Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schlumpfine darf nicht für Film werben
Kino Aus Rücksicht auf religiöse Gefühle wurde sie in Israel von Plakaten entfernt. Kein Einzelfall
Im neuen Abenteuer der Schlümpfe spielt Schlumpfine eine der vier Hauptrollen. Vom Filmplakat zu „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“wurde sie in einer israelischen Stadt aber verbannt. Aus Rücksicht auf orthodoxe Juden.
In Bnei Brak bei Tel Aviv leben viele streng religiöse Juden. Sie lehnen die Abbildung von Frauen in der Werbung ab, denn sie könnten dabei aufreizend wirken. Deshalb wurden in der Stadt eigens angefertigte Poster für den am Sonntag angelaufenen Film aufgehängt. Die zuständige Werbeagentur habe eine Version ohne Schlumpfine erstellt, berichtete die Zeitung Haaretz.
Das Originalposter zeigt Schlumpfine neben drei männlichen Schlümpfen. Ein Einzelfall? Keineswegs. Ähnliches geschah vor Jahren mit einem Werbeplakat für den dritten Teil der „Tribute von Panem“-Reihe. In orthodoxen Vierteln mehrerer israelischer Städte wurden ebenfalls eigens angefertigte Poster aufgehängt.
Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence – eigentlich mit einem engen Jumpsuit bekleidet und mit Pfeil und Bogen bewaffnet – war darauf nicht mehr abgebildet.
Immer wieder geraten Film und Religion in Konflikt. Weltweit. So wurde die Hollywood-Verfilmung „Noah“in muslimischen Ländern verboten, darunter im Emirat Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Film widerspreche der Scharia und verletze die Gefühle der Gläubigen, hieß es. Laut der Scharia, dem religiösen Gesetz des Islam, sollen Propheten wie Noah nicht bildlich dargestellt werden. Doch auch in christlich geprägten Ländern gab es bereits scharfe Kritik an Filmen und Fernsehserien. Unter Katholiken sorgte vor etwas mehr als zehn Jahren die satirische Zeichentrickserie „Popetown“für Aufruhr. Auch deutsche Kirchenvertreter riefen zum Boykott auf und verstanden die Serie als Angriff auf den christlichen Glauben. Der damalige CSULandtagsfraktionschef Joachim Herrmann stellte wegen der Werbung für „Popetown“Strafanzeige gegen den Musiksender MTV. Letztlich erfolglos.
Etwa zeitgleich hatten Kirchenvertreter rund um den Globus gegen die Hollywood-Verfilmung des Bestsellers „Sakrileg“von US-Autor Dan Brown protestiert. Der Vorwurf: Der Roman würde biblische Unwahrheiten verbreiten. „Sakrileg“basiert auf der Idee, dass Jesus Christus ein Kind mit Maria Magdalena hatte, dessen Nachfahren heute noch leben. Katholische Geistliche in Großbritannien hielten das Aufbegehren damals allerdings für sinnlos: Es diene nur der Vermarktung des Films.