Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mehrfamilienhaus statt Reihenhaus?
Bauen In Neusäß gibt es immer öfters Anfragen zur dichteren Bebauung der Grundstücke. Die Stadträte fragen sich: Was tun?
Das Wohngebiet im Bereich der Schillerstraße in Westheim ist typisch für Neusäß: Es gibt dort in erster Linie Reihenhäuser, und viele der Bewohner sind schon älter. Werden in Gebieten wie diesen Häuser frei, kommen schnell die Anfragen bei der Stadt: Bauherren wollen auf den Grundstücken Mehrfamilienhäuser errichten. Die große Nachfrage auf dem Immobilienmarkt zeigt sich hier.
Die Neusässer Stadträte stehen daher immer häufiger vor der Frage, ob sie den alten Charakter der Wohngebiete erhalten wollen oder dieser Nachverdichtung zustimmen. „Wir haben zunehmend Anfragen nach dem Bau von Mehrfamilienhäusern“, bestätigt Bauamtsleiter Gerald Adolf. Selbst schwierig zu bebauende Grundstücke würden von Investoren ins Auge gefasst. Adolf: „Der Druck auf dem Markt ist riesig.“
Es seien auch kleinere Wohnanlagen geplant, die wegen des beengten Platzes selbst bei vier bis fünf Wohneinheiten eine Tiefgarage vorsehen. In der heutigen Zeit würden sich schon kleine Wohnanlagen rentieren, so Adolf.
Durch den Bau der Uniklinik werde sich der Druck auf dem Wohnungsmarkt sicher verschärfen. Allerdings erwartet Adolf in Neusäß „keinen Kollaps“. Er beobachtet eher eine Fluktuation. Es würden in den nächsten Jahren immer wieder Häuser frei werden, und diese könnten neu bezogen werden. Adolf: „Der Zuzug wegen der Klinik wird ja auch langsam gehen, da kommen nicht gleich 4000 Leute auf einmal.“Die Stadt wolle die Entwicklung aber genau im Blick behalten.
In Wohngebieten wie der Schillerstraße am Lohwald sei in den nächsten Jahren jede Menge an Bewegung zu erwarten, sagt auch Stadtbaumeister Dietmar Krenz. Die Stadträte müssten entscheiden, wie die Entwicklung ausschauen soll.
Im Grundsatz geht es um die Frage: Will man die Struktur mit den Ein- bis Zweifamilienhäusern erhalten oder auch Häuser mit mehr Wohnungen zulassen? Nach Ansicht der Verwaltung sind Häuser mit ein bis drei Wohneinheiten vorstellbar. Auf Vorschlag des Stadtbaumeisters hat der Planungs- und Umweltausschuss ein Ingenieurbüro mit der Analyse für das Viertel beauftragt. Krenz wies darauf hin, dass es bei einer dichteren Bebauung mehr Stellplätze für Autos brauchen werde. Nach Ansicht von SPD-Stadtrat Ulrich Englaender gibt das Straßennetz in der Ecke von Westheim eine hohe Verdichtung nicht her.
Vor einer ähnlichen Debatte zu einer Veränderung stehen die Stadträte bei dem Gebiet in der Stadtmitte zwischen der Görrestraße und der Schlossgartenstraße. Der Bebauungsplan sieht in dem Areal bisher Doppelhaushälften vor.
Doch der Stadt liegt eine Anfrage vor, ob dort künftig Mehrfamilienhäuser gebaut werden dürfen. Die Verwaltung könne sich dies grundsätzlich vorstellen, sagte Krenz. Das Gebiet sei sehr stark im Innenstadtbereich und in der Nähe von Schusterund Sailer-Areal. Dort seien ja ebenfalls größere Häuser vorgesehen.
Die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses gaben der Verwaltung den Auftrag, das Änderungsverfahren für den Bebauungsplan einzuleiten.