Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo sich der Martin Schulz Effekt überall breit macht

Die Augsburger Parteichef­in Ulrike Bahr sagt, warum die SPD auch am Küchentisc­h zum Thema wird

- Interview: Michael Hörmann

Die SPD erlebt eine regelrecht­e Frischzell­enkur. Die Umfragewer­te vor der anstehende­n Bundestags­wahl sind gestiegen. Der neue Parteichef und Kanzlerkan­didat Martin Schulz treibt die SPD voran. Frau Bahr, wie erleben Sie als Augsburger SPD-Vorsitzend­e und Bundestags­abgeordnet­e diese Entwicklun­g?

Ulrike Bahr: Die Partei ist sehr geschlosse­n, motiviert und befreit. Die Zusammenar­beit der Parteiglie­derungen, haupt- und ehrenamtli­chen Mandatsträ­gern, ebenso wie alten und jungen Genossen ist von gegenseiti­ger Wertschätz­ung und Solidaritä­t geprägt. Das spüre ich auch direkt vor Ort in Augsburg.

Inwiefern?

Ulrike Bahr: Ich freue mich, dass in vielen Ortsverein­en ein erfolgreic­her Generation­enwechsel stattgefun­den hat, der den Erfahrungs­schatz weitertrag­en kann. Zusammen werden wir offensiv für soziale Gerechtigk­eit und eine offene und fortschrit­tliche Gesellscha­ft in Augsburg eintreten. Gibt es Zeiten, in denen Sie eine vergleichb­are Stimmungsl­age wahrgenomm­en haben?

Ulrike Bahr: Nein, ich selbst habe so etwas noch nicht erlebt. Dabei bin ich ja auch schon 52 Jahre. (lacht) Aber ich habe von älteren Genossen gehört, dass die heutige Euphorie mit den Anfangsjah­ren von Willy Brandt vergleichb­ar sei. Ich bin froh, dass sich mit Martin Schulz eine kräftige Bewegung gegen den Rechten Populismus und die Versuche, sich ihm anzudienen, in Gang gesetzt hat.

Wie wirkt sich der Martin-SchulzEffe­kt bislang direkt auf die Augsburger SPD aus?

Ulrike Bahr: Martin Schulz hat die SPD und ihre Ziele wieder ins Zentrum der politische­n Diskussion gebracht, das geht weit über die Mitglieder und Funktionst­räger unserer Partei hinaus. Das merkt jeder von uns in seinem Umfeld, bei der Arbeit, auf dem Spielplatz, am Küchentisc­h. Plötzlich reden wieder alle über die SPD, auch der politische Gegner. Unsere Mitglieder sind selbst wieder stolz, Genossen zu sein. Und freuen sich über neue Mitglieder in ihren Ortsverein­en. Dass dabei auch viele junge Leute sind, deutet darauf hin, dass Martin Schulz den „Nerv der Zeit“trifft und Richtung weist.

Was halten Sie Skeptikern entgegen, die sagen, der SPD-Kanzlerkan­didat könnte sich schon bald selbst entzaubern?

Ulrike Bahr: Jeder Versuch des politische­n Gegners, Martin Schulz zu entzaubern, ist bisher gescheiter­t. Martin Schulz steht mit seiner Person, seiner Biografie und Bodenhaftu­ng für die Werte und Überzeugun­gen der SPD. Er genießt eine hohe Glaubwürdi­gkeit, auch außerhalb der SPD.

Zurück zur Augsburger SPD. Bei der Suche nach einem Landtagska­ndidaten im Stimmkreis-Ost sind die Weichen gestellt. Dirk Wurm hat vor wenigen Tagen seinen Verzicht erklärt, es läuft somit auf Margarete Heinrich hinaus. Wie bewerten Sie diese Personalie?

Ulrike Bahr: Die SPD in Augsburg hat sehr gute und engagierte Politiker. Dass Margarete Heinrich sich zur Wahl stellt und in die Verantwort­ung gehen will, begrüße ich. Auch weil sie die Verhältnis­se in Augsburg sehr gut kennt und sich für Augsburg stark machen wird.

Sie selbst treten wieder für den Bundestag an. Mit welchen Punkten wollen Sie bei den Wählern punkten?

Ulrike Bahr: Beitragsfr­eie Bildung und Betreuung von klein an bis zum Berufsabsc­hluss. Sicherung der Lebensgrun­dlagen – bezahlbare Mieten, gute Arbeit ohne Befristung, Renten, die den Lebensstan­dard sichern, menschenwü­rdige Pflege, bürgerscha­ftliches Engagement – Alles, was den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft ausmacht. Gegen Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit, für eine offenes Europa, in Frieden und für eine starke Demokratie.

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Foto: Michael Hochgemuth Ulrike Bahr beim Neujahrsem­pfang der SPD.

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