Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Immobilienpreise klettern immer weiter
Wirtschaft Studie spricht von Zuwächsen von bis zu 60 Prozent. Allerdings gibt es innerhalb der Region große Unterschiede und vor allem eine Frage: Lohnt sich der Hauskauf noch?
Gersthofen/Region Augsburg Seit einem Dreivierteljahr sucht Ismael Özdemir schon in Gersthofen. Ein Haus für die Frau und die zwei Kinder soll es sein: Reihenhaus oder frei stehend, neu oder renovierungsbedürftig? Egal. Einzug erst in zwei Jahren? Kein Problem. Auch der bloße Bauplatz wäre eine feine Sache. Das bisherige Ergebnis seiner Suche fast Özdemir so zusammen: „Es gibt nichts.“
Suchanzeigen wie die des Gersthofers finden sich derzeit zuhauf in der Zeitung und Online-Portalen. Der Wunsch nach einer eigenen Immobilie beseelt einer aktuellen Umfrage zufolge zwei Drittel der Deutschen, weniger als die Hälfte hat ihn sich aber erfüllt. Niedrige Zinsen, eine gute Wirtschaftslage, Inflationsängste und ein steter Zuzug sorgen im Raum Augsburg dafür, dass die Nachfrage weiter hoch ist – längst auch schon auf dem Land. Kreis- und Stadtsparkasse Augsburg haben vergangenes Jahr zusammen Kredite für mehr als eine halbe Milliarde Euro an Häuslebauer vergeben.
Zwei Beispiele für die derzeitige Lage aus dem nördlichen Landkreis Augsburg: In Langweid haben Reihenhäuschen ab einem Preis von 470 000 Euro keinerlei Absatzschwierigkeiten, in Westendorf bei Meitingen stoppte der Gemeinderat jetzt den Verkauf von Bauplätzen. Begründung: Es soll auch noch etwas für die kommenden Jahre übrig bleiben.
Dabei hat sich der Immobilienmarkt im Landkreis Augsburg im Vergleich zur Stadt Augsburg und dem Landkreis Aichach-Friedberg noch halbwegs moderat entwickelt. Diesen Schluss zumindest legt eine aktuelle Studie im Auftrag der Sparda-Banken nahe. Der Report „Wohnen in Deutschland 2017“listet unter anderem die Preissteigerung von 2005 bis zum ersten Quartal 2016 auf. In dem Zeitraum gingen die Preise im Augsburger Land um 26 Prozent nach oben, in Aich- ach-Friedberg waren es schon 34 Prozent und in Augsburg selbst 61 Prozent.
Kenner des Marktes wissen, dass die politischen Grenzen zwischen der Stadt und den Landkreisen nur bedingt etwas über die tatsächlichen Preise bei einzelnen Projekten aussagen. Erfahrungsgemäß orientieren sich die Quadratmeterpreise in Vorstädten wie Königsbrunn oder Neusäß am Augsburger Niveau und nicht an dem der Landgemeinden.
Trotz der satten Steigerung von mehr als 60 Prozent in zehn Jahren bleibt die Entwicklung in Augsburg weit hinter der in München zurück: Dort ging es laut SpardaStudie um 81 Prozent nach oben. Während in der Landeshauptstadt 14,4 komplette Jahreseinkommen (netto) für die eigenen vier Wände fällig seien, gibt es diese in Augsburg und Umgebung für gut sechs bis zehn Jahresgehälter.
Anders ausgedrückt: Im Augsburger Umland gibt es Immobilien für weniger als die Hälfte als in München und das sorgt natürlich für zusätzliche Kundschaft aus dem Bereich der Landeshauptstadt. Im Raum Augsburg jedenfalls seien Häuser noch keinesfalls überbewertet, versichern Immobilienexperten von Banken. Auch die Studie, die vom Beratungsunternehmen Institut für Deutsche Wirtschaft und den Meinungsforschern von Allensbach für ganz Deutschland erstellt worden ist, stößt in dieses Horn. Demnach liegen die Preise in Augsburg und seinem Umland zwar über dem bundesdeutschen Durchschnitt, dennoch seien die Aussichten für einen weiteren Wertzuwachs gut bis hervorragend. Veranlasst sehen sich die Autoren zu dieser Aussage durch Faktoren wie regionale Attraktivinoch tät, Zukunftsfähigkeit oder Baubedarf.
Tatsächlich bescheinigt eine neue Bevölkerungsprognose dem Landkreis Augsburg weiteres Wachstum. In 20 Jahren soll er mit 266 000 Einwohnern gut 20000 mehr haben als jetzt. Unter den Städten im Augsburger Land am stärksten wachsen soll Gersthofen.
Familienvater Ismael Özdemir wird also weiter viel Konkurrenz haben bei seiner Suche nach einem Häuschen in Gersthofen. Doch das ficht ihn nicht an. „Ich werde nicht aufgeben.“