Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So kam es zu unserem Doppelinterview mit Theo Waigel und Markus Söder
In der Eingangshalle des bayerischen Finanzministeriums am Odeonsplatz in München hängt eine Ahnengalerie. Es ist eine Art „Who is who“der CSU – von Max Streibl über Gerold Tandler und Kurt Faltlhauser bis zu Erwin Hu ber. Die Herren waren alle mal bayeri sche Finanzminister. Unter ihren Fo tos stehen die Amtszeiten. Ein Platz ganz unten rechts ist noch frei. Hier wird einmal das Foto von Markus Söder hängen. Die Frage ist nur: wann? Dass der amtierende Minister sich noch nicht am Ende seiner Karriere wähnt, ist kein Geheimnis. Söder will bayeri scher Ministerpräsident werden. Oder CSU Chef. Oder beides. Doch solange Horst Seehofer sich alle Optionen of fenhält, bleibt ihm nichts anderes übrig als zu warten. Und die Zeit zu nutzen, um sein Netzwerk in der Partei auszu bauen. Der CSU Ehrenvorsitzende Theo Waigel zählte bislang nicht zu seinen Freunden, zumindest nicht zu den öffentlich dokumentierten. Söder hat schließlich als Zögling von Edmund Stoiber Karriere gemacht, den mit Waigel wiederum seit den 80er Jahren eine Rivalität verbindet. Wie kam es also zu unserem Doppel interview mit dem „Stoiberianer“im bayerischen Finanzministerium und dem langjährigen Bundesfinanzmi nister? Die Idee, sich gemeinsam den Fragen von Journalisten zu stellen, hatte Söder, als er neulich eine Zeitung durchblätterte. Gleich auf zwei Seiten fand er darin flammende Plädoyers für Steuerentlastungen und die Abschaf fung des Solidaritätszuschlags („Soli“) – eines von ihm selbst und eines von Waigel. Warum also nicht mal gemein same Sache machen? Wir treffen uns in einem Besprechungszimmer des Ministeriums, gleich neben Söders Büro. Ein Raum, den man ohne Über treibung als repräsentativ bezeichnen kann: Ölgemälde, goldverzierte Stühle, Kronleuchter und so. Der Gastgeber setzt sich an die Stirnseite des ovalen Holztisches, Waigel direkt daneben. Zwischen die beiden passt nur eine weiß blaue Rautenfahne. Die Che mie scheint zu stimmen zwischen dem Markus und dem Theo, wie sich die beiden nennen. Bei Cola Light (Söder) und Wasser (Waigel) geht es einein halb Stunden zur Sache. (msti)