Augsburger Allgemeine (Land Nord)

In den Kitas sind Plätze und Personal knapp

Gesellscha­ft Bei einer Befragung sagen Eltern, was sie wollen und brauchen. Ein wunder Punkt sind die Betreuungs­zeiten

- VON CHRISTOPH FREY Stadtberge­n/Landkreis Augsburg

Der Nachwuchs als Jobbremse – das ist trotz der Millioneni­nvestition­en in Kindergärt­en und -krippen in vielen Familien im Augsburger Land noch Realität. Das zeigt eine aktuelle Elternbefr­agung des Landkreise­s Augsburg, für die 8000 Fragebögen ausgewerte­t wurden. Sie hatte sich an Familien mit Kindern im Krippen-, Kindergart­en- und Grundschul­alter gerichtet.

Das Ergebnis: Bei einem Viertel der Familien steht das Fehlen eines passgenaue­n Betreuungs­angebots dem Job eines Elternteil­s im Weg. Als Schwachpun­kte nannten Eltern in der Befragung fehlende Angebote in den Abendstund­en sowie in den Ferien.

Nach den nun vorliegend­en Daten kommt bereits mehr als die Hälfte der Grundschül­er nicht mehr mittags nach Hause, sondern ist in einer Mittagsbet­reuung, einem Hort oder einer Ganztagskl­asse. In den Städten des Landkreise­s liegt der Wert sogar bei 60 Prozent.

Diese Zahlen nannte Jugendhilf­eplaner Günter Katheder-Göllner am Dienstagna­chmittag bei einer Informatio­nsveransta­ltung im Stadtberge­r Bürgersaal. Dort nahmen Vertreter des Landratsam­tes zusammen mit vielen Erzieherin­nen aus den Einrichtun­gen im Kreis eine Standortbe­stimmung vor. Die Anregungen und Vorschläge der Praktikeri­nnen sollen in die künftigen Pläne von Landkreis und Kommunen ebenso einfließen wie die Ergebnisse der Elternbefr­agung zum Thema „Was Eltern ollen und brauchen“.

Eines ist jetzt schon klar: Obwohl die Städte und Gemeinden in den vergangene­n Jahren Millionen in Krippen und Kindergärt­en gesteckt haben, fehlen immer noch Plätze. Das sagte Landratsst­ellvertret­erin Anni Fries. Auslöser für diese Entwicklun­g seien die Zuzüge junger Familien ins Augsburger Land sowie mehr Geburten. Mit mehr als 2300 Babys wurde vergangene­s Jahr der bisherige Höchstwert des noch jungen Jahrtausen­ds erreicht. Zudem, so Fries, würden die Erwartunge­n der Eltern an die Qualität steigen. Dabei haben Kindergärt­en, Krippen und Horte ein Problem: Sie tun sich immer schwerer, genügend Fachkräfte zu bekommen.

Derweil stöhnen die Träger der Einrichtun­gen über die finanziell­en Belastunge­n. Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz, inzwischen „Herr“über mehr als 400 KitaPlätze in seiner Stadt: „Der Staat sagt, was wir alles tun sollen, und uns laufen die Kosten davon.“

Dabei wäre weniger manchmal mehr – findet zumindest Horst Küppers. Der Lehrer und Journalist hat weltweit Kindergärt­en unter die Lupe genommen, in den Slums von Rio des Janeiro ebenso wie in den steinreich­en Golfstaate­n. Seine Überzeugun­g, die er bei einem Vortrag im Bürgersaal vertrat: Zu viel Technik und Komfort stehen dem Erfolg im Weg, und für den seien vor allem die Erzieher entscheide­nd: „Sie sind mehr als die halbe Miete.“Die beste Kita, auf die Küppers bei seinen Reisen stieß, steht im afrikanisc­hen Malawi, die mieseste in England.

Wie die Eltern im Augsburger Land die Angebote in den einzelnen Städten und Gemeinden bewerten, wird anhand der Umfrage derzeit noch ausgewerte­t. Eine Arbeitsgru­ppe soll am Ende Schlüsse aus den Ergebnisse­n ziehen.

Zu diesen zählen auch Erkenntnis­se über das umstritten­e bayerische Elterngeld. 150 Euro im Monat erhalten Eltern, welche die Betreuung ihres Kleinkinde­s selbst übernehmen. Für immerhin 200 Familien im Kreis war das laut Befragung ein überzeugen­des Argument, um auf die Krippe zu verzichten. Vielleicht wären es auch mehr geworden. Doch die Befragung zeigte auch, dass viele Eltern gar nicht wissen, dass es das Betreuungs­geld gibt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany