Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Schlagerlust
Konzert Von seinen Anfängen hat sich Staubkind mittlerweile weit entfernt. Schade
„Es sind die Texte und was man damit verbindet“, sagt eine Besucherin des Konzertes von Staubkind auf die Frage, was an der Darbietung so reizvoll sei. Hunderte von Zuhörern haben sich eingefunden, um Staubkind und seinem Frontmann und Sänger Louis Manke ihr Herz zu schenken. Die Texte und nicht die Musik? – „Es ist einfach Alles!“, lautet die prompte Antwort.
Der Schlager lebt. Mit dem Deckmäntelchen „Pop-Rock“belegt, schlägt er auch bei der jüngeren Generation, der das Publikum größtenteils angehört, ein. Dabei war das bei Staubkind schon einmal anders gewesen. Die erste Veröffentlichung „Traumfänger“aus dem Jahr 2004 ist prall gefüllt mit wunderbar eigenständigem Dark Rock. Elemente der Neuen Deutschen Härte paaren sich mit Gothic Rock, harte Gitarrenklänge und pumpende Rhythmen untermalen Louis Mankes eindrucksvolle Reibeisenstimme. Ein großartiges Album. Seither aber hat sich Staubkind immer mehr populärer Musik verschrieben. Mit dem im März dieses Jahres veröffentlichten, fünften Studioalbum „An jedem einzelnen Tag“scheint diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Weil die Hälfte des im Spectrum dargebotenen Programms aus Songs des neuen Albums besteht, werden auch die früheren Nummern, die noch einen Anflug von etwas Widerständigem hatten, durch den Weichspüler gezogen.
Bleiben die Texte, die nach wie vor mit Titeln wie „Platz zum Träumen“, „Fliegen lernen“, „Wunsch frei“und „Scherben“von großen Gefühlen erzählen. Neu klingt dieses Hoffnung-schüren-Wollen nicht. Selbst Mankes Reibeisenstimme hat da im Spectrum von ihrer Eindringlichkeit verloren. Insgesamt blieb der Eindruck, einer auf den Abend verlegten Übertragung des ZDF-Fernsehgartens beizuwohnen. Schade eigentlich.