie projektiert hatten. Daneben hatten 205 Architekten aus 18 Ländern ihre Bewerbungen eingereicht. 29 von ihnen wurden vom Staatlichen Bauamt eingeladen – bislang jedoch nicht Stephan Braunfels, der in München bereits die Pinakothek der Moderne konzipiert hat. Der Freistaat lobt für die Teilnehmer des Wettbewerbs Preisgelder von insgesamt einer halben Million Euro aus.