Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Pauken für die Profi Karriere beim FCA
Serie Fynn und Jeremias besuchen beide die 5. Klasse des Gersthofer Gymnasiums. Doch ihren Alltag trennen Welten
Jeremias Dübgen und Fynn Heinze haben viel gemeinsam. Beide besuchen die fünfte Klasse im Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen, Lieblingsfächer Sport und Biologie. Zusammen gehen sie in den evangelischen Religionsunterricht. Trotz der Gemeinsamkeiten erleben die beiden Schüler Tag für Tag einen ganz unterschiedlichen Schulalltag. Der Fußball spielt dabei für einen eine große Rolle.
Während der elfjährige Jeremias lediglich in seiner Freizeit in der E-Jugend beim SV Thierhaupten spielt, geht Fynn seiner Leidenschaft sogar während der Unterrichtszeit nach: Der Zehnjährige ist in der Fußballklasse des Gymnasiums und steht im Nachwuchskader des FC Augsburg. Der Bub aus Leitershofen durchläuft eine duale Ausbildung. Er besucht die gebundene Ganztagsklasse, in der Schulunterricht und Fußballtraining mit FCAProfis kombiniert werden.
Montags und mittwochs tauscht Fynn in den ersten beiden Schulstunden zusammen mit seinen 22 Mitschülern aus der Klasse 5a die Schulbank mit dem Fußballplatz. Der vereinseigene Shuttlebus holt die Nachwuchskicker morgens am Augsburger Hauptbahnhof ab. Nach der Trainingseinheit heißt es duschen, umziehen und rechtzeitig zur dritten Schulstunde wieder im Gymnasium sein. Ein weiterer Mitschüler ist ebenfalls fest im FCAKader. Der Rest seiner Klasse trainiert zwar mit, erhält aber vom Profiverein lediglich Unterstützung. Die Buben spielen weiterhin in ihrem Heimatverein und sind sogenannte Perspektivspieler.
In dieser Klasse zu sein kann sich Jeremias nicht vorstellen. „Das wäre mir insgesamt zu anstrengend“, gibt der Elfjährige zu. Sein Schulalltag und der seiner Mitschüler in der 5 c verläuft so, wie ihn viele kennen. Sechs Stunden Unterricht, dienstags zusätzlich zwei Stunden am Mittag. Seitdem er im vergangenen Sommer ans Gymnasium kam, fährt er morgens mit dem Bus von Thierhaupten nach Gersthofen. Die Umstellung ist ihm nicht schwergefallen: „Ich habe gleich viele Freunde gefunden, und in meiner neuen Klasse sind neun Mitschüler aus der alten Klasse.“
Da Mathematik zu seinen Lieblingsfächern zählt, möchte Jeremias nach der Schule am liebsten Naturwissenschaftler werden. Fynn dagegen will sich in der großen Fußballwelt einen Namen machen und Profi werden. Sein Vorbild ist Bayern Münchens Robert Lewandowski, der wie er selbst als Stürmer spielt. Fynns Lieblingsverein? Der FC Augsburg natürlich. Jeremias liebäugelt dagegen mit dem FC Bayern. Sein Idol ist der Verteidiger Jérôme Boateng – auch Jeremias spielt in der Verteidigung.
Der Aufwand, mit dem die beiden Fußball spielen, ist ganz unterschiedlich. Zusätzlich zu den zwei Einheiten in der Schule kommen für Fynn drei weitere Trainings außerhalb der Schule dazu. Jeremias dagegen trainiert zweimal in der Woche, hat oft am Freitag oder Samstag noch ein Spiel. Fynn dagegen fährt zu vielen Turnieren und ist oft das komplette Wochenende eingespannt. Manchmal ist das ein Problem: Statt normal nach der Schule Hausaufgaben zu machen, bekommt Fynn einen Wochenplan. Das heißt, er bearbeitet über das Wochenende seine Übungen für die Schule.
Die Balance zwischen Schule und Sport ist für ihn im Moment aber kein Problem. „Sowohl ich, meine Eltern, die Lehrer, als auch der Verein legen viel Wert darauf, dass ich in der Schule gut abschneide“, sagt Fynn. Werden die Noten schlechter, ist der Verein zur Stelle und bietet eine Unterstützung in Form von Nachhilfe an.
Nachholen muss er in der Schule nichts. Dafür aber im sportlichen Bereich. Zu wenig Fokus habe er in seinem alten Verein, dem TSV Leitershofen, auf seine Fußballtechnik gelegt. „Ich merke schon, wie ich besser geworden bin. Zum Beispiel ist mein schwacher Fuß schon viel stärker geworden“, erklärt der Zehnjährige. Besonders im Vergleich zum ersten Probetraining mit Scouts des FC Augsburg, das vor der Einschulung in die fünfte Klasse anstand. Dort überzeugte er beim sportlichen Eignungstest.
Viel Zeit für andere Aktivitäten hat Fynn nicht übrig. „Das ist schon ein bisschen schade. Aber wenn ich frei habe, dann nutze ich auch diese Zeit und unternehme viel mit meinen Eltern oder Freunden.“Von Sport bekommt er aber selbst dann nicht genug: Bietet es sich an, geht er mit seiner Mutter zum Klettern oder tritt mit seinem Vater in die Pedale. Jeremias lässt es in seiner freien Zeit lockerer angehen. Zwar spielt er auch viel Fußball mit seinem Verein und seinen Freunden, aber es bestimmt bei Weitem nicht so sein Leben. Obwohl: Wenn am Sonntag das Länderspiel zwischen Deutschland und Aserbaidschan ansteht, dann sitzt auch er vor dem Fernseher. Geht es um das Ergebnis des Spiels, weisen beide wieder eine Parallele auf. Beide sind sich sicher, dass die DFB-Elf hoch gewinnen wird: 10:2, sagt Fynn, mit einem 5:0 rechnet Jeremias. O
Was passiert in zwölf Monaten an einem Gymnasi um? Das wollen wir wissen. Deswegen stellen wir euch in unserer Serie am Beispiel des Gersthofer Gymnasiums je den Monat Schüler, Lehrer und Mitar beiter mit ihren Geschichten vor.