Augsburger Allgemeine (Land Nord)
In den Kitas sind Plätze und Personal knapp
Gesellschaft Bei einer Befragung sagen Eltern, was sie wollen und brauchen. Ein wunder Punkt sind die Betreuungszeiten
Der Nachwuchs als Jobbremse – das ist trotz der Millioneninvestitionen in Kindergärten und -krippen in vielen Familien im Augsburger Land noch Realität. Das zeigt eine aktuelle Elternbefragung des Landkreises Augsburg, für die 8000 Fragebögen ausgewertet wurden. Sie hatte sich an Familien mit Kindern im Krippen-, Kindergarten- und Grundschulalter gerichtet.
Das Ergebnis: Bei einem Viertel der Familien steht das Fehlen eines passgenauen Betreuungsangebots dem Job eines Elternteils im Weg. Als Schwachpunkte nannten Eltern in der Befragung fehlende Angebote in den Abendstunden sowie in den Ferien.
Nach den nun vorliegenden Daten kommt bereits mehr als die Hälfte der Grundschüler nicht mehr mittags nach Hause, sondern ist in einer Mittagsbetreuung, einem Hort oder einer Ganztagsklasse. In den Städten des Landkreises liegt der Wert sogar bei 60 Prozent.
Diese Zahlen nannte Jugendhilfeplaner Günter Katheder-Göllner am Dienstagnachmittag bei einer Informationsveranstaltung im Stadtberger Bürgersaal. Dort nahmen Vertreter des Landratsamtes zusammen mit vielen Erzieherinnen aus den Einrichtungen im Kreis eine Standortbestimmung vor. Die Anregungen und Vorschläge der Praktikerinnen sollen in die künftigen Pläne von Landkreis und Kommunen ebenso einfließen wie die Ergebnisse der Elternbefragung zum Thema „Was Eltern ollen und brauchen“.
Eines ist jetzt schon klar: Obwohl die Städte und Gemeinden in den vergangenen Jahren Millionen in Krippen und Kindergärten gesteckt haben, fehlen immer noch Plätze. Das sagte Landratsstellvertreterin Anni Fries. Auslöser für diese Entwicklung seien die Zuzüge junger Familien ins Augsburger Land sowie mehr Geburten. Mit mehr als 2300 Babys wurde vergangenes Jahr der bisherige Höchstwert des noch jungen Jahrtausends erreicht. Zudem, so Fries, würden die Erwartungen der Eltern an die Qualität steigen. Dabei haben Kindergärten, Krippen und Horte ein Problem: Sie tun sich immer schwerer, genügend Fachkräfte zu bekommen.
Derweil stöhnen die Träger der Einrichtungen über die finanziellen Belastungen. Stadtbergens Bürgermeister Paul Metz, inzwischen „Herr“über mehr als 400 KitaPlätze in seiner Stadt: „Der Staat sagt, was wir alles tun sollen, und uns laufen die Kosten davon.“
Dabei wäre weniger manchmal mehr – findet zumindest Horst Küppers. Der Lehrer und Journalist hat weltweit Kindergärten unter die Lupe genommen, in den Slums von Rio des Janeiro ebenso wie in den steinreichen Golfstaaten. Seine Überzeugung, die er bei einem Vortrag im Bürgersaal vertrat: Zu viel Technik und Komfort stehen dem Erfolg im Weg, und für den seien vor allem die Erzieher entscheidend: „Sie sind mehr als die halbe Miete.“Die beste Kita, auf die Küppers bei seinen Reisen stieß, steht im afrikanischen Malawi, die mieseste in England.
Wie die Eltern im Augsburger Land die Angebote in den einzelnen Städten und Gemeinden bewerten, wird anhand der Umfrage derzeit noch ausgewertet. Eine Arbeitsgruppe soll am Ende Schlüsse aus den Ergebnissen ziehen.
Zu diesen zählen auch Erkenntnisse über das umstrittene bayerische Elterngeld. 150 Euro im Monat erhalten Eltern, welche die Betreuung ihres Kleinkindes selbst übernehmen. Für immerhin 200 Familien im Kreis war das laut Befragung ein überzeugendes Argument, um auf die Krippe zu verzichten. Vielleicht wären es auch mehr geworden. Doch die Befragung zeigte auch, dass viele Eltern gar nicht wissen, dass es das Betreuungsgeld gibt.