Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum die Wertach braun schäumt
Wasserlauf Der Fluss wirft Blasen, ist braun wie selten und an den Fischtreppen sehen Ausflügler keine Lebenszeichen. Das hat mehrere Gründe. Und die Angler sind damit sogar zufrieden
Die Wertach, sie schäumt. Und sie hat es eilig, voranzukommen. Braun wie selten spült sie ihr Wasser an den Kraftwerken über die Stauwehre. Ob bei Schwabmünchen, Großaitingen, Bobingen oder vor Augsburg: Ausflügler an ihren Ufern machen sich seit einigen Tagen Sorgen. Für das zuständige Wasserwirtschaftsamt und für die Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW) ist das ein „jahreszeitliches Phänomen “und hat mehrere Ursachen.
Andreas Lindenmaier glaubt, dass es dem Fluss viel besser geht, als er ausschaut: „Da ist einfach viel Musik drin.“Der Sprecher des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth meint damit zunächst einmal den hohen Wasserstand, welcher eine hohe Fließgeschwindigkeit mit sich bringe. Das sorge gerade in den Verwirbelungszonen nach den Staustufen für eine Vermengung mit Sedimenten. Genau dort sehen Spaziergänger aber auch Schaumteppiche. Lindenmaier beruhigt: Von den Kläranlagen an der Wertach liegen ihm keine Störmeldungen vor. Auch gibt es derzeit keine Bauarbeiten an den Ufern.
Der Schaum habe eher natürliche Ursachen. Im Wasser gelöste Nährstoffe und Eiweiße sorgen bei Hochwasser und entsprechender Bewegung in der Strömung für die hellen Blasen. Die Nährstoffe hätten ihren Ursprung im aufgewirbelten Flussbett. Lindenmaier kann zwar einen indirekten Zusammenhang mit dem Ausbringen von Gülle im Allgäu nicht ganz ausschließen, da Jauche seit Ende der winterlichen Frostperiode wieder auf Ackerland und Grünland ausgebracht werden darf und Regen im Oberland zu Ausschwemmungen beigetragen haben könnte. Allerdings gilt die Gefahr durch viele Auflagen und Regeln schon seit einigen Jahren als gebannt. So betonte nach einer ähnlichen Situation an der Wertach ge- nau vor einem Jahr das Amt für Landwirtschaft im Unterallgäu, dass man die Schaumbildungen im Fluss nicht auf die Landwirtschaft zurückführen könne. Eine Überprüfung ergab sogar: Die Wasserqualität der Wertach in dem auffällig gewordenen Bereich sei sogar gut gewesen.
Dass die Wertach dieser Tage so aufgewühlt daherkommt, führt Lindenmaier daher in erster Linie auf starke Niederschläge im Allgäu während der vergangenen Woche zurück. Die Pegelstände seien da- bis zum Wochenende mehrfach angestiegen.
Erfahrungsgemäß werde sich der Fluss bald wieder beruhigen, pflichten Angler bei. Ähnlich Beruhigendes sagen auch die Vertreter der Fischereivereine am Fluss zu einer anderen Sorge von Ausflüglern: Denn die warten an den Fischtreppen meist vergeblich, um dort zum Beispiel eine Bachforelle springen zu sehen. Gibt es hier etwa gar keine? Sind die Investitionen der jüngsten Jahre in Millionenhöhe gar in den Sand gesetzt?
Manfred Mayer aus Augsburg schwört das Gegenteil. Der Chef des 1. Münchner Angler Clubs hegt mit seinem Verein Fischbestände am Bobinger Stausee und bestätigte den Wasserkraftwerksbetreibern der BEW, welch großer Fortschritt die naturnahe Fischtreppe dort für den Erhalt der Bestände sei. Und Gerhard Wurm vom Fischereiverein Schwabmünchen bestätigt dies auch für die neuen Betontreppen flussaufwärts. Dass der Laie selten Fische sehe, hänge unter anderem mit der Jahres- und Laichzeit zusamraufhin men. Erst mit steigenden Temperaturen nähmen die Wanderungen zu.
Auch Wurm attestiert der Wertach eine gute Wasserqualität. Nach Fluten von Schmelzwasser und Regen seien Schaumteppiche gerade in dieser Jahreszeit normal. Hierbei würden nur natürliche Abbauprozesse im Flussbett kurzzeitig sichtbar. Unterschiedlich geprägte Abschnitte böten je nach Fließgeschwindigkeit und Ufergestaltung Forellen, Äschen, Huchen, Karpfen, Zandern und Hechten einen Lebensraum.