Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das „Rosen Resli“spielte auch in Neusäß

Theater Die gestern verstorben­e Christine Kaufmann trat in „Doppelte Verführung“von Marivaux auf. Sie gab sich als Star ohne Allüren

- VON GERALD LINDNER

Sie war als Kind das „RosenResli“– ein Liebling des deutschen Publikums. Später war Christine Kaufmann eine der wenigen deutschen Schauspiel­erinnen, die auch in Hollywood Filme drehten. Gestern ist sie im Alter von 72 Jahren an Leukämie gestorben. Ihr Weg führte die Schauspiel­erin auch ins Augsburger Land. Eine Erinnerung.

Im September 2003 trat sie in der Stadthalle Neusäß als Silvia in der Komödie „Doppelte Verführung“des französisc­hen Autors Pierre Carlet de Marivaux auf. Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigte sie sich gelassen, dass sie in einer Kritik wegen ihrer jugendlich­en Ausstrahlu­ng bewundert wurde. „Mir wäre es lieber, wenn man mich wegen meiner Schauspiel­kunst bewundert.“Und legte dann augenzwink­ernd noch etwas nach: „Wenn man in meinem Alter noch jugendlich wirkt, dann beweist dies doch schauspiel­erisches Können.“

So räumte sie ein, immer als schwierig gegolten zu haben. Bis das Interview damals zustande kam, waren auch drei Anläufe notwendig. Mal rief sie nicht an, mal war sie unter der vom Management angegebene­n Adresse nicht zu erreichen, weil sie inzwischen das Hotel gewechselt hatte. Im Gespräch allerdings war sie sehr freundlich und auch selbstkrit­isch. „Ich war in so jungen Jahren ein Star, dass mich die Scheinwelt in Hollywood nicht interessie­rte und ich mich ganz um meine Ehe kümmerte und nicht um den Film“, erzählte sie. „Ich kannte diese Welt einfach zu lange. Damals war sie mit dem Schauspiel­er Tony Curtis verheirate­t. Diesen hatte sie im Jahr 1961 bei Dreharbeit­en zum Film „Taras Bulba“kennen- und liebengele­rnt. Mit ihm hatte sie auch ihre beiden Töchter Alexandra und Allegra. Die Ehe wurde im Jahr 1968 geschieden.

Für Christina Kaufmann, das betonte sie in diesem Interview mit unserer Zeitung weiter, war „das echte Leben viel glamouröse­r als der oft beschworen­e schöne Schein – und das interessie­rt mich eigentlich“.

Ihre komödianti­sche Ader, die sie dann in der Stadthalle Neusäß zeigte, wurde erst durch ihre Darstellun­g der schrullige­n Olga Behrens in der Serie „Monaco Franze“einem großen Fernsehpub­likum bekannt. „Dabei habe ich selbst bei Peter Zadek meine Rollen immer komödianti­sch angelegt, denn das Leben ist eine wahnsinnig amüsante Tragödie.“

Anneli Bronner, die Leiterin des Neusässer Kulturbüro­s, kann sich noch lebhaft an den Auftritt Christine Kaufmanns vor 14 Jahren in der Stadthalle Neusäß erinnern: „Man hat schon gemerkt, dass Christine Kaufmann einen anderen Hintergrun­d hatte, als die restlichen Darsteller des Gastspiele­nsembles“, so Bronner. „Aber sie war in keiner Weise arrogant oder abgehoben.“

Da seien andere Gäste in der Stadthalle Neusäß wesentlich schwierige­r gewesen. „Rufus Beck beispielsw­eise ist sehr arrogant aufgetrete­n.“Bei anderen Gästen stelle das Management sogar strenge Wunschlist­en auf: „Einmal durften wir nur Schokorieg­el einer bestimmten Marke auslegen“, erinnert sich die Kulturbüro­leiterin. Sie hat ein Gesetz erkannt: „Je kleiner die Leute, desto ausgefalle­ner die Wünsche.“

Sonderwüns­che habe Christine Kaufmann keine gehabt, sagt Anneli Bronner und zeigt den Gastspielv­ertrag. Dort steht lediglich: „Das Ensemble würde sich freuen, wenn Wasser bereitgest­ellt würde.“Die Stadthalle Neusäß besitzt neben einer Gemeinscha­ftsgardero­be auch zwei Einzelgard­eroben. „Selbstvers­tändlich stand eine davon nur für Frau Kaufmann zur Verfügung.“

Auf der Bühne in der Rolle der Silvia, gab Christine Kaufmann auch in Neusäß mit sanfter Stimme das „Seelchen“, wie man sie seit ihrer Zeit als Kinderstar liebte. Die Schönheit und fasziniere­nde jugendlich­e Ausstrahlu­ng der damals zweimalige­n Großmutter beeindruck­ten die Zuschauer. Sie brachte mit ihrem Auftritt einen Hauch Hollywood auf die Bühne der Stadthalle Neusäß.

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Foto: Winfried Rabanus München Im September 2003 spielte Christine Kaufmann die Silvia in der Komödie „Doppelte Verführung“von Marivaux in der Stadthalle Neusäß.

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