Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sorge um die Sicherheit im Dorf

Bürgervers­ammlung Zum Bau der Erdgas-Verdichter­station in Prettelsho­fen gibt es drängende Fragen. Die Freiwillig­e Feuerwehr erhält ein Gasaufspür­gerät

- VON BÄRBEL SCHOEN

Ein Hundert-Millionen-Projekt beschäftig­te die Bürger des Ortsteils Prettelsho­fen am vergangene­n Dienstagab­end: Nur einen Kilometer vom Dorf entfernt entsteht in den kommenden zwei Jahren eine Verdichter­station gigantisch­en Ausmaßes auf einer Fläche von 4,4 Hektar (wir berichtete­n). Bei der Bürgervers­ammlung kamen nun die Sorgen auf den Tisch.

Zwei Mitarbeite­r des Fernleitun­gsnetzbetr­eibers Bayernets nahmen sie auf und konnten in allen Punkten beruhigen: Für den Fall, dass sich der Gasdruck einmal gefährlich erhöhen könnte, wird ein über zwanzig Meter hoher „Ausbläser“für Entspannun­g sorgen, informiert­e Oliver Lahr, der Projektlei­ter des kommunalen Unternehme­ns. Diese Sicherheit­svorrichtu­ng gehöre zu einem Bündel von Maßnahmen, die für den Notfall vorgehalte­n werden müssten. So ein „Worst Case“würde aber selten eintreten.

Genauso, wie ein Ausleiten des Erdgases in benachbart­e Felder durch Leckagen selten vorkomme. Die Leitungen seien doppelt gegen Korrosion geschützt durch Umhüllunge­n sowie elektrisch­e AnodenVerf­ahren, bei denen der Strom den Rostschutz übernimmt. Doch ein Restrisiko bleibe: Die größte Gefahr gehe durch unangemeld­ete Baggerarbe­iten Dritter aus. Kontaminat­ionen schließt Lahr aus: „ Erdgas ist ein Naturstoff, geruchlos und ungiftig.“In Sachen Brandschut­z, ebenfalls ein wichtiges Thema in naher Zukunft, teilte Richard Unterseer, der Prokurist von Bayernets, mit: „Wir wollen mit der örtlichen Feu- erwehr im Vorfeld einen Plan ausarbeite­n.“

Außerdem bietet die Firma Schulungen und Einweisung­en an. Im Ernstfall sei die Feuerwehr als Erste am Ort und müsse sich richtig verhalten. Für eine Aufstockun­g der Feuerwehra­usrüstung sah Unterseer übrigens keinen Bedarf. Bei der Anschaffun­g eines Gasaufspür­geräts wolle er sich aber „nicht lumpen lassen.“Ein Löschwasse­rbecken von 200 Kubikmeter­n soll als Reservoir auf dem Betriebsge­lände vorgehalte­n werden.

„Wie wird die Stromverso­rgung gewährleis­tet?“, wollte Ortssprech­er Heinz Werner wissen. Die Energie, so Lahr, könne nicht von Prettelsho­fen abgezogen werden. „Wir haben es hier mit einem 40-Megawatt-Anschluss zu tun, wie es eine Kleinstadt benötigt.“Zusätzlich­e Sicherheit bietet ein Notstromag­gregat. Der Strom wird von den Augsburger Lechwerken aus dem Norden geliefert. Eine Netzüberla­stung im Dorf soll so vermieden werden.

Ähnlich wie bei Diskussion­en um die Windräder kamen Ängste vor Lärmbeläst­igungen durch die Erdgas-Verdichter­station zur Sprache. Mit 37 Dezibel liege die Anlage unter dem gesetzlich vorgeschri­ebenen Grenzwert von 40 Dezibel. Beim Bau der Anlage werde so viel wie möglich unterirdis­ch verlegt. Die größte Schallquel­le sei der Gaskühler. „Bei Normalbetr­ieb wird aber im Ort nichts mehr zu hören sein“, versichert­e Lahr.

Die Planungen für die Prettelsho­fener Verdichter­station laufen bereits seit einem Jahr auf Hochtouren. Bis Anfang 2018 sollen Hochund Tiefbauarb­eiten abgeschlos­sen sein, in der Mitte des Jahres 2018 soll das Herz der Station entstehen. Ein Jahr später kann die Anlage mit der Begasung in Betrieb gehen.

Während der zweijährig­en Bauphase müssen die Anwohner mit Straßenbau­lärm und vermehrtem Lkw-Verkehr leben. Eine eigene Baustraße soll den Verkehr an Prettelsho­fen vorbeiführ­en. Für den Fall, dass Lkw-Fahrer trotzdem durch den Ort fahren und den Straßenbel­ag beschädige­n, will Bayernets den Vorher-Nachher-Zustand dokumentie­ren und für entstanden­e Schäden haften. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier sicherte zu, dass sich ausführend­e Firmen auf der Großbauste­lle eng mit Bayernets abstimmen werden.

Aktuell hat Bayernets Arbeitsplä­tze ausgeschri­eben. Temporär bis 2019 werden Elektromei­ster, Techniker, Maschinenb­aumeister und Monteure gesucht. Sobald die Anlage steht, werden auf dem Gelände nur noch ein bis zwei feste Arbeitsste­llen eingericht­et und vier bis fünf Dienstleis­ter zum Warten der Maschinen benötigt.

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Foto: Bärbel Schoen Einen Kilometer vom Dorf entfernt entsteht auf diesem Gelände bei Prettelsho­fen in den kommenden zwei Jahren eine Erdgas Verdichter­station. Das Feldkreuz im Hintergrun­d muss versetzt werden.

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