Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Terror Opfer heiratet Retter
Schicksal Roseann Sdoia wurde beim Anschlag auf den Boston-Marathon schwer verletzt. Dass sie nicht starb, verdankt sie einem Feuerwehrmann. Er ist die Liebe ihres Lebens
Als sie ihren künftigen Ehemann zum ersten Mal sah, lag Roseann Sdoia mit zerfetztem rechten Unterschenkel in ihrem Blut. Die heute 48-jährige Hobby-Joggerin hatte im April 2013 mit einer Bekannten den Zieleinlauf des BostonMarathons besucht. „Nächstes Jahr laufen wir auch mit“, sagte Sdoia noch zu ihrer Freundin. Dann hörte sie einen Knall.
Böllerschüsse beim Marathon seien ja etwas ganz Neues, dachte sie in diesem Moment. Jemand rief, sie solle in Deckung gehen, also lief sie los – genau in die zweite Bombe hinein.
Die aus Tschetschenien stammenden Brüder Tamerlan und Dzhokhar Tsarnaev hatten am Ziel des Marathons im Abstand von wenigen Sekunden zwei Sprengsätze gezündet, die drei Menschen töteten. Sdoia gehörte zu den mehr als 260 Verletzten des Anschlags.
Als sie auf dem Pflaster lag und Opfer, Helfer und Polizisten allesamt am Krankenbett fort und begleitete die Schwerverletzte durch mehrere Anschlussoperationen. Unter anderem wurde ihr ein Bombensplitter aus dem Bauchraum entfernt. Er war immer bei ihr in dieser oft schweren Zeit der Umgewöhnung an ihr neues Leben ohne rechtes Bein. Nachdem Sdoia entlassen worden war, trafen sich die beiden regelmäßig mit einem Studenten und einer Polizistin, die Sdoia an jenem schwarzen Tag ebenfalls geholfen hatten.
Doch für das Anschlagsopfer und ihren Feuerwehrmann ging es bald um mehr als nur um Freundschaft und die gemeinsame Erinnerung an ein schreckliches Ereignis. Im Juni 2013, zwei Monate nach dem Anschlag, hatten sie ihre erste Verabredung, bei der es nicht nur um Prothesen und das Treppensteigen ohne Unterschenkel ging.
Sdoia sagt heute, sie habe an Materias „unglaublichem Lächeln“gesehen, wie viel sie ihm bedeute. Ein paar Wochen vor dem Jahreswechsel machte Materia seiner Freundin