Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der türkische Geheimdienst hat sich verrechnet
es Erdogan jedoch in Wahrheit darum, jeden Widerstand gegen die AKP-Regierung zu brechen.
Fast schon kurios mutet an, dass es der MIT selber war, der eine Liste mit Namen angeblicher Anhänger des in den USA im Exil lebenden Predigers Gülen an den Bundesnachrichtendienst (BND) übergeben hatte. Der MIT hoffte darauf, dass deutsche Kollegen Amtshilfe leisten würden. Ein Trugschluss. Denn der BND übermittelte die Liste an die Sicherheitsbehörden in den Bundesländern. Dort gehen nun in der Regel die Polizeibehörden auf die in der Liste erwähnten Personen und Institutionen zu, um sie über den Spionageverdacht zu informieren statt sie auszuspionieren. Gleichzeitig wurden sie darauf hingewiesen, dass bei ihrer Einreise in die Türkei eine Verhaftung drohen könnte. Die Liste soll Namen von mehr als 300 in Deutschland lebenden angeblichen Gülen-Anhängern enthalten.
Auch Ali Toprak erhielt über Facebook Warnungen wie „Ich habe Dich gemeldet“oder „Wir warten auf Dich“. Toprak: „Jeder, der gegen die AKP öffentlich Stellung bezieht, stehe auf der Liste und wird als Terrorist bezeichnet“.
Zur Nervosität Ankaras trägt bei, dass der Ausgang des Referendums zur Einführung eines autoritären Präsidialsystems am 16. April völlig ungewiss scheint. Eine Nervosität, die sich auf die Atmosphäre bei der in Deutschland für Türkeistämmige angelaufenen Stimmabgabe für das Referendum überträgt.